Lemo: Raue Stimme, weiches Herz

Über seinen Erfolg, die Liebe, den Song Contest und was er anderen Musikern rät

von LEMO © Bild: Kidizin Sane

Du hast 2015 beim Vorentscheid zu Song Contest „Wer singt für Österreich?“ mitgemacht. Eine Show, die im ORF ausgestrahlt wurde. Wie viel hat dir das gebracht und warum hast du mitgemacht?
Wie viel es gebracht hat, ist schwer zu sagen. Ich denke, jedes bisschen Promotion hilft weiter und wenn ein paar Leute hängenbleiben und dann zum nächsten Konzert kommen, war‘s schon ein Erfolg. Das ist eben auch der Grund, warum ich da mitgemacht habe. Es war einfach eine gute Gelegenheit meine Musik einem breiten Publikum zu zeigen.

Verfolgst du den Song Contest noch?
"Verfolgen" wäre übertrieben, aber der Song Contest selbst ist schon jedes Jahr ein Fixpunkt. Das hat halt einen ganz eigenen Flair, da kann man lästern und lachen. Aber in den letzten Jahren waren teilweise richtig gute Songs dabei.

»In dem Song geht es um ein Beziehungsende«

Derzeit bist du mit „Der Himmel Über Wien“ im Radio zu hören. Um was und vor allem um wen geht es in dem Song? Heißt das, dass du jetzt Single bist?
Es geht in dem Song tatsächlich um ein Beziehungsende, das hat aber keinen aktuellen Bezug zu meinem Leben. Manchmal versetze ich mich beim Songschreiben in Situationen aus meiner Vergangenheit, wenn sonst gerade nichts Aufregendes passiert.

Welche wird deine nächste Singleauskopplung sein?
Da müssen wir uns im Team noch einig werden, aber im Moment sieht‘s nach "So wie du bist" aus. Ein Liebeslied.

Warum singst du auf Deutsch? Planst du auch Lieder auf Englisch?
Ich habe lange Zeit auf Englisch geschrieben, weil die Sprache um einiges gefälliger zu singen ist. Deutsch ist da oft kantiger, die Betonung liegt eher auf den Konsonanten, was es für mich am Anfang sehr schwierig gemacht hat. Da muss man schon sehr genau überlegen welche Worte man wie einsetzt, damit das Ganze eine runde Sache wird. Andererseits kann ich mich auf Deutsch natürlich um einiges besser ausdrücken und sprachlich in die Tiefe gehen. Abgesehen davon macht es live einen riesigen Unterschied wenn die Leute wirklich verstehen, worum es in den Songs geht. Da bekommt man eine ganz andere Verbindung zum Publikum.

Du bist schon mit Milo, James Blunt, Revolverheld und Co. aufgetreten. Was ist das tolle daran und wer hat dich warum am meisten begeistert?
Es ist natürlich eine super Sache, wenn man die Möglichkeit bekommt vor so vielen Leuten zu spielen, aber es ist auch klar, dass keiner primär da ist um sich die Vorband anzuschauen. Da muss man oft ein bisschen kämpfen, um die Leute zu kriegen. Es ist aber auf jeden Fall eine gute Schule. Von all den Acts, die ich in den letzten Jahren supportet habe, hat mich wohl Joris am meisten beeindruckt. Wir gehen musikalisch in eine sehr ähnliche Richtung, er hat eine fantastische Band und man merkt einfach, dass die sich persönlich sehr gut verstehen und dass es ihnen wahnsinnig Spaß macht Musik zu machen. Das habe ich bei einigen der "großen" Acts ein bisschen vermisst.

Hast du von ihnen etwas lernen können?
Revolverheld beispielsweise haben eine sehr abwechslungsreiche Show, da passiert ständig was Neues, das wird nie fad. Da kann man sich auf jeden Fall Einiges abschauen. Es ist auch sehr beeindruckend zu sehen, wie gut koordiniert und professionell die Abläufe bei so großen Produktionen sind.

» Damit hab ich ein großes Lebensziel erreicht«

Was sind deine weiteren Ziele?
Jetzt kommt mal mein erstes Album raus, damit hab ich schon ein großes Lebensziel erreicht. Abgesehen davon will ich einfach so weiter machen wie bis jetzt und das ganze Projekt auf die nächste Stufe bringen. Ich denke, wir haben ein wirklich gutes Debütalbum abgeliefert und darauf kann man jetzt mal aufbauen. Ich schreibe aber natürlich schon fleißig für das nächste.

Kannst du von der Musik leben oder hast du noch einen anderen Job?
Im Moment mache ich praktisch nur Musik und bin noch immer nicht verhungert, also ja, es geht sich schon aus. Aber ich arbeite immer wieder mal beim ORF, was ich mir auch auf jeden Fall als Option behalten will. Man weiß ja bei der Musik nie so genau wie‘s laufen wird, das lässt sich auch nicht planen. Deswegen denke ich, dass es gut ist da noch was als Backup zu haben.

»Man sollte in erster Linie Musik machen, weil es einen erfüllt«

Was würdest du jüngeren Musikern raten? Wie schafft man es „berühmt“ zu werden und auf Ö3 gespielt zu werden?
Ich glaube, wenn man sich das Ziel setzt berühmt zu werden, ist das schon mal der falsche Ansatz. Man sollte in erster Linie Musik machen, weil es einen erfüllt, oder man einfach Spaß an der Sache hat, sonst wird man das auch nicht lange durchhalten. Und durchhalten ist glaube ich die nächste wichtige Sache, da kommen schon viele Durststrecken auf einen zu und da braucht man oft einen wirklich langen Atem. Ich denke, dass viele junge Musiker sich zu schnell entmutigen lassen, wenn nicht sofort die großen Erfolge da sind. Es kann sicher auch nicht schaden sich zu informieren, wer die Musik produziert, die man selber gut findet und zu versuchen mit diesen Leuten in Kontakt zu treten. So habe ich zum Beispiel meine beiden Produzenten kennengelernt. Networking ist schon eine wichtige Sache, vor allem wenn man in so einem kleinen Land wie Österreich Musik macht. Da ist die Szene wirklich überschaubar. Wenn man die richtigen Leute um sich hat und die Musik gut ist, dann funktioniert das Ganze auch. Mit einem Quäntchen Glück natürlich.

Konzert in Wien

Mi, 18.05.16, 20:00 Uhr im WUK
Währingerstrasse 59, 1090 WIEN
Tickets um 17,90 Euro gibt es hier

Zur Person

Der 29-jährige Grazer hat schon einige Bandprojekte hinter sich und 2015 bei der ESC-Ausscheidungsshow im ORF "Wer singt für Österreich?" mit seinem Lied "So leicht" mitgemacht. Bereits seine Debütsingle im Jahr 2014 "Vielleicht der Sommer" wurde zum Hit (Platz 5 der Ö3-Hörer-Charts). Der Wahlwiener hat eine Ausbildung zum Tontechniker gemacht und war als Bahnhofsreiniger, Pizzataxifahrer, Fließbandarbeiter, Vermögensberater und Gitarrenverkäufer tätig, bevor er sich voll und ganz der Musik widmete.

www.lemomusic.com
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