Letzte Begegnung mit Qualtinger

Die Begegnung am 16. September 1986 bleibt eine der prägenden meines Lebens

von Heinz Sichrovsky © Bild: News

Die Begegnung am 16. September 1986 bleibt eine der prägenden meines Lebens. Früh am Morgen hatte mich Helmut Qualtingers Manager Michael Lewin angerufen: „Er will dich sehen. Bring keinen Fotografen mit.“ Also brach ich mit bangen Vermutungen in die interne Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses auf und führte dort das letzte Interview mit einem der größten Satiriker in der Geschichte dieses an freiwilliger und unfreiwilliger Satire reichen Landes.

Der riesige Leib glühte wie ein Sonnenball, denn er wehrte sich mit schwindender Kraft gegen einen Gelbsuchtsanfall, das finale Symptom der Leberzirrhose. Jörg Haider hatte sich soeben mit Bier und Gloria zum FPÖ-Vorsitz geputscht; die Parallelen, die Qualtinger zu den Ereignissen der Dreißigerjahre in Deutschland zog, waren glasklar und könnten bruchlos ins Heute übertragen werden. Eine Weltkarte aus einem Untersuchungsraum, die die Verbreitung der Malaria darstellte, quälte ihn in seinen Fieberträumen: Wie das Elend hoffnungslos der Wohltätigkeit davonrenne, das relativiere sogar das eigene Leiden. Nach 20 Minuten war er erschöpft, und zehn Tage später gab er den Kampf verloren.

Das ist 30 Jahre her, und bedenkt man, wie umfassend andere vergessen wurden, ist Helmut Qualtinger zum Jahrestag beinahe so gegenwärtig, wie es erforderlich wäre.

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