Last Man Standing: Australier Steven Bradbury seit 2002 "Aussie"-Kultfigur

Shorttracker war in Salt Lake City Underdog-Held In Turin ist Bradbury als TV-Kommentator dabei

Das Shorttrack-Finale der Herren über 1.000 m war vor vier Jahren zu einem der kuriosesten Highlights der jüngeren Olympia-Geschichte avanciert. Bradbury lag abgeschlagen am Ende des Feldes, doch in der Schlusskurve krachten zehn Meter vor dem Ziel die vier Favoriten Li Jiajun (CHN), Hyun-Soo Ahn (KOR), Apolo Anton Ohno (USA) und Mathieu Turcotte (CAN) zusammen und fielen zu Boden. Bradbury spazierte daraufhin über die verdutzten Konkurrenten hinweg durchs Ziel und bekam Gold um den Hals gehängt.

"Ich will nicht der Typ sein, der Gold gewann, weil alle anderen auf dem Boden lagen", meinte Bradbury, der mit seinem Underdog-Märchen im Sommer-Land Australien einen Wintersportboom ausgelöst hatte. Als Bradbury aus den USA heimkehrte, wurde er wie ein Nationalheld gefeiert, die Eisringe in Australien wurden von einem Tag auf den anderen plötzlich gestürmt. "Einen Bradbury machen" ist in Australien mittlerweile eine häufig benützte Floskel, die für einen Erfolg eines krassen Außenseiters steht.

Gemischte Gefühle
Mittlerweile genießt Bradbury sein Image in vollen Zügen, doch direkt nach dem Rennen hatte er gemischte Gefühle gehabt: "Ich wusste nicht, wie ich reagieren soll. Soll ich meine Arme heben und jubeln oder soll ich mich in irgendeiner Ecke verstecken?" Mit den Gewissensbissen war es aber schnell vorbei, denn Bradbury nahm das kuriose Finale als gerechte Entschädigung für seine Leidensgeschichte in den Jahren zuvor.

"Ich dachte an Olympia 1994 in Lillehammer. Da war ich Favorit und schied früh aus. Dann habe ich mir mein Genick gebrochen und hatte ein Cut auf meinem Bein, das mit 100 Stichen genäht werden musste. Ich erkannte: wenn jemand eine Portion Glück verdient, dann stehe ich auf der Liste ganz oben. Die Medaille war für die zwölf Jahre vor diesem Rennen."

Angetrieben durch die tollen Spiele 2002 entsendet Australien nun nach Turin das größte Team aller Zeiten, die Aussies werden durch 22 Herren und 18 Damen in zehn verschiedenen Sportarten vertreten sein. Angeführt wird das Team von Olympiasiegerin Camplin, die sich nach einer schweren Knieverletzung rechtzeitig wieder zurückgemeldet hat.

(apa)