Warum zeigen Männer gerne Brust?

von Wolfgang Kralicek © Bild: NEWS

Es ist gesellschaftlich weitgehend akzeptiert, wenn Männer im öffentlichen Raum ihre Oberkörper entblößen. Zumindest müssen sie nicht befürchten, dass die Polizei gerufen wird – was bei Frauen, die auf der Straße ihre Brüste zeigen, durchaus passieren könnte. Zu Recht wurde im „Spiegel“ deshalb kürzlich auf den sexistischen Aspekt der Geste hingewiesen: „Wer als Mann oben ohne geht, stellt offensiv ein Privileg zur Schau, das eine Frau nicht hat.“ Das T-Shirt auszuziehen, zeugt nicht nur von mangelndem Stilbewusstsein, es ist auch ein Statement. Die Botschaft lautet: „Ich bin ein Mann, mir ist warm, und wenn’s wen stört, kann ich ihn gern in die Goschen hauen.“ Das Blankziehen hat aber natürlich auch eine erotische Dimension: Man zeigt, was man hat. Tendenziell werden ja eher Sixpacks als Bierbäuche freigelegt – all die Stunden im Gym sollen nicht umsonst gewesen sein.

Früher waren nackte Männertorsi in der Stadt nur auf Baustellen anzutreffen. Damals haben sich die Männer ihr Privileg noch hart erarbeitet. Heute steht die bloße Brust eher für das Gegenteil: Diese Männer tun so, als wäre das Leben ein einziger Ballermann-Urlaub, und sie weigern sich, zwischen Strand und Stadt einen Unterschied zu machen. Aus demselben Grund sind Strandbars in der City auch so beliebt. Das haben wir jetzt davon.

Ein Gegentrend zur nackten Männerbrust ist im Freibad zu beobachten: Dort nutzen immer weniger Frauen die Option, das Bikinioberteil abzulegen. Logisch: Während sie zeigen müssten, was sonst verborgen bleibt, bekommen sie als Gegenleistung nur etwas zu Gesicht, was ohnedies allgegenwärtig ist.

Kommentare