Christian Mucha: "Das ist die
größte Idee meines Lebens"

Wie beinahe immer, wenn Christian W. Mucha wegen eines gelungenen Coups diabolische Freude empfindet, beginnt seine Stimme, laut und sonor zu werden. Diesmal droht der Wiener Verleger, vor Stolz über sein jüngstes, selbstloses Unterfangen zu platzen, als er zu News ins Telefon trompetet: "Sie alle haben zurückgezogen. Alle. Weil sie nicht wissen, wie man an Impfstoff herankommt. Das weiß nur ich."

von Luxusimpfreisen - Christian Mucha: "Das ist die
größte Idee meines Lebens" © Bild: Lukas Ilgner/News

Die Siegesgewissheit des 67-jährigen Medienmachers -er verlegt Zeitschriften über Medien, Touristik und Luxus -hat, wie er dem Autor dieser Zeilen mit Nachdruck versichert, mit "der stärksten Idee meines Lebens" zu tun. Mucha will nämlich der Corona-Pandemie, die die ganze Welt knechtet und in ihrer Freiheit limitiert, einen Tritt verpassen, indem er hochklassige Impfreisen anbietet.

»Die Preisskala ist natürlich nach oben offen«

Auf seiner Seite impfreisen.at ist nachzulesen, was gleichermaßen Immunisierungs-wie Reisewillige erwartet: Pauschalreisen mit einem Paket aus Flug, Hotel, Verpflegung und der magischen Covid-Impfung. Selbstredend hat der umtriebige Selfmade-Millionär gleich drei Packages für die Impf-Expeditionen zur Hand. Die günstigste Reise soll 3.000 bis 4.000 Euro, das sogenannte Vorteilspaket das Doppelte kosten und das Luxuspaket bei 20.000 Euro pro Person beginnen.

© privat / frei Auf den Malediven ersann Christian Mucha, hier mit Ehefrau Ekaterina, das Konzept für die Impfreisen

Diese Reiseziele sind im Gespräch

"Die Preisskala ist natürlich nach oben offen. Wenn jemand etwas ganz Exklusives wie die Präsidentensuite im Burj al Arab in Dubai mit Butler und Rolls-Royce will, kann das schon 70.000 Euro ausmachen", fügt Mucha hinzu, der mögliche Destinationen noch nicht genannt hat. Doch News konnte in Erfahrung bringen ,dass an ein Ziel entlang der Seidenstraße, eines in der Karibik, und an ein Nah-wie Fernost-Ziel gedacht ist.

Zehntausende wollen Impfreisen

Mit der Gewisshet "Wenn die Impfung nicht zu uns kommt, dann gehen wir doch zur Impfung" legte der umtriebige Verleger mit "der größten Idee meines Lebens" los. Er suchte sich einen Reiseveranstalter ("Ich bin kein Reisebüro, ich habe nur die Idee entwickelt und halte die Rechte an allem") und harrte der Dinge, die schneller kamen, als er dachte: "Wir hatten bereits am ersten Tag 1.000 unverbindliche Anmeldungen, jetzt stehen wir bei mehr als 10.000. Das Ding geht richtig durch die Decke."

»Wenn die Impfung nicht zu uns kommt, dann gehen wir doch zur Impfung«

Und während halb Österreich und somit auch die Interessentenschaft an der Reise meinte, die Schutzimpfung würde an einer der Traumdestinationen verabreicht, lässt Mucha via News die Fledermaus aus dem Sack: "Wir müssen nicht nach Dubai oder sonstwohin fliegen, um dort zu impfen, sondern wir nehmen ein Flugzeug, bringen damit den Impfstoff auf den Flughafen Schwechat, checken die Leute ein und verabreichen die Impfung auf einem Flug zu einer Nahdestination.

© privat / frei Verleger Christian Mucha versucht sich jetzt als Pandemie-Bekämpfer

Unsere Ärzte und Allergieexperten sind an Bord Der Impfstoff wird nie eingeführt. Um etwaige Impfreaktionen abzuwarten, gehen wir erst einige Tage danach auf die Reise. Nach dem Rückflug wird die zweite Impfdosis verabreicht, und das bedeutet, dass ich nicht auf etlichen Inseln medizinisches Personal und qualifizierte Kliniken suchen muss."

Doch wie an einen Impfstoff kommen?

Einen verifizierten, der auch in der EU zugelassen ist? Ein Problem, an dem schon alle anderen Anbieter vom britischen Knightsbridge Circle bis zum kanadischen Privatjetbetreiber Momentum Jets gescheitert sind, was Mucha zu eingangs erwähntem Freudenausbruch hingerissen hat. Denn es seien, so Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Impfabteilung im Gesundheitsministerium, in der EU zugelassene Impfstoffe derzeit nicht auf dem Privatmarkt erhältlich und nicht zugelassene nur in Einzelfällen aus Drittländern für spezifische Fälle unter Einhaltung aller rechtlichen Bestimmungen von Ärzten zu bekommen, verfügt das Arzneiwareneinfuhrgesetz. "Private dürfen nicht zugelassene Medikamente nicht selber einführen."

So zerstreut Mucha die Bedenken

Doch Mucha gilt als streitbar. Deshalb zerstreut er auch die Bedenken des Gesundheitswissenschaftlers Franz Kolland, der sich Sorgen um die Herkunft der Vakzine macht: Wem denn der Impfstoff im globalen Süden weggenommen werde, wollte der Gelehrte wissen. Niemandem, antwortet Mucha indirekt, wenn er beteuert, vier Quellen zur Impfstoff-Beschaffung an der Hand zu haben. Nennen will er jedoch keine. Nur so viel: "Ich will nur zertifizierte Impfstoffe haben. Es darf keine Kochsalzlösung sein, schließlich stehe ich mit meinem Namen hinter den Reisen." Auch russische und chinesische Produkte will Mucha nicht ausschließen.

Warum er Menschen auch gratis mitnehmen will

Antrieb für seine Impfreisen, die, wenn Impfdosen und Flieger organisiert und die Destinationen festgelegt sind, Ende März starten sollen, sei keineswegs der schnöde Mammon. Abgesehen davon, das Mucha "jeden Zehnten, der schlüssig begründen kann, warum er mittellos ist", gratis mitnimmt, will mit seiner Aktion die Mitmenschen zum Umdenken anregen: "Wenn die Impfgegner sehen, dass mehr als 10.000 Menschen 3.000 bis 40.000 Euro für eine Impfreise berappen, dann werden sie ihre Meinung wohl ändern. Und sich - gratis - impfen lassen."

Der sonst im Medienbereich umtriebige Unternehmer ist bezüglich des Zustandekommens der Impfreisen ziemlich optimistisch, wenngleich er einräumt, dass ihm noch diverse Faktoren einen Strich durch die Rechnung machen können. Vor allem das Zustandekommen eines rechtsgültigen Impfpasses macht ihm Sorgen. "Ohne den gibt's die Reisen nicht. Nicht mit mir."