Klamauk-Märchen

Susanne Zobl über Rossinis „La Cenerentola“ im Repertoire der Wiener Staatsoper

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La Cenerentola © Bild: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Rossinis Belcanto-Arien sind Bravourakte für jeden Sänger. Wie stark ein Repertoire-Haus ist, lässt sich daran messen, wie gut es diese Partien aus dem Ensemble besetzen kann. Und das gelingt in der Wiener Staatsoper vor allem beim Damen-Ensemble. Margarita Gritskova führt ihren dunkel gefärbten Mezzosopran sicher durch die Partie. Hila Fahima (Clorinda) und Juliette Mars (Tisbe) ergänzen idealtypisch.

La Cenerentola
© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Der in Hannover geborene Benjamin Bruns gibt mit seinem hellen, höhensicheren Tenor einen fabelhaften Don Ramiro. Gabriel Bermudez (Dandini), Pietro Spagnoli (Don Magnifico) und Marco Vinco (Alidoro) debütierten in ihren Rollen an der Wiener Staatsoper. Sven-Eric Bechtolfs mit Klamauk und italienischen Klischees überladender Regie ist auch in bewährter Aufführungspraxis nicht schlüssiger geworden. Überlange Umbaupausen unterbrechen sinnfrei Partitur und Geschehen, lassen das überfrachtete Bühnenbild noch behäbiger wirken. Was die Zapfsäule einer Tankstelle, Autos, im Speisesaal, wo das Festmahl des Prinzen zur Brautwahl stattfinden soll, bedeuten, weshalb das Wappen des Prinzen, Hummer und Sichel, belustigen soll, erschließt sich auch zwei Jahre nach der Premiere nicht.

La Cenerentola
© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

In manchen Phasen schien es, als würden in diesem Bühnensetting sonst bewährte Sänger vom Wiener Staatsopernorchester unter dem Dirigat Michael Güttlers getragen. Feinsinnig führte der gebürtige Dresdner durch die Partitur, spielte mit den Tempi und zeigte mit den "Wienern", dass bei Rossini das wirkliche Musiktheater aus dem Graben kommt.

La Cenerentola
© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

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