Die Götter müssen verrückt sein

18 Monate ohne Regen: Menschen für Menschen unterstützt

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Kemal Tunas Leben ist auf 16 Quadratmeter zusammengeschrumpft. Im Dezember ist im Süden Äthiopiens Erntezeit. Die ganze Familie, auch die drei Kinder, muss auf den Feldern mitarbeiten, um den Weizen einzubringen, zu stapeln, aus den Hülsen zu schlagen und zu schälen. Immerhin 5000 Kilogramm Weizen ernten die Tunas so normalerweise im Jahr. Das reicht, um die Familie zu ernähren und um für die notwendigsten Einkäufe wie Petroleum, Schulbücher und Salz zu bezahlen. Am Monatsende wird dann im ganzen Dorf groß Erntedank gefeiert.

© Ricardo Herrgott Zehn Millionen Äthiopier sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.

Doch heuer ist alles anders. Seit 18 Monaten hat es nicht mehr geregnet. Die schwerste Dürre seit 30 Jahren hat die Ernte vernichtet. Das Leben der Tunas spielt sich jetzt überwiegend in der kleinen Lehmhütte ab. Es gibt nichts zu tun und nichts zu feiern. Dass sie überhaupt bleiben können, verdanken sie der Nothungerhilfe der Regierung und der österreichischen Hilfsorganisation "Menschen für Menschen".

© Ricardo Herrgott Das beschwerliche Leben in Äthiopien ist für Frauen noch beschwerlicher. Mädchen und Frauen sind für die Suche nach Wasser und Feuerholz zuständig.

Gott schickt keinen Regen

Kemal Tuna glaubt, dass Gott keinen Regen schickt, weil die Menschen zu viel streiten. Um Streit geht es bei der Sache wirklich. 195 Regierungschefs rangen bei der Klimakonferenz in Paris um einen Minimalkompromiss zur Bremsung der Erderwärmung. Wirksam werden die Beschlüsse aber erst im Jahr 2020. Die Trägheit dieser Gipfelbeschlüsse hält mit der Geschwindigkeit des Klimawandels bei Weitem nicht mit.

© Ricardo Herrgott Im Land wütet die schwerste Dürre seit 30 Jahren.

Äthiopien ist immer wieder von längeren Dürreperioden betroffen. Das regelmäßig wiederkehrende Wetterphänomen El Niño verstärkt diese Dürren, und der Klimawandel macht die Auswirkungen immer dramatischer. Zehn der hundert Millionen Äthiopier hungern. Die aggressivere Hitze vernichtet die Ernten und raubt den Menschen die Lebensgrundlage. Wenn sich nichts ändert, werden Millionen fliehen müssen. Die Uno schätzt, dass es bis 2050 weltweit 200 Millionen Klimaflüchtlinge geben könnte. Während Europa mit der aktuellen Flüchtlingskrise kämpft, bahnt sich bereits die nächste, viel größere an. Die Beschlüsse von Paris wirken zu spät, um das zu verhindern. Der Bauer Kemal Tuna dürfte sich irren. Die Menschen sind verrückt geworden, nicht die Götter.

Sie wollen helfen? Hier finden Sie alle Informationen:
https://www.menschenfuermenschen.at/

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