Schwarzer Zahltag

Hat Lopatka am 28. Februar 2005 im Kaffeehaus Geld übernommen?

Je dichter die Puzzleteile im ÖVP-Parteifinanzierungsskandal aneinanderliegen, desto klarer wird das Bild. Für die Volkspartei sieht dieses schon länger nicht mehr besonders gut aus. Nun kommt jedoch auch ihr Klubobmann im Nationalrat, Reinhold Lopatka, unter Druck.

von
NEWS BLEIBT DRAN - Schwarzer Zahltag

News berichtete vergangene Woche über eine verräterische Computerdatei, die Korruptionsermittler sichergestellt haben. Es handelt sich um die schwarze Liste eines echten Insiders. Darauf findet sich auch der Name Lopatkas, und zwar als Geldübernehmer aus einer Quelle, die seit Jahren im Zentrum der Ermittlungen steht. Es geht um die Agentur Mediaselect, über die unter anderem mutmaßliche illegale Spenden großer Unternehmen für die Volkspartei gelaufen sein sollen.

Noch bevor der Artikel fertig war, hat Lopatka News per Presseaussendung mit Klage gedroht. News berichtete trotzdem. Danach schickte Lopatka ein E-Mail, in dem er erneut betonte, "nie einen Cent erhalten" zu haben. Am 28. März 2005 sei er außerdem nachweislich in Italien gewesen. Die "Inhalte und Daten des Artikels" würden jeder Grundlage entbehren. Dieses angebliche Italien-Alibi hat Lopatka bereits knapp nach Erscheinen des News-Artikels öffentlich gemacht. In der Tageszeitung "Österreich" hieß es sogar, der damalige ÖVP-Generalsekretär sei zum angegebenen Zeitpunkt bei den Osterfeierlichkeiten des Papstes in Rom gewesen. Das dementierte eine Sprecherin Lopatkas später: Rom ja, aber nicht beim Papst.

Probleme mit dem Alibi

Für die Frage, wie glaubwürdig die schwarze Liste des ehemaligen Mediaselect-Steuerberaters ist, spielt das keine Rolle: Der angebliche Geldübergabe-Termin im Wiener Café Griensteidl fand laut schwarzer Liste nämlich nicht am 28.3.2005 statt, als Lopatka in Italien war, sondern am 28.2.2005 (siehe Faksimile). Beim voranstehenden Listeneintrag, in dem es um einen deutlich kleineren Betrag geht und in dem der Verweis "persönlich übergeben (siehe 28.3.2005)" enthalten ist, dürfte dem Steuerberater offensichtlich ein Tippfehler passiert sein. Es gibt in der Liste keinen Eintrag zum 28.3.2005. Ein Verweis darauf wäre also gar nicht möglich. Inhaltlich scheint es logisch, dass auch hier der 28.2.2005 gemeint war. Dass es sich nicht umgekehrt beim Griensteidl-Eintrag um einen Datierungsfehler handelt, ergibt sich aus einem gefundenen und mit dem Eintrag in der schwarzen Liste exakt korrespondierenden Barscheck vom 28.2.2005. Dieser weist noch dazu einen zur ÖVP passenden Buchungsvermerk auf.

28. Februar 2005: Laut schwarzer Liste soll Lopatka Geld übernommen haben - für Anwaltskosten Grassers in der Homepage-Affäre

ZUM VERGROESSERN AUF DAS BILD KLICKEN!

28. Februar 2005: Lopatka macht eine Aussendung - zu Grassers Homepage-Affäre

News hat von vornherein auch auf Punkte verwiesen, die die schwarze Liste infrage stellen könnten. So müsste der Steuerberater zwar mit den beschriebenen Verbuchungsvorgängen vertraut gewesen sein, bei den angeblichen Treffen war er aber nicht dabei. Diesbezügliche Informationen könnten eventuell von der damaligen Mediaselect-Chefin Birgit G. gekommen sein. Diese ist mittlerweile verstorben und kann nicht mehr befragt werden.

News hat aber auch so herausgefunden, womit sich Lopatka an jenem Tag beschäftigte, an dem die 17.400 Euro für Anwaltskosten von Finanzminister Karl-Heinz Grasser übergeben worden sein sollen: Der damalige ÖVP-Generalsekretär hat eine - mit der Ortsangabe "Wien" versehene - Presseaussendung ausschicken lassen. Und die könnte kaum besser zum Eintrag in der schwarzen Liste passen. Genau wie in dieser ging es nämlich um Grasser und um die Homepage-Affäre. Just am 28. Februar 2005 war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft diesbezügliche Ermittlungen einstellen würde. Lopatka wies in der Aussendung Kritiker in die Schranken. Ob die ÖVP mit ihrem Finanzminister vereinbart hatte, Anwaltskosten zu übernehmen, geht daraus natürlich nicht hervor. Dass die Causa für Lopatka just an diesem Tag ein großes Thema war, sehr wohl.

Grasser hat erklärt, seine Anwaltskosten selbst getragen zu haben. Im "Mittagsjournal" von Ö1 sagte sein Anwalt zuletzt, die Kosten seien deutlich niedriger gewesen und von einer Rechtsschutzversicherung refundiert worden. Er verwies jedoch auch auf die Berechnungsgrundlage nach dem Anwaltstarif: genau 17.400 Euro.

Alle Betroffenen haben sämtliche Vorwürfe immer bestritten. Die Dichte an Zufällen scheint aber bemerkenswert.

News BLEIBT DRAN

Schwarze Liste. News berichtete vergangene Woche über eine Computerdatei, die von der Justiz beim ehemaligen Steuerberater der Agentur Mediaselect sichergestellt wurde. Diese belastet Reinhold Lopatka, gegen den bisher nicht ermittelt wird. Auf eine öffentlichkeitswirksame Klagsdrohung gegen News folgte ein Verweis auf ein nicht haltbares Alibi. Nun ist klar, was Lopatka am Tag der angeblichen Geldübergabe wirklich getan hat.

Kommentare

Oliver-Berg

Lopatka, seine Statements, seine Intrigen waren schon immer für einen Stauner gut. Aber da nun Mr. Weisse Weste und Mr. geschickte Intrige selbst Opfer einer Denunzierung geworden ist, gilt ihm unser aller Mitgefühl. Und möge die pseudochristlich-intrigante Partei bei der nächsten Wahl die Ernte für das Verhalten Ihres untadeligen Funktionärs einfahren, am besten einstellig in Prozenten.

Vielleicht sollte man mal bei den Richtern und Anwälten nachhaken, wie viel in unserer Bananenjustiz Geld über den Kaffetisch wandert. Weiss doch eh jeder, dass Trinkgelder geben zu einem erfolgreichen Arbeitstag dazu gehören.

Es gibt nichts Schlimmeres als Politiker und die Zeitungen sind ja alle parteilos und dürfen gewisse Dinge nicht schreiben!!! Trauriges Österreich!!!!

HC-Krache melden

Solange alle Vorhabensberichte der Staatsanwälte direkt an die ÖVP Parteizentrale...Entschuldigung natürlich an das von der ÖVP geführte unabhängige Justizministerium gehen u. der "derzeitige Justizminister" sogar einen Weisenrat braucht (das muss man sich vorstellen) weil dieser vorher selber in solchen Fällen als Advokat der ehrenwerten Gesellschaft involviert war...............

giuseppeverdi melden

Ja aber dort werden nicht nur "Schwarze" geschützt sondern Politiker allgemein. Erinnern wir uns nur an die Top-Team-Affäre vom Roten LH von Kärnten, Dr. Kaiser. Da war laut Pressemeldungen die Anklage, wegen der Kaiser gesagt hat, er würde zurücktreten, angeblich bereits fertiggestellt, da sandte man sie zurück um "Nacherhebungen" zu pflegen, damit Kaiser nicht vorzeitig zurücktreten muss.....

giuseppeverdi melden

....Seitdem hört man von dieser Anklage trotz Urgenzen nichts mehr. Und ich habe z.B. die Krone und die Kleine Zeitung aufgefordert doch einmal nachzufragen was denn mit dieser Anklage los sei. Ich bekam nicht einmal eine Antwort von den Zeitungen. Nun soll noch jemand sagen, dass da Korruption keinen Rolle spielt (es gilt die Unschuldsvermutung)

parteilos melden

Alle sind so was von unschuldig.... gg

Henry Knuddi
Henry Knuddi melden

also zu 98% sind alle beamten beim GÖÖD, egal welches ministerium, polizei, heer, post(jetzt JM+IM) - nicht ÖBB

also ist es egal wo - Lopatka ist geschützt vom GÖÖD
daher darf er weiterbasteln an ÖVP-FPÖ-regierung, wenn ÖVP unter 10% rauscht, dann ist er auch weg vom futtertrog

Seite 1 von 1