Lehrer wurden nie entnazifiziert

Wie es möglich war, dass ein SS-Mann als geachteter Schulgründer reüssierte.

von
GASTKOMMENTAR - Lehrer wurden nie entnazifiziert

Das Jahr 1945 bedeutete auch im österreichischen Schulwesen eine Zeitenwende: Man versah es mit neuen politischen Vorzeichen, der Kommunist Ernst Fischer leitete die Schulverwaltung. Später wurde er von ehemaligen Christlichsozialen, die unter der Nazi-Herrschaft einiges mitgemacht hatten, abgelöst. Schulbücher wurden eingestampft, Lehrpläne umgeschrieben, üble NS-Funktionäre entfernt.

Lehrerinnen und Lehrer aber brauchte man, und so gab es in diesem Berufsstand genauso wenig eine allgemeine Entnazifizierung wie unter Richtern und Ärzten. Das erwies sich als fatal, weil es schon in der Zwischenkriegszeit eine beträchtliche Zahl illegaler Nazi-Lehrer gegeben hatte. So war es möglich, dass der Eichmann-Vertraute Wilhelm Höttl als bedeutender Schulgründer der Zweiten Republik gefeiert werden konnte, wie die verdienstvolle Titelgeschichte der vorwöchigen NEWS-Ausgabe belegt.

In der Nachkriegszeit herrschte ein politischer Mischmasch: In Wien bauten Sozialdemokraten das Schulwesen auf, während man in fast allen anderen Bundesländern an die Traditionen des Ständestaates anknüpfte. Mädchen hatten Zöpfe zu tragen, während für Burschen ein militärischer Kurzhaarschnitt als hygienischer galt, „Niethosen“ genannte Jeans waren verpönt, „Negertänze“ wurden abgelehnt. Die Jugendbücher des NS-Lehrerführers und Hauptverantwortlichen für die Salzburger Bücherverbrennung, Karl Springenschmid, waren als Jugendlektüre populär und der Anschlussbefürworter Karl Heinrich Waggerl war im Fernsehen omnipräsent.

Seien wir froh, dass die Schulreform Kreiskys und Sinowatz’ diese Zustände beendet hat. Bleiben wir aber wachsam und hüten wir uns vor pauschaler Verunglimpfung der Lehrer.

Kommentare

Oh ja, das kenne ich aus Deutschland. In D hat man die Lehrer, die in der Partei waren, ihrer Posten enthoben und diese als Referendare in verschiedene Schulen geschickt (also auf die unbedarfte Jungend losgelassen). Sie benahmen sich manchmal auch wie auf dem Kasernenhof. Interessiert hat das damals niemanden. Heute ist die Bildung in D im Arsch ähm pardon: nicht mehr vorhanden.

Seite 1 von 1