Nach Welser-Möst und Hellsberg

Susanne Zobl berichtet im Jahresrückblick 2014 darüber, was im Juni passiert ist

von Susanne Zobl © Bild: News/Stoegmueller Katharina

Als er auf dem Höhepunkt einer medial erzeugten Krise dem retirierten Werner Resel anno 1997 ins Amt des Vorstandes folgte, war Clemens Hellsberg 45: ein junger philharmonischer Geiger, der sich als Historiker einen Namen gemacht hatte. Erhebliche Blockaden waren zu lösen: Die Nazi-Verstrickungen unterlagen kollektiver Verdrängung; die einzige Frau im Orchester, die Harfenistin Anna Lelkes, durfte beim Neujahrskonzert nicht im Bild erscheinen; Dirigenten wie Boulez, Harnoncourt und der junge Welser-Möst blieben ausgegrenzt. Hellsberg repräsentierte die Zeitenwende, sein idealer Partner war zuletzt Welser-Möst als Generalmusikdirektor der Staatsoper. Nun sind beide zurückgetreten, und der aktuelle Generationenwechsel trifft prägende Orchesterpersönlichkeiten, an ihrer Spitze Konzertmeister Rainer Küchl. Der neue Vorstand Andreas Großbauer ist fünf Jahre jünger als Hellsberg beim Amtsantritt. Die Verträge mit Generalsponsor Rolex und den Salzburger Festspielen stehen zur Verhandlung an, die Zeit für die Kunst war schon besser. In dieser Situation gibt es nur eine Versicherung: zeitgeistkonträres Bewusstsein für Elite und Qualität.

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