Königin Margrethe II. wird 75

Extravaganter Kleidungsstil, raucht wie ein Schlot und steckt Kritik wegen Kunst ein

Sie raucht wie ein Schlot und sprüht vor Selbstironie: Königin Margrethe II. von Dänemark ist ganz sicher keine gewöhnliche Monarchin. "Sie hat so viele Facetten - darüber hinaus, dass sie Königin ist", sagte Trine Larsen, Royal-Expertin bei der Wochenzeitung "Billed-Bladet". Vor allem hat Margrethe auch kurz vor ihrem 75. Geburtstag am 16. April keine Angst, Farbe zu bekennen.

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    Margrethe 1987

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    Margrethe April 2015

Wo sie auftritt, sticht sie allein dank ihrem extrem bunten Kleidungsstil aus der Menge heraus. Auf Schloss Frederiksborg nahe Kopenhagen sind seit Donnerstag Kleider der Königin ausgestellt, die ihr Leben nacherzählen: Vom Taufkleid über die Militär-Fliegeruniform und das Hochzeitskleid mit Fünf-Meter-Schleppe bis zu Ballkleidern.

Ihre Outfits gestaltet die Königin oft mit - auch das wohl skurrilste Exponat: Aus einer Wachsdecke mit riesigen Blumen, die sie in London gekauft hatte, schneiderte die Monarchin kurzerhand eine knallbunte übergroße Regenjacke. Für die Aufführung des Ballettklassikers "Der Nussknacker" im Kopenhagener Freizeitpark Tivoli 2014 designte das Staatsoberhaupt nicht nur die Kostüme, sondern auch das Bühnenbild.

Kritik für ihre Kunst

Für ihre Kunst musste Margrethe schon häufiger harsche Kritik einstecken. Der Kunstredakteur Peter Michael Hornung der großen Zeitung "Politiken" nannte die Königin eine "Sonntagsmalerin", ein Kritiker des britischen "Guardian" schrieb einst, ihre Werke seien so langweilig, kraftlos und unoriginell, dass man sich frage: "Soll man sie ironisch verstehen, oder sind sie einfach nur mittelmäßig?" Auf solche Kritik reagiert Margrethe zwar empfindlich - an ihrem künstlerischen Schaffen hindert sie das aber nicht.

Größere Skandale überstanden

Soviel Selbstbewusstsein hatte die Dänin nicht immer. Als sie mit 31 Jahren Königin wurde, galt sie als unsicher. Doch Margrethe wuchs mit ihren Aufgaben - und hat inzwischen 43 Jahre auf dem Thron ohne größere Skandale überstanden. Ihre Landsleute mögen sie dafür, dass sie sich gibt wie eine von ihnen. "Sie stellt sich nicht auf ein Podest", sagt Larsen. Am Silvestertag schaltet fast jeder Däne um 18 Uhr den Fernseher ein, um ihre Neujahrsansprache zu hören.

Die Tatsache, dass Margrethe ihr Leben schon so viele Jahrzehnte begleitet hat, lässt sie in den Augen mancher altmodisch erscheinen. Trotzdem interessiere sie sich brennend für die Welt um sich herum, vor allem für die Kunst. Doch sie ist nicht ihre größte Leidenschaft, sagte Larsen.

"Königin, Kunst, danach die Kinder"

"Das ist ihre Lebensaufgabe als Königin. Danach die Kunst, danach die Kinder", sagt Larsen ohne zu zögern. Was ihre Qualitäten als Mutter angeht, war Margrethe selbst stets ihre größte Kritikerin. "Das mit den kleinen Kindern hat sie nie richtig verstanden", sagte Larsen. Als Kronprinz Frederik (46) und sein Bruder Joachim (45) älter wurden, habe sie mehr mit ihnen anfangen können.

Mann fühlt sich zurückgesetzt

Margrethes Mann, der gebürtige Franzose Prinz Henrik (80), fühlte sich oft hinter ihr zurückgesetzt. Dass er nicht König ist, missfällt ihm bis heute. "Warum sollte ich unter meiner Frau stehen?", monierte er vor kurzem in einem Fernsehinterview mit niederländischen Journalisten.

Während andere Hoheiten sich selbst einen Maulkorb verpassen, wolle Margrethe oft noch nicht einmal Journalisten-Interviews gegenlesen, erzählte Larsen. Auch auf nahezu respektlose Fragen wie der nach einem Facelifting habe die Königin eine Antwort: Es wisse doch jeder, dass sie am 16. April 1940 geboren sei - warum solle sie versuchen, über ihr Alter zu lügen? Mit der 75 hat die Monarchin deshalb wohl kein Problem.

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