Silvia von Schweden: Von der Olympia-Hostess zur Königin [Porträt]

Silvia ist die am längsten amtierende Königin Schwedens, das schwedische Volk wählte sie zusammen mit Astrid Lindgren mehrmals zur beliebtesten Frau des Landes. Doch was steckt in der anmutigen und großherzigen Königin, deren Geschichte wie im Märchen beginnt?

von Königin Silvia von Schweden © Bild: IMAGO/ABACAPRESS

Steckbrief Königin Silvia von Schweden

Königin Silvias Kindheit in Brasilien

Silvia Renate Sommerlath wurde am 23. Dezember 1943 in Heidelberg geboren. Dass sie einmal ins schwedische Königshaus einheiraten würden, schien damals undenkbar. Sie ist das vierte Kind des Kaufmanns Walther Sommerlath und seiner aus Brasilien stammenden Ehefrau Alice Soares de Toledo. Im Alter von vier Jahren zog Silvia mit ihren Eltern und ihren drei älteren Brüdern nach São Paulo. Dort hatte ihr Vater eine Arbeitsstelle als Direktor eines Stahlwerks der schwedischen Firma Uddeholm angenommen.

In Brasilien erlebte Silvia eine glückliche Kindheit, machte jedoch auch Erfahrungen, die sie stark geprägt haben: Auf den Straßen São Paulos erlebte sie hungernde, bettelnde und kranke Familien, sah einen Mann, der auf der Straße gestorben war. Dieser Anblick verfolgt sie eine lange Zeit. „Manchmal, wenn ich versuche zu schlafen, kann die Erinnerung an den Toten auf der Straße zurückkehren, ich kann ihn vor mir sehen", wird Silvia in "Bunte" zitiert. Ihre Eindrücke von Armut und Elend waren der erste Anstoß für Silvia, sich später für zahlreiche wohltätige Zwecke einzusetzen. Auch ihre Kraft und der Eifer, ihre Ziele zu verfolgen, stammen aus Erfahrungen mit ihrer Familie. Denn als einzige Tochter mit drei älteren Brüdern, musste Silvia schon früh lernen, sich durchzusetzen. „Weil ich die Jüngste war, musste ich immer kämpfen, um Aufmerksamkeit zu bekommen, um die Leute dazu zu bringen, mich auch zu sehen und zu hören", so die Königin gegenüber "Bunte".

Silvias Kennenlernen mit Carl Gustaf

Als Silvia 14 Jahre alt war, zog die Familie zurück nach Deutschland. Nach dem Abitur am Luisen-Gymnasium in Düsseldorf absolvierte sie eine Ausbildung zur Dolmetscherin am Sprachen- und Dolmetscher-Institut in München. Silvia spricht neben Deutsch fünf Fremdsprachen, darunter Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Schwedisch, und die Schwedische Gebärdensprache. Im Anschluss an ihre Dolmetscher-Ausbildung arbeitete Silvia eine Zeitlang im argentinischen Konsulat in München.

© imago images / WEREK Olympiahostess Silvia Sommerlath präsentiert die ersten offiziellen Olympia Briefmarken der Spiele 1972 in München

1972 lernte Silvia bei den Olympischen Spielen in München den Kronprinzen und späteren schwedischen König Carl XVI. Gustaf kennen. Zu der Zeit arbeitete sie bei den Olympischen Spielen als Chef-Hostess, der Kronprinz befand sich unter den prominenten Persönlichkeiten, die Silvia dort betreute. Obwohl sie drei Jahre älter war als er – zu der damaligen Zeit eine ungewöhnliche Kombination – und eine Bürgerliche, war der schwedische Kronprinz der schönen und begabten Deutschen recht schnell verfallen. Ihre Beziehung hielten die beiden jedoch zunächst geheim, denn: Carl Gustaf wurde erst 1973 vom Kronprinzen zum amtierenden König von Schweden. Als König war er dazu befugt, eine Bürgerliche zu heiraten, als Kronprinz wäre ihm dies versagt geblieben.

Durch die Hochzeit wurde sie zu Königin Silvia

Vier Jahre nach dem ersten Aufeinandertreffen, am 19. Juni 1976, fand die Traumhochzeit von Carl Gustaf und Silvia in der Stockholmer Kathedrale statt. Zu Ehren der frischgebackenen Königin performte die schwedische Kult-Band Abba auf der Hochzeit „Dancing Queen“. Ein Jahr nach der Hochzeit kam Kronprinzessin Victoria zur Welt, 1979 Sohn Prinz Carl Philip und 1982 machte Prinzessin Madeleine das Familienglück komplett. Auch das schwedische Volk, das Silvia zunächst mit Skepsis gegenüberstand, konnte sie durch ihre warme und charmante Art für sich gewinnen.

Skandalbuch über Carl Gustaf

Im Jahr 2010 erschien ein Buch über Carl Gustaf mit dem Titel: „Der widerwillige Monarch“. Darin berichteten die Autoren Thomas Sjöberg und Kristoffer Lind von zahlreichen Eskapaden des schwedischen Monarchen. Ihnen zufolge habe der König ausgiebige Abende in Stripclubs verbracht, Drogen konsumiert, kriminelle Geschäftsbeziehungen geführt und sogar selbst illegale Nachtclubs besessen. Carl Gustaf soll außerdem in den 90er Jahren mehrere Affären gehabt haben, unter anderem mit Camilla Henemark, Sängerin der schwedischen Popmusikgruppe „Army of Lovers.“ Henemark bestätigte die Aussagen, Carl Gustaf äußerte sich nicht konkret dazu. Das Buch wurde ein Verkaufshit in Schweden und heiß diskutiert. Das schwedische Königshaus drohte in eine Krise zu rutschen. Besonders Carl Gustafs vage Äußerungen zu den Vorwürfen, nahmen ihm schwedische Medien übel.

»Ich bereue es nicht, ihn geheiratet zu haben«

Schließlich verkündete der König, die im Buch geschilderten Verhältnisse lägen Jahre zurück und er wolle gemeinsam mit seiner Frau in die Zukunft blicken. Königin Silvia schwieg zu den Behauptungen über die wilde Vergangenheit ihres Ehemanns, betonte jedoch laut Handelsblatt auch öffentlich in einem Interview, dass sie voll und ganz hinter ihm steht: „Ich bereue es nicht, ihn geheiratet zu haben – den Menschen geheiratet zu haben, den ich liebe.“

Vorwürfe gegen Vater Walther Sommerlath

2011 geriet Silvia jedoch selbst in ein mediales Kreuzfeuer, nachdem Gerüchte über ihren Vater öffentlich bekannt wurden. Diesen zufolge soll sich der 1990 verstorbene Walther Sommerlath zur Zeit des Nationalsozialismus an der Enteignung jüdischer Bürger beteiligt haben. Konkret ging es um die Übernahme einer Fabrik des jüdischen Unternehmers Efim Wechsler, die in den Besitz von Walther Sommerlath übergegangen war. Zusätzlich soll Sommerlath die nationalsozialistische Führung durch die Lieferung von Rüstungen unterstützt haben. Ihr Vater hatte zu Lebzeiten stets bestritten, Mitglied der NSDAP gewesen zu sein. Silvia machte es sich zur Aufgabe, diese Vorwürfe prüfen zu lassen und schaltete Anwälte und Historiker ein. Gemeinsam mit diesen kam die Königin zu dem Schluss, dass ihr Vater dem Unternehmer Efim Wechsler durch die Übernahme dessen Fabrik zur Flucht aus Deutschland verholfen hatte.

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Königin Silvia und die World Childhood Foundation

„Es heißt, ich habe ein brasilianisches Herz, einen deutschen Kopf und eine schwedische Seele“, sagte die Königin laut Stuttgarter Nachrichten einst in einem Interview. Ihr brasilianisches Herz schlägt vor allem für Kinder, denn für diese setzt Silvia sich besonders engagiert ein. Die „World Childhood Foundation“ wurde 1999 auf ihre Initiative hin gegründet, 2019 eröffnete sie das „Childhood-Haus“ in ihrer Heimatstadt Heidelberg zur Betreuung von missbrauchten Kindern. Die Königin ist zudem Schirmherrin von mehr als 60 weltweit vertretenen, wohltätigen Organisationen und wurde mit zahlreichen Ehrungen und Orden ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Orden des Lächelns“.

»Es heißt, ich habe ein brasilianisches Herz, einen deutschen Kopf und eine schwedische Seele«

Doch Silvia setzt sich nicht nur für die Kleinen ein, sondern auch für die Alten. Nachdem ihre Mutter an Demenz erkrankt war und Silvia erkannte, welche Herausforderungen die Krankheit mit sich bringt, rief sie 1996 die Stiftung „Silviahemmet“ (Deutsch: Silvias Haus) ins Leben, in dem demenzkranke Menschen betreut werden und Angehörigen ein offenes Ohr gewährt wird.

Ihre anmutige, warme und herzliche Art hat Königin Silvia bis heute behalten. Am liebsten verbringt die familienbewusste Königin Zeit mit ihren Kindern und Enkelkindern.

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