Wir finden dich toll, weil du anders bist – das ist die vorgebliche Botschaft jener, die das amerikanische Model Chantelle Brown-Young in den sozialen Netzwerken zur globalen Berühmtheit hypten. Die eigentliche Botschaft ist aber jene der grenzenlosen Selbstverliebtheit: Wir finden toll, dass wir dich toll finden! Like, like. Sieh her, wir machen dich zum Sinnbild unserer unendlichen Toleranz! Like, like. Die arme Chantelle, sie wird, nicht zuletzt auch aus finanziellem Kalkül, ausgestellt wie früher menschliche Jahrmarktattraktionen. Damals begegnete man Menschen, die nicht den gängigen Normen entsprachen, mit ausgestrecktem Zeigefinger. Heute mit gehobenem Facebook-Daumen. Wo liegt der essentielle Unterschied?
Früher Zeigefinger, heute Daumen
David Pesendorfer über das zynische Spiel mit Chantelle Brown
