"Freunde gehen zum Telefon"

Die Formel-1-Legende Niki Lauda hat angeblich "nichts zu verschenken" und keine Freunde. Stimmt nicht, sagt er selbst. Mit dem Beachvolleyballveranstalter und Unternehmer Hannes Jagerhofer etwa verbindet ihn viel mehr als das Business.

von Interview - "Freunde gehen zum Telefon" © Bild: Sebastian Reich

Herr Jagerhofer, Sie laden Niki Lauda jedes Jahr zu Ihrem Beachvolleyball-Event in Kärnten ein. Wann hat der Herr Lauda Sie zum letzten Mal eingeladen und worauf?
Lauda: Auf einen Tafelspitz, letzte Woche.
Jagerhofer: Richtig. Beim Plachutta, weil dort zahlt er nix.
Lauda: Das stimmt so nicht. Wir zwei waren beim Plachutta in Nussdorf, zufällig war auch der Chef, Mario Plachutta, da, der an unseren Tisch kam. Wir haben uns über seine Autos unterhalten und eine Riesenhetz gehabt - und letztlich hat er uns freundlicherweise eingeladen. Dabei wollte ich ja die Rechnung übernehmen.
Jagerhofer: Das ist halt eine spezielle Einladung vom Niki.

Gab es einen bestimmten Grund für dieses Treffen, zu dem Sie ja ursprünglich einladen wollten?
Lauda: Wir treffen uns regelmäßig. Immer, wenn der Hannes in Wien ist, ruft er mich an, ich frage pro forma: "Wo gehen wir hin?", und dann landen wir meistens in erwähntem Lokal, weil es am Schnittpunkt unserer Wohnsitze liegt. Wir diskutieren dann seine berufliche Entwicklung in Sachen weltweite Beachvolleyballturniere und über checkrobin.com, unsere gemeinsame Firma.

Welche Faszination übt Beachvolleyball denn auf Sie aus, Herr Lauda? Tut es das überhaupt?
Lauda: Der Hannes hat ...
Jagerhofer: Sag ja nix Falsches!
Lauda: Der Hannes setzt sein Event leider immer zeitgleich mit einem Formel-1-Grand-Prix an. Deswegen war ich die letzten drei, vier Jahre verhindert. Dieses Jahr überschneidet sich's mit dem Ungarn-GP, und somit schaffe ich es wieder nicht, zu diesem wirklich tollen Event zu kommen. Ich habe ja bekanntlich einen Beruf, und der führt mich heuer nach Budapest. Schön langsam habe ich das Gefühl, dass sich der Hannes mit dem Bernie Ecclestone abstimmt.
Jagerhofer: Genau, ich telefoniere immer mit dem Bernie, damit auch ja ein Grand Prix ist. Aber nächstes Jahr gibt es keine Ausreden. Da schaue ich, dass das Event an einem Formel-1-freien Wochenende stattfindet.

Die misslungene Einladung beim Plachutta führt zwangsläufig zu einem ewigen Lauda-Thema: dass Sie "nichts zu verschenken" haben. Ist das ein PR-Gag von Ihnen, der Ihnen noch dazu höchst gelegen kam, weil Sie das von so manchen Ausgaben befreit hat?
Lauda: Nein, der Gag kommt von euch Journalisten. Und es ist einfach die Unwahrheit, um es auf den Punkt zu bringen.

Sie haben diese Unterstellung aber gut ausgenützt.
Lauda: Nein, ich habe überhaupt nix ausgenützt.

Aber es gab doch diese fast schon kultigen TV-Spots, die monatelang im Werbefernsehen liefen und Ihnen dem Vernehmen nach eine äußerst lukrative Gage eingebracht haben.
Lauda: Das liegt schon wieder drei Jahre zurück, und ich habe auch keinen Vertrag mehr mit dieser Bank. Der hat es viel gebracht. "Ich hab ja nix zu verschenken" war meiner Meinung nach eine perfekt gelöste Werbung mit mir für die Bank. Jeder hat darüber geredet, es war also ein hundertprozentiger Erfolg. Der hat aber mit mir persönlich überhaupt nix zu tun. Der Teddy Podgorski hat vor gefühlten 50 Jahren in Venedig mit mir ein Interview gemacht, und da hat er gesagt: "Dem Lauda fliegen die Motten aus dem Geldbörsel." Das war ein sehr guter Spruch damals. Irgendeiner von euch Journalisten oder jemand aus der Internetgesellschaft von heute hat das aufgegriffen, und seitdem habe ich das Problem.

© Sebastian Reich Das Gespräch mit Hannes Jagerhofer und Niki Lauda fand beim "Pfarrwirt" in Wien-Nussdorf statt

Wie legen Sie beide übrigens Ihr Geld an, in Fonds, Aktien oder in Beteiligungen? Welche Investitionsform ist für Sie die erfolgversprechendste?
Jagerhofer: Ich mach's einfach, ich stecke alles in meine Projekte. Das bringt mir hoffentlich die beste Verzinsung.
Lauda: Ich investiere auch in Unternehmen oder in Bankgeschäfte. Allerdings habe ich zwei Leute, die das für mich erledigen, den Gottfried Neumeister und den Haig Asenbauer als Rechtsberater. Ich schaue mir am Ende an, was unterm Strich dabei herauskommt.

Sie gehen also ganz normal mit Geld um, aber wie begleichen Sie die Rechnungen des täglichen Lebens?
Lauda: Cash! Wenn ich kein Bargeld bei mir habe, dann nehme ich die Kreditkarte. Aber sonst zahle ich wie jeder normale Mensch bar.
Jagerhofer: Aber als ihm zum ersten Mal eine Kreditkarte abgelehnt worden ist, hat er sie zurückgegeben.
Lauda: Stimmt, aber ich habe jetzt eine von einem anderen Institut. Ich war damals in Hongkong auf Zwischenstation zwischen zwei Grands Prix und habe in einem japanischen Restaurant zu Abend gegessen. Ich wollte mit Plastikgeld bezahlen, doch dann kam die Bedienung, knallte mir die Kreditkarte hin und sagte nur: "Call your bank!" Ich habe nicht gewusst, was sie meint, die Runde hat gelacht, aber ich hatte keine andere Kreditkarte mit. Und so haben all jene, die ich einladen wollte, das Geld zusammengekratzt und ich bin aus dieser Sache wieder herausgekommen. Am nächsten Tag rufe ich meine Bank an, und die sagen mir, es ist laut ihrem Sicherheitssystem ganz normal, dass das nicht ich sein kann, wenn ich mir am Vormittag um 300 Euro Pullover und Jeans gekauft habe und dann am Abend noch einmal mit der Kreditkarte zahlen will. Man kann's mit Sicherheitsvorkehrungen übertreiben, und wenn das so weit geht, dass ich mich deswegen blamiere, obwohl ich überhaupt nix dafür kann, dann hört der Spaß bei mir auf.

Sie haben ein gemeinsames Unternehmen, checkrobin.com, eine Paketdienstplattform. Hat der Umstand, dass der Herr Lauda mit 19 Prozent beteiligt ist, der Firma einen Erfolgsschub verpasst?
Jagerhofer: Bis dato nicht. Wichtig wird allerdings sein, dass seine Person zieht, wenn wir Anfang November unseren Deutschland-Launch machen. Dort wird der Niki nämlich unser Testimonial sein.
Lauda: Was ich wirklich gern mache.

Würden Sie auch ein Paket mitnehmen und überstellen?
Lauda: Mit dem Flieger schon. Wenn's als PR notwendig ist, würd ich's auch machen. Liefern würde ich's allerdings nicht können, weil ich ja gleich den nächsten Termin habe.
Jagerhofer: Na geh, du kriegst ja bis zu 24 Euro als Entgelt für deine Transporteurstätigkeit.
Lauda: Für Leute, die regelmäßig eine bestimmte Strecke fahren, macht das Sinn.

»Die ewige Diskussion, ob ich Freunde habe, geht mir schon auf die Nerven«

Sie sind Geschäftspartner. Das zweite ewige Thema bei Ihnen, Herr Lauda, ist, dass Sie ja keine Freunde haben. Was ist der Hannes für Sie?
Lauda: Ein Freund (lacht). Der einzige auf der ganzen Welt, den ich hab. Nein, diese Diskussion darüber geht mir auf die Nerven. Ich möchte es nochmals klarstellen: Es gibt Leute, mit denen kann ich gut, auf die kann ich mich verlassen. Da zählt natürlich der Attila Dogudan dazu und der Bertl Wimmer. Ja, ich bin ganz normal aufgestellt, aber die Diskussion, wo ich überall Freunde habe, die geht mir einfach auf die Nerven. Freunde oder Beziehungen zwischen Frauen und Männern, die passieren. Aber das jetzt großartig zu diskutieren, das verstehe ich nicht. Das sind Dinge, die für mich normal sind, deswegen sage ich grundsätzlich, wenn mich einer fragt, ob ich Freunde habe: "Nein, habt's mich gern." Ich glaube, dass ich sehr gut mit Menschen auskomme, die ich regelmäßig sehe. Wie den Hannes zum Beispiel.

Sie haben, weil Sie auch ein guter Showman sind, einmal gesagt, ich habe keine Freunde, weil ein echter Freund wäre nur der, der mich besoffen aus dem Rinnsal hebt.
Lauda: Nicht besoffen. Ich kann ja, wenn ich da drin liege, auch einen Unfall gehabt haben.

»Der Niki ist ein Mensch mit dem größten Herzen, das man haben kann«

Würden Sie den Niki aus dem Rinnsal aufheben?
Jagerhofer: Logisch, ganz egal, wo er liegt, ich würde ihn rausziehen. Als ein Hubschrauber meines Shuttle-Services mit einem anderen Heli in Florida kollidierte und dabei ein Pilot ums Leben kam, hat mich der Niki toll gecoacht. Das war eine ganz schlimme Phase, und da habe ich echt gemerkt, was er für ein Freund ist. Das hat mich sehr stark an ihn gebunden. Er ist ein Mensch mit dem größten Herzen, das man haben kann. Und das bewundere und schätze ich an ihm.

Herr Lauda, haben Sie das Aus-dem-Rinnsal-Heben vielleicht im übertragenen Sinn gemeint?
Lauda: Nein, ich habe das ironisch gemeint. Weil wenn der Attila (Dogudan, Anm.) sehr viel zu tun hat, hebt er das Handy nicht ab.

Und Sie brauchen einen, der immer erreichbar ist?
Lauda: Wenn wir von Freunden reden, dann nehme ich schon an, dass er mich aus dem Rinnsal holt. Denn wozu habe ich den dann?
Jagerhofer: Aber wenn der Attila nicht abhebt, kann er dich nicht rausholen. Er weiß ja dann nicht, wo du liegst.
Lauda: Da wäre er eine andere Art von Freund, so etwas wie ein Schönwetterfreund. Nein, im Ernst, der Attila würde natürlich auch kommen, das war ironisch gemeint. Eines muss man aber schon sagen: Ich gehe immer zum Telefon.
Jagerhofer: Stimmt. Ich kenne keinen Zweiten, der da so konsequent ist.
Lauda: Warum? Ich habe ein Handy, die Leute wollen was von mir, und ich versuche, die Probleme sofort zu lösen.
Jagerhofer: Der Ärgste, der nie zum Telefon geht, ist der Attila. Ich kenne keinen, der annähernd so arg ist. Er ruft allerdings zeitversetzt zurück.
Lauda: Zeitversetzt, da kann inzwischen viel passieren.
Jagerhofer: Das kann schon eine Woche dauern, ein Monat.
Lauda: Es gibt solche und solche. Ich ärgere mich ja nicht mehr. Ich ärgere mich auch nicht mehr über die, die nie zum Telefon gehen. Freunde gehen immer zum Telefon. Und es gibt schon Menschen, die meine Freunde sind. Die Birgit zum Beispiel ist mein Freund. Die würde es nie wagen, nicht zum Telefon zu gehen. Es gibt aber zum Beispiel einen Architekten in Ibiza, der geht nie zum Telefon. Den rufe ich 50-mal an, und wenn er dann endlich drangeht, sage ich: "Hast an Vogel, schau einmal, wie oft ich dich schon angerufen habe!" Das Handy ist für mich ein Instrument zur Schnell-Erreichbarkeit. Weil sonst hätten wir ja beim guten alten Telefon bleiben können.

Wie, wann und wo haben Sie beide einander kennengelernt?
Lauda: Ich habe jetzt keine Ahnung, wie lange oder von wo ich den Hannes kenne. Aber er weiß es, Gott sei Dank. Es gibt natürlich schon Meilensteine in meinem Leben, die weiß ich mit Datum und Uhrzeit. Aber solche Dinge wie, wann ich den Hannes kennengelernt habe, muss ich mir nicht merken, weil er ist ja eh da. Ich werde schon wahnsinnig, wenn mich irgendjemand mit den Worten "Kannst di ned erinnern, damals?" anredet. Ich sage dann: "Nein, ich hab's nimmer."
Jagerhofer: Ich bin der Meinung, wir haben uns in der Splendid kennengelernt. Ich war damals schon mit dem Udo Jürgens befreundet, das muss über die Achse Udo-Niki gelaufen sein.
Lauda: Man lernt sich kennen, und dann wächst man in irgendetwas hinein. Je stärker das wird, desto besser versteht man sich. Oder man wächst in überhaupt nichts hinein, dann passiert gar nichts. Das kannst du nicht vorbestimmen.

Erzählen Sie sich alles? Oder zumindest fast alles?
Jagerhofer: Leider erzähle ich ihm zu viel. Was ich dann immer in unangenehmen Situationen erfahre.
Lauda: Ich bin ein ironischer Mensch und habe meine Späßchen, die ich immer wieder mache. Verraten würde ich den Hannes aber nie.
Jagerhofer: Ich habe so viel Guthaben auf dieser Freundschafts-Soll-und-Haben-Liste, dass ich mich bereits seit längerer Zeit damit beschäftige, wirklich etwas Großes als Konter zu planen. Es gibt Radio- und TV-Stationen, die mitmachen würden. Ich erinnere nur an damals, als er mich mit dem Albert-Gschichtl einetheatert hat. Das war in dem Sommer, als Prinz Albert von Monaco zum Beachvolleyballturnier nach Kärnten gekommen ist. Da hat mich der Gerhard Berger angerufen und erklärt, es gäbe große Probleme wegen der Sicherheit des Prinzen. Zehn Minuten später hat mich schon einer mit französischem Akzent angerufen, er verbindet mich, und wie ich die Warteschleife gehört hab, dachte ich, das ist echt. Und dann haben sie begonnen, mich von A bis Z zu verarschen - angefangen damit, dass jeder Gast im VIP-Bereich perlustriert werden muss, bis dahin, dass das Flugzeug des Fürsten ab der österreichischen Staatsgrenze von Eurofightern begleitet werden muss, Heckenschützen vor Ort sein müssen und lauter so depperte Sachen. Als dann die Rede davon war, dass für den VIP-Bereich nur die Herren Berger, Lauda und Fürst Albert Zutritt bekommen dürfen, habe ich den Braten gerochen. Die zwei haben sich eine Gaudi daraus gemacht, mich mithilfe vom Gernot Kulis auflaufen zu lassen und das dann im Ö3-Wecker zu bringen.

© Sebastian Reich Freunde zu pflanzen freut Niki Lauda diebisch. Beliebtes Opfer ist Hannes Jagerhofer, der das aber weit weniger lustig findet als Lauda

Gab es jemals einen richtig schlimmen Streit?
Lauda: Nein, dazu gab es ja auch keinen Grund.

Herr Lauda hat keine Matura, Herr Jagerhofer hat das Studium abgebrochen. Bestehen Sie bei Ihren Kindern auf eine abgeschlossene Ausbildung?
Lauda: Die müssen heute eine schulische Grundausbildung machen, das ist absolut notwendig. Die Zeiten, wo man sich so durchwedeln konnte wie ich, sind vorbei. Du brauchst heute eine Grundausbildung, musst Sprachen können. Deswegen versuche ich, das bei Max und Mia alles richtig durchzuziehen.
Jagerhofer: Ich finde auch: Das Wichtigste, was Eltern ihren Kindern mitgeben können, sind Sprachen. Wenn du es schaffst, dass deine Kinder zwei Sprachen "native" lernen, haben sie einen totalen Vorsprung im Leben.

Herr Lauda, Sie ziehen Medien und Fans an wie das Licht die Motten. Wie gehen Sie damit um?
Lauda: Wenn ich beispielsweise in Monte Carlo bin und irgendwohin gehen muss, dann lasse ich das über mich ergehen, werde aber immer nervöser, je länger es dauert. Es ist mir einfach unangenehm. Die Birgit fragt mich oft, warum wir so bald wieder gehen, und ich sage ihr dann, dass ich nicht mehr kann, wenn mich der Vierhundertste um ein Autogramm oder um ein Interview bittet. Ich brauche irgendwo meine Schutzmauer. Ich habe ja nix gegen Fans und Journalisten, aber wenn die Menge zu groß wird, dann ziehe ich mich zurück. Allerdings finde ich es fair, dass meine Kinder hierzulande von der Presse nicht behelligt werden.
Jagerhofer: Wenn ich mit einer Frau und zwei Kindern unterwegs bin, kann man schon Rückschlüsse ziehen, wer die sind. Sie sind ja noch klein, aber sicher möchte ich sie später zu Veranstaltungen mitnehmen. Ich bin froh, dass sie den Namen der Mutter und nicht meinen haben, weil hier in meiner Heimat in Kärnten kennt meinen Namen schon der eine oder andere.
Lauda: Willst nicht einmal heiraten?
Jagerhofer: Ja, das werde ich jetzt eh einmal machen.
Lauda: Wann? Schau halt, dass kein Grand Prix ist.
Jagerhofer: Das sind halt so die Späße vom Niki, wir haben ja schon darüber gesprochen. Ich wollte die Schwangerschaft meiner Freundin geheim halten, aber als ich den ORF-"Seitenblicken" ein Interview gebe, platzt der Niki rein: "Fragts ihn einmal, warum heuer ein Kinderwagen unterm Christbaum stehen wird!"
Lauda: Er hat ja selber gesagt, er wird heiraten. Werden die Kinder dann umbenannt?
Jagerhofer: Na klar werden sie dann umbenannt. Wie meine Frau kriegen sie einen neuen Pass, die Kinder.

Sie wollen nach alter Tradition, dass die Frau den Namen des Mannes annimmt?
Beide: Logisch!
Lauda: Das ist die Frau Lauda, und das sind die Lauda-Kinder. Da gibt's überhaupt keine Diskussion.

Wie erziehen Sie Ihre Kinder?
Lauda: Bei mir gibt's absolutes Handyverbot, die Kinder dürfen höchstens Fotos anschauen. Ipad gibt's auch nicht. Aber sie müssen wissen, wie man das Besteck hält, normal essen können, anständige Manieren haben. Meine Eltern haben mir Gott sei Dank dieses Grundbenehmen mitgegeben, deswegen bin ich nirgends unsicher. Wenn ich jetzt plötzlich bei der Queen eingeladen wäre, hätte ich kein Problem, dort Messer und Gabel richtig zu halten.
Jagerhofer: Das habe ich auch gelernt, und zwar vom Niki. Er hat mir gezeigt, wie die Gabel richtig in der Hand liegen muss. Das ist sehr wichtig, und das werde ich meinen Kindern auch beibringen.

Sie, Herr Lauda, sollen überhaupt menschlicher geworden sein, seit Sie mit Birgit verheiratet sind.
Lauda: Als ich mit der Birgit zusammengekommen bin, sind ja zwei komplette Gegensätze so was von aufeinandergeprallt. Auf der einen Seite war ich mit meinem Charakter, der so war, wie er war, und mit meinem vom Rennfahren und Überlebenwollen geprägten Egoismus. Ich kannte ja nichts anderes. Dann kam sie, mit ihrer Jugend, mit ihren anderen Ansichten, und ich muss ehrlich sagen, ich bin heute das Gegenteil von damals. Ich bin happy und hoffe, meine Familie ist es auch.

Welche Rolle spielt der Altersunterschied?
Lauda: Sie ist nun mal 30 Jahre jünger, aber da geht's nicht ums Alter, da geht's wirklich um ihre Persönlichkeit, das muss ich fairerweise sagen. Sie hat mir nach acht Monaten ihre Niere gespendet, sie ist eine ausgeprägt starke Frau, und sie hat mir einfach gezeigt, dass ich das Leben nicht so ernst zu nehmen brauche.
Jagerhofer: Wenn du einmal Kinder hast, dann verändert das dein Leben schon gewaltig. Mein Nachteil ist, dass ich derzeit wenig zu Hause bin, aber ich habe zum ersten Mal im Leben das Gefühl, ich muss Verantwortung tragen, das hast du vorher nicht, wenn du allein unterwegs bist.

Sie sind uns noch eine Antwort schuldig geblieben, Herr Lauda: Beachvolleyball, was ist das Faszinierende daran?
Jagerhofer: Als er bei der Pressekonferenz als Titelsponsor auftrat, hat er noch geglaubt, Beachvolleyball wird im Wasser gespielt. Ich musste die Pressekonferenz damals abbrechen, mit ihm rausgehen und ein Rebriefing machen.
Lauda: Was er in Kärnten aufgezogen hat und seine Zukunftspläne, das ist ja irr. Das musst du einmal zusammenbringen.
Jagerhofer: Wir sind in der Umsetzung einer Welttour, 50 Prozent der Anteile hält Red Bull, 50 Prozent halte ich, wir veranstalten heuer fünf Turniere, die über die ganze Welt verstreut sind - von Fort Lauderdale über Poreč und Klagenfurt bis nach Toronto. 2018 werden es acht Turniere sein.

»Ich wüsste nicht, wo er in seiner Art anders wäre als ich«

Wie würden Sie Ihre größten Unterschiede definieren?
Lauda: Es gibt für mich nur Menschen mit einem guten oder einem schlechten Charakter, mit oder ohne Rückgrat. In der Hinsicht stehen wir uns um nix nach.
Jagerhofer: Ich wüsste nicht, wo er in seiner Art anders wäre als ich, und deshalb funktioniert's so gut. Für den Niki ist Pünktlichkeit das Wichtigste, das war auch beim Udo so. Der Niki kommt immer früher - und ist dann auch schon früher wieder weg. Es hat Zeiten gegeben, wo wir ein Essen vereinbart hatten, und als ich hingekommen bin, ist schon das Kaffeehäferl dort gestanden.


Niki Lauda wurde 1949 in Wien geboren und wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen auf. Mit 19 bestritt er sein erstes Autorennen, 1971 begann seine Formel-1-Karriere, die ihm drei WM-Titel brachte, ihn bei einem Unfall am Nürburgring aber fast das Leben kostete. 1979 gründete er die Lauda Air, 2003 Fly Niki, heuer übernahm er die Amira Air. Von 1993 bis 1995 war Lauda Berater bei Ferrari, 2001 und 2002 Teamchef beim Jaguar-F1-Team. Ende 2012 wurde er zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Mercedes-Formel-1-Teams berufen. Lauda hat aus erster Ehe mit Marlene zwei Söhne. In zweiter Ehe ist er mit Birgit verheiratet, das Paar hat Zwillinge.

Hannes Jagerhofer
Der 1962 geborene Kärntner wuchs in Feldkirchen auf und studierte in Wien eher lustlos Medizin, ehe er 1987 als Veranstalter von Clubbings den Sprung zum Eventmanager wagte. Seit 1996 veranstaltet seine Firma Acts das Beachvolleyballturnier in Klagenfurt, das inzwischen zu den größten in Europa zählt. 2005 gründete Jagerhofer die Reisesuchmaschine Checkfelix, die er fünf Jahre später verkaufte. Heute betreibt er checkrobin.com, eine Onlineplattform für Botendienste. Jagerhofer ist Vater von zwei Kleinkindern.

Kommentare