Jörg Haider ist längst Mainstream

Waren Sie 1993 gegen das „Ausländer-Volksbegehren“ der FPÖ? Und heute?

von Eva Weissenberger © Bild: News

Seit dem Sommer der großen Flucht, spätestens seit den abscheulichen Ereignissen der Kölner Silvesternacht befürworten immer mehr Österreicher strengere Asyl- und Fremdengesetze, verlangen von der Politik, dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr Menschen einwandern. Hier eine Liste von möglichen Forderungen – welche erheben Sie, liebe Leserin, lieber Leser?

  1. Eine Verfassungsbestimmung, wonach Österreich kein Einwanderungsland ist.
  2. Einen Einwanderungsstopp bis zur befriedigenden Lösung der illegalen Ausländerfrage, bis zur Beseitigung der Wohnungsnot und zur Senkung der Arbeitslosigkeit auf fünf Prozent.
  3. Ausweispflicht für ausländische Arbeitnehmer am Arbeitsplatz, wobei aus diesem Ausweis die Arbeitsgenehmigung und die Anmeldung zur Krankenversicherung hervorzugehen hat.
  4. Aufstockung sowie bessere Bezahlung und Ausstattung der Exekutive (Fremden- und Kriminalpolizei) zur Erfassung der illegalen Ausländer und zur wirkungsvolleren Kriminalitätsbekämpfung, insbesondere des organisierten Verbrechens.
  5. Sofortige Schaffung eines ständigen Grenzschutzes.
  6. Entspannung der Schulsituation durch Begrenzung des Anteils von Schülern mit fremder Muttersprache in Pflicht- und Berufsschulklassen mit höchstens 30 Prozent; bei einem mehr als 30-prozentigen Anteil von fremdsprachigen Kindern Einrichtung von Ausländer-Regelklassen.
  7. Entspannung der Schulsituation durch Teilnahme am Regelunterricht nur bei ausreichenden Deutschkenntnissen (Vorbereitungsklassen).
  8. Kein Ausländerwahlrecht.
  9. Keine vorzeitige Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft.
  10. Rigorose Maßnahmen gegen illegale gewerbliche Tätigkeiten (wie z. B. Ausländervereine und -klubs) und gegen Missbrauch von Sozialleistungen.
  11. Sofortige Ausweisung und Aufenthaltsverbot für ausländische Straftäter.
  12. Errichtung einer Nahost-Stiftung zur Verhinderung von Wanderungsbewegungen.

Und, befürworten Sie diese Forderungen? Dann hätten Sie das Volksbegehren „Österreich zuerst“ der FPÖ Jörg Haiders aus dem Jahr 1993 unterschrieben. (Nur Punkt 12 wurde quasi aktualisiert, „Osteuropa“ durch den „Nahen Osten“ ersetzt.) Haben Sie seinerzeit vielleicht sogar – zumindest im Geiste – aus Protest gegen das sogenannte Ausländer-Volksbegehren am Lichtermeer teilgenommen? Ja, aber die Fremden heute stammen eben aus einem anderen Kulturkreis?

Ihre Meinung sei Ihnen unbenommen. Und, ja, sagen dürfen Sie das auch laut. Wofür Haider damals angefeindet wurde, ist längst Mainstream. Aber bitte bedenken Sie, wenn Sie über diese Themen reden (und liebe Medienkollegen, wenn ihr es bildlich darstellt): Es handelt sich um einen bestimmten Bauarbeiter, einen Lehrling, eine Kindergärtnerin, einen Arbeitslosen, eine Sozialhilfebezieherin, einen Patriarchen, eine Mutter, einen Sexualstraftäter, eine Diebin, eine Kindergärtnerin. Täter begehen Taten, nicht Ethnien oder Religionen. Es sind nicht „die Araber“, „die Marokkaner“, „die Muslime“ – „die Juden“.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: weissenberger.eva@news.at

Kommentare

Oberon
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Die hier angeführten Punkte klingen doch recht vernünftig, damit könnte ich mich direkt anfreunden. Bitte sofort und gleich unseren unentschlossenen und langsam denkenden Politikern weiter reichen.
Und - Nein, ich bin parteilos, keine FPÖ-Wählerin. Aber wer weiß, wenn ich noch länger NEWS lese, werde ich es vielleicht?! ;-)

Anm.: Ich habe absichtlich - vorerst - nur die Forderungen ......

Oberon
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.... gelesen, wusste daher nicht, dass sie von Haider stammen. Daher - man sollte nicht alles automatisch ablehnen, nur weil es von der
FPÖ kommt....aber auch nicht alles gut finden. DAS ist meine Devise.

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