Lächerliche Finsternis von Wolfram Lotz

Susanne Zobl über die Uraufführung am Akademietheater

von lächerliche finsternis © Bild: Reinhard Maximilian Werner

Harmlos, scheinbar unter Einhaltung jeglicher politischer Korrektheit beginnt sein Spiel. Eine junge Schauspielerin tritt auf, gibt sich als somalischer Pirat aus, erzählt vor einem Gericht, wie sie dazu geworden ist. Fabelhaft, wie Stefanie Reinsperger bei diesem Einstiegsmonolog ihr österreichisches Idiom zelebriert, wenn sie von leergefischten Meeren und sexuellem Missbrauch erzählt, vom Ende jedweder Art von Humanität.

Und darum geht es im weiteren Stückverlauf. Oliver Pellner (Catrin Striebeck), Hauptfeldwebel der deutschen Bundeswehr ist dazu abberufen Oberstleutnant Deutinger (Dorothee Hartinger) zu liquidieren, der zwei Kollegen erschossen hat. Wie im Film „Apokalypse Now“ unternimmt er die Reise ans Ende der Zivilisation, begleitet von Unteroffizier Stefan Dorsch (Frieda –Lovis Hamann) aus der ehemaligen DDR. Und dabei führt Lotz alles absurdum, der Hindukusch mutiert zum Amazonas, Afghanistan zum Dschungel.

Der tschechische Regisseur Dusan David Parizek verlässt sich auf den Text, führt sein hervorragendes Damensemble, Catrin Striebeck, Frieda –Lovis Hamann, Dorothea Hartinger und Stefanie Reinsperger präzise.

Aktuelle Debatten des Betriebs werden mit Leichtigkeit humorvoll touchiert, so etwa die Debatte um Jean Genets Stück „Die Neger“ bei den Wiener Festwochen. Vor der freiwilligen Pause, es blieb dem Publikum überlassen, für 20 Minuten den Saal zu verlassen, während auf der Bühne Holzstangen in einem Häcksler zerkleinert wurde währenddessen „The Lion sleeps tonight“ ertönte, übermalten sich die Darstellerinnen mit schwarzer Farbe. Verpöntes „Blackfacing“ wird da in sein Gegenteil verkehrt. Dass nach der Pause Striebeck mit langem, gebundenem Haar als eine Art Conchita Wurst weiteragiert, bleibt unkommentiert als Pointe im Raum. Und derlei gibt es zahlreiche. So funktioniert Theater.

Kommentare