Gery Keszler: "Ich
habe mich mit HIV infiziert"

Organisator widmete Life Ball einem erst kürzlich an Aids verstorbenen Freund

Mag der Life Ball noch so schrill sein, spätestens bei der Rede von Organisator Gery Keszler bei der Eröffnung am Samstagabend ist der tatsächliche Hintergrund des Events für alle Besucher greifbar geworden. Völlig unerwartet berichtete Keszler davon, sich selbst in Australien in seinen 20ern mit dem HIV-Virus infiziert zu haben. "Ich war einer der ersten in Österreich, der sich infiziert hat", sagte er.

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Emotionale Rede - Gery Keszler: "Ich
habe mich mit HIV infiziert" © Bild: News Zach - Kiesling Roman

Es gehe ihm gut mit seiner Krankheit. Und: "Ich will den Betroffenen Mut machen." Ob er kommendes Jahr die Gala brauche, wisse er nicht, doch er dankte den Gästen für die enorme Unterstützung. "Egal, was man ist (...), herzlich willkommen beim Life Ball", rief er unter tosendem Applaus. Viele Besucher hatten die Rede aber gar nicht mitbekommen.

Keszler würdigt an Aids verstorbenen Freund

Gery Keszler widmete den Ball dem erst kürzlich an Aids verstorbenen Freund Horstl, ein langjähriger Mitarbeiter des Life Ball-Teams, dessen Tod für Keszler eine "unerwartete Katastrophe" war. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich 2015 den Ball einem Freund widmen muss. Den goldenen Life Ball widme ich dir, Horstl!", sagte Keszler.

Das Charity-Event, das seit Jahrzehnten enorme Geldsummen für die Aidshilfe sammelt, ist Samstagabend in seiner 23. Ausgabe gewohnt opulent über die Bühne gegangen. "Viele lieber wäre es mir, dass das Fest gar nicht notwendig ist, weil wir Aids besiegt haben", sagte Keszler.

Mr. Life Ball Gery Keszler

Eigentlich begann Gery Keszlers Leben recht bürgerlich: Am 27. Juli 1963 wurde er in Mödling geboren, ab 1977 absolvierte er eine Ausbildung zum Feinmechaniker in der HTL in Mödling - und arbeitete sechs Monate bei einer Optikfirma. Doch dann mit knapp 20 Jahren beschloss Keszler, nur mehr zu machen, worauf er Lust hat. Und dazu zählt mittlerweile hauptsächlich der Life Ball.

Nach Reisen durch Australien und Südostasien kam er in den 1980er-Jahren nach Österreich zurück und ließ sich zum Visagisten ausbilden. 1987 verlegte er seinen Wohnsitz nach Paris und wurde bald zu einem der erfolgreichsten Visagisten in der boomenden Modeszene. Er arbeitete für namhafte französische Medien (u.a. "Vogue", "Depeche Mode" und "Marie Claire") und internationale Top-Designer wie Thierry Mugler, Vivienne Westwood oder Jean-Paul Gaultier als Make-up-Artist.

So entstand der Life Ball

Mit dem Aufkommen von Aids waren die unbeschwerten Jahre vorbei. Da kaum jemand in der Modeszene keine Freunde hatte, die nicht HIV-positiv waren, wurden überall Charity-Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Keszler gründete gemeinsam mit seinem besten Freund, dem Arzt Torgom Petrosian, den Verein Aids Life. Schließlich wurde beschlossen, in Österreich einen Event zu organisieren. Der Life Ball war geboren, das erste Fest fand 1993 statt. Der Erfolg war allerdings von einer privaten Tragödie überschattet: Petrosian verstarb nach dem Premieren-Ball an Aids.

Erfolgreichste Charity-Veranstaltung der Welt

Was als einmaliges Fest im Wiener Rathaus geplant war, wurde schließlich zu einer der spektakulärsten und erfolgreichsten Charity-Veranstaltung auf der ganzen Welt. "Keiner wusste, ob der Ball funktionieren wird. Aids war damals eine unheilbare Schwulenpest, jeder hatte Freunde verloren", erinnerte sich der Moderator der Premiere, Alfons Haider. Doch nach den ersten Acts sei klar gewesen: Hier wurde etwas Großes geboren.

Kommentare

wurstcase

Eine reine Keszler Show der LifeBall...
Und unterm Jahr hört man dann wieder
gar nichts von ihm.

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