Es war der deutsche Arzt Paul Ehrlich, der den Grundstein für die heutige Forschung rund um die Immuntherapie legte. Der im Jahr 1854 geborene Mediziner entwickelte eine medikamentöse Behandlung der Syphilis und begründete damit die Chemotherapie. Und er erkannte, dass das Immunsystem eigentlich in der Lage sein sollte zu verhindern, dass sich eine bösartige Zelle in einen Tumor entwickelt.
Viele Umsetzungsversuche schlugen fehl
Was folgte, waren eine Reihe an Versuchen, die Theorie in die Praxis umzusetzen - und ebenso viele Fehlschläge. "Die Immunologie und Krebs war mein primäres Forschungsthema", so Michael Micksche, Präsident der Wiener Krebshilfe und ehemaliger Chef des Instituts für Krebsforschung der MedUni Wien. "Schlussendlich waren wir enttäuscht vom Ergebnis." Doch dann - eine Entdeckung, die die Krebstherapie revolutionieren könnte.
Entdeckung revolutioniert Therapie
So fand man vergangenes Jahr heraus, dass Tumore die Abwehrreaktion des Immunsystems in ihrer Mikroumgebung umgehen, indem sie sich "Tarnkappen" aufsetzen. Auf diese Weise bleiben sie vom Immunsystem unerkannt und können sich folglich ungestört vermehren. Über den Weg von monoklonalen Antikörpern ("Checkpoint-Inhibitoren") wiederum sollen die Krebszellen daran gehindert werden, sich zu tarnen. Dieser Ansatz schafft neue Perspektiven.
Neue Chance für Krebspatienten
Bei fortgeschrittenen Melanom-, Nierenzell- und nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen ließen sich mit der Immuntherapie bereits gute Erfolge erzielen. Die erste Immuntherapie gegen Hautkrebs, Ipilimumab, ist seit vier Jahren auf dem Markt. Weitere Präparate folgten kürzlich. "Erstmals kann Patienten mit vormals nicht heilbarem Hautkrebs die Perspektive eines Langzeitüberlebens geboten werden", sagt Armin Gerger, Klinischer Onkologe an der Medi-Uni Graz, gegenüber "derstandard.at". Er rechnet mit einer breiten Anwendung der Immuntherapie auch bei anderen Krebsarten in den nächsten Jahren.