Zwei Jahre Sesselrücken auf der Titanic

Stefan Melichar über teure Hypo-Kapitäne

von Stefan Melichar, NEWS © Bild: Matthias Obergruber/News

Der Erste, der von Bord ging, war Johannes Ditz. Mitte 2013 schmiss der Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister entnervt den Aufsichtsratsvorsitz bei der Hypo Alpe Adria hin. Das läutete das Ende jener glücklosen Hypo-Crew ein, die Finanzminister Josef Pröll in Abstimmung mit Kanzler Werner Faymann 2010 zur Rettung der verstaatlichten Pleitebank ausgesandt hatte. Auch spätere Hypo-Kapitäne taten sich nicht leichter. Es folgten zwei Jahre Sesselrücken mit drei Vorstandsvorsitzenden, sieben Vorständen und 14 Aufsichtsräten. Diverse Nebenfirmen sind da noch gar nicht mitgerechnet, sondern nur die frühere Hypo-Konzernmutter und deren Nachfolgegesellschaft Heta.

Ein paar Wochen nach Ditz verabschiedete sich Vorstandschef Gottwald Kranebitter. Sein Nachfolger am Steuerrad des schlingernden Milliardentankers war Alexander Picker, allerdings nur für zehn Monate. Nun kämpft der deutsche Heta- Chef Sebastian Prinz von Schoenaich- Carolath gegen die roten Zahlen. Ebenso hoch war die Fluktuation im Aufsichtsrat. Das lässt drei Schlüsse zu: Entweder die Personalauswahl war daneben. Oder die Politik hat die Manager nicht ordentlich arbeiten lassen. Oder beides. Nichts davon kann man gegenüber den Steuerzahlern, die für Milliardenverluste zahlen, rechtfertigen. Von 2010 bis 2014 kassierten die Hypo-Vorstände insgesamt mehr als zwölf Millionen Euro. Die Aufsichtsräte erhielten knapp 900.000 Euro. Zu viel Geld für halbe Sachen.

Dabei zeichnet sich am Hypo-Horizont schon die nächste Untiefe ab. Die vom damaligen Finanzminister Michael Spindelegger 2014 ins Leben gerufene Abbauholding Abbag hat die Anteile der Heta bisher nicht übernommen, obwohl das Teil ihres Geschäftszwecks wäre. Nun will Minister Hans Jörg Schelling der Abbag sogar neue Kompetenzen geben. Das kann Sinn machen. Aber nur, wenn er gleichzeitig eine zweite, teure Nebenstruktur abdreht: die Bankhilfen-Holding Fimbag. Dort residieren die Exnotenbanker Klaus Liebscher und Adolf Wala, die auch schon einmal Hypo-Aufsichtsräte waren. Anders als die echte Titanic braucht die Hypo nicht möglichst viele Rettungsboote, sondern endlich ein richtig gutes.

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