"Priester brauchen Sex"

Geliebte eines Pfarrers outet sich und schildert Leid, das der Zölibat verursachen kann

von Kirche und Sex - "Priester brauchen Sex" © Bild: NEWS/Katharina Stögmüller

NEWS: Frau Mahrer, wie erlebten Sie die ersten Tage nach Ihrem Outing?
Eva-Maria Mahrer: Es gibt Menschen, die unheimlich negativ reagierten. Eine Kollegin in der Musikschule, in der ich Geigenunterricht nehme, hat mich plötzlich wortlos geschnitten – früher hat sie immer mit mir musiziert. Aber wenn es Menschen gibt, die meinen Beweggrund nicht verstehen, dann ist das nicht mein Problem, sondern ihres.

NEWS: Hier ist eine mittelmäßig bekannte Soubrette, die durch einen kalkulierten Skandal ihre Bekanntheit steigern will – ist das denn völlig von der Hand zu weisen?
Mahrer: Ja, weil ich mich schon vor Jahren ganz bewusst aus der Branche zurückgezogen habe. Es ist mir einfach zu stressig geworden. Ich hatte meine Erfolge, habe die Partien gesungen, die mir Spaß machten. Doch als dann bei mir Krebs diagnostiziert wurde, wusste ich, dass ich einen Schlussstrich ziehen muss. Ich habe ja keine Nacktfotos gemacht wie die Karina Sarkissova, die steht voll im Berufsleben und braucht die PR. Ich habe das ja gar nicht mehr nötig.

NEWS: Erleben wir den Vorstoß einer mutigen Laiin, die mithelfen will, die Kirche zu reformieren, oder auch die Rache einer brüskierten Liebhaberin?
Mahrer: Um Gottes willen, von Rache kann keine Rede sein! Ich will dem Herrn Swierzek in keiner Weise schaden. Aber er ist nun einmal Seelsorger, und als solcher diskriminiert er jetzt zwei junge Menschen, die niemandem etwas Böses tun, sondern nur friedlich ihr Leben leben. Als er mich verließ, war meine Seele eine einzige Wunde. Daran habe ich gedacht, als er jetzt wieder Menschen durch seine Vorgehensweise verletzte. Ich will ihm nur die Augen öffnen – denn sonst wird er das immer wieder machen.

NEWS: Beschreiben Sie die Situation, in der Sie sich befanden, als Sie sich hilfesuchend an den Herrn Pfarrer wandten.
Mahrer: Es musste mir die linke Brust amputiert werden. Man hat mir damals gesagt, ich müsste eine Chemotherapie mit allen Begleiterscheinungen machen, doch das habe ich abgelehnt. Dann habe ich Chirurgen gefunden, die mit Bauchgewebe in einer achtstündigen Operation einen sofortigen Wiederaufbau gemacht haben. Natürlich gab es auch die Gefahr einer Abstoßung und die Möglichkeit, dass ich überhaupt nicht mehr aufwache, sondern während der OP an einer Lungenembolie versterbe. Das waren ja zwei Operationen in einem, und man kann sich vorstellen, wie erschöpft ich danach war. Man braucht ewig, bis man wieder aufrecht gehen und normal atmen kann. Da habe ich etwas gesucht, was mich ablenkt. Da meinte eine Bekannte: „Versuche es, geh mit mir in die Kirche, erst in die Messe, dann zum Pfarrkaffee – vielleicht hilft dir das, vielleicht findest du Ablenkung und kannst Kraft tanken.“

NEWS: Sie haben den Herrn Pfarrer also in einer Situation getroffen, wo Ihr weibliches Selbstwertgefühl erschüttert war?
Mahrer: Zumindest unterbewusst – eine Brust zu verlieren, das hätte ich nicht ertragen. Ich habe mich nach außen hin nie selbst bemitleidet, aber es war schon so, dass ich mich in der Pfarre bald sehr wohlgefühlt habe. Es stand eine Polen-Reise auf dem Programm, das war eine nette Gruppenreise, wir haben im Bus gesungen. Ja, und dann hat er mich plötzlich angerufen und gefragt, ob ich mit ihm spazierengehen möchte.

NEWS: Was suchten Sie in ihm? Eine Art tröstende Vaterfigur? Einen Mann?
Mahrer: Ich habe nichts bewusst gesucht. Geborgenheit vielleicht, eine gewisse Wärme, weil ich nach dieser Krankheit ja in einer Kälte gelebt habe. Man fühlt sich in einem dunklen Tunnel, und natürlich suchst du da irgendwo ein bisschen Licht.

NEWS: In Ihrem Bücherregal steht die Roman-Ausgabe der „Dornenvögel“ …
Mahrer: Das Buch gehörte meiner Mutter. Ich selbst habe die „Dornenvögel“ nur im Fernsehen gesehen und geweint. Aber es ist kein verdrängter romantischer Wunschtraum, der da bei mir Wirklichkeit wurde, an so etwas habe ich überhaupt nicht gedacht. Mich als Frau zu bestätigen, das war nie ein Beweggrund.

NEWS: Wer hat dann den ersten Schritt gewagt, der aus Freundschaft Liebe machte?
Mahrer: Das war er – mit einem Kuss. Ich hätte das als Frau nie gemacht, mir war ja immer bewusst, dass er ein Geistlicher ist. Doch dann trifft man sich immer wieder, und irgendwann sind die Emotionen stärker, da denkst du nicht mehr nach. Man plaudert beim Abendessen zu zweit, zündet eine Kerze an, spielt Musik. Es hat schon geprickelt, aber ich bin anfangs immer weiter weggerutscht. Aber er hat mir die Scheu genommen, etwas Verbotenes zu tun. Ein Priester ist eben nicht nur ein ferngesteuertes Wesen, sondern auch ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ein Mann, keine Maschine.

NEWS: Wonach suchte er?
Mahrer: Seine Familie, seine Schwester, seine Mutter, die waren weit weg in Polen. Er suchte nach jemandem, an den er sich anlehnen konnte, und das verstehe ich. Er ist sehr sensibel, außerdem hatte er in der Pfarre auch schon seine Schwierigkeiten, weil die Gemeinde schon ziemlich gespalten war. Er empfand das als Mobbing. Wir waren Seelenverwandte, die beide nicht genau wussten, wie es denn weitergehen sollte. Er hat viel von seinen Problemen auf mir abgeladen, das hat mich von meinen eigenen abgelenkt, meine Traurigkeit vergessen lassen.

NEWS: Eine Liebe, die aus Leid geboren wurde?
Mahrer: Ja, ich denke, so war das.

NEWS: Waren Sie denn seine erste Frau?
Mahrer: Nein – aber dazu möchte ich nicht mehr sagen.

NEWS: Ein Mensch, der sich als junger Bursch zur Enthaltsamkeit verpflichtet und erst als reifer Mann seine Bedürfnisse entdeckt – hat der die erotische Erfahrung eines Twens?
Mahrer: Das habe ich nicht so empfunden. Von Unsicherheit war da keine Spur.

NEWS: Worin bestand für Sie denn der Unterschied zwischen einer Beziehung zu einem „normalen Mann“ und der zu einem Priester? Mahrer: Nirgends, es ist ja nur die Kirche, die da einen Unterschied macht.

NEWS: Durch Ihr Outing ist der katholische Pflichtzölibat erneut in Diskussion geraten – leidet ein Priester Ihrer Erfahrung zufolge denn sehr darunter?
Mahrer: Ja. Es ist doch logisch, dass ein Mensch, der unheimlich viel leisten muss, Geborgenheit braucht, wenn er nachhause kommt. Wenn du heimkommst und völlig allein bist, fällst du in ein Loch – und um das auszufüllen, reicht der liebe Gott nicht: Soll der denn anklopfen und sagen „Ich bin ja eh da, bete einen Rosenkranz, dann geht’s dir gleich wieder besser“? – Das ist zu wenig. Pfarrer sind arme Teufel, die müssen tagsüber so viel emotionales Leid ertragen, und dann kommen sie heim und sind mutterseelenallein.

NEWS: Es geht also nur um Nestwärme, überhaupt nicht um Sexualität?
Mahrer: Das ist eine Einheit. Eins gibt das andere, wenn man in einer Beziehung lebt, auch Priester brauchen Sex. Er hat oft über den Zölibat gesprochen und darüber, dass er ihn nicht für sinnvoll erachtet. Ich habe ihn gefragt, warum er das nicht schon im Priesterseminar bedacht hat. Er sagte, dass man diese Bedürfnisse erst spüre, wenn man älter wird. Wenn du immer wieder Kinder taufst und Ehen schließt, da entsteht eine gewisse Sehnsucht.

NEWS: Wie schwer war es denn für ihn, mit der „Sünde“ einer Beziehung zu leben?
Mahrer: Sehr schwer. Aber eine Zeitlang war seine Verzweiflung über die Einsamkeit wohl stärker als die Vernunft.

NEWS: Und seinen Job aufzugeben, das war nie eine Option?
Mahrer: Das ist ja der Punkt: Die Kirche ist ihm letztendlich über alles gegangen.

NEWS: Sie kamen als Trostsuchende und gingen als Opfer. Wie geht man denn mit so einer Situation um?
Mahrer: Er hat ja von heute auf morgen den Kontakt abgebrochen, das war sehr schwierig für mich. Ich musste mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus.

NEWS: Glauben Sie denn, dass Priester mit ungezwungenerem Sexualleben für Hilfesuchende, wie Sie es waren, bessere Anlaufstationen wären?
Mahrer: Selbstverständlich. Dadurch wären sie ja emotional viel gefestigter.

NEWS: Glauben Sie, dass der liebe Gott Ihre Liebe gutgeheißen hat?
Mahrer: Ich glaube, schon. Warum sollte er etwas dagegen haben, wenn einander zwei Menschen mögen, ohne jemandem etwas Böses zu tun?

Kommentare

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Deshalb steht in der heiligen Schrift auch ... "Der Geist sagt ausdrücklich: In späteren Zeiten werden manche vom Glauben abrallen; sie werden sich betrügerischen Geistern und den LEHREN VON DÄMONEN zuwenden, getäuscht von HEUCHLERISCHEN LÜGNERN, deren Gewissen gebrandmarkt ist. Sie VERBIETEN DIE HEIRAT ..." (1. Timotheus 4:1-3).
Siehe auch 1. Timotheus 3:2: Deshalb soll der BISCHOF ein Mann ohne Tadel sein, NUR EINMAL verheiratet, ..."
Bei der Klarheit dieser Texte erübrigt sich jeder sonstige Kommentar. Ist übrigens für jeden nachzulesen in der eigenen Bibel; sonst gibt es sie auch im Internet zu lesen.

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Re: Deshalb steht in der heiligen Schrift auch ... Ich meinte natürlich "abfallen".

obernds

Zölibat Das ganze Theater Priester u.Frauen wäre lange kein Thema mehr,wenn die Prister heiraten dürften. Die evangelische Kirche ist nicht so veraltert,die Priester dürfen heiraten u. das ganze Getue ist aus der Welt geschaffen.Die kath.Kirche gehört von der obersten Spitze revormiert.

kirkfrank1 melden

Die Geliebte Wenn das alles so ist wie sie behauptet, erweisst sie ihrem Lover der halt mal katholischer Priest ist, keinen wirklichen Bärendienst. Das gibt sicherlich eine von oben auf die Mütze, wenn man es dabeii überhaupt bewenden lässt. Und was das Zölibat anbelangt, so nützt das ganze Geschwafel überhaupt nichts. Jedenfalls wird es der Pfarrer in Zukunft ziemlich schwer haben....

Ignaz-Kutschnberger
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Re: Die Geliebte ...na ja, mich erinnerts an den späten Rachefeldzug einer Frau, deren Liebe verschmäht wurde

Ignaz-Kutschnberger
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Ja ja... scheinbar war seine Liebe zu Gott doch letztendlich stärker ...das muss man auch als Frau akzeptieren, auch wenn man es manchmal nicht wahrhaben möchte ;-)

Ignaz-Kutschnberger
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Ich empfehle Ihnen folgenden Film... Dornenvögel ... das hilft Ihnen vielleicht darüber hinweg ;-)

Ignaz-Kutschnberger
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Priester brauchen Sex... da macht Euch keine Sorgen... wir haben eh :-)

Ignaz-Kutschnberger
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Zu der obigen Frau da möchte ich noch sagen... kein Wunder dass Sie einen Priester verführen mussten, wenn Ihnen scheinbar kein andere Mensch Trost spenden konnte! Ich hoffe Sie haben jetzt wenigstens einen Partner gefunden und irren nicht mehr einsam im Leben umher. Ich weiß selber, dass dies oft zu starken psychischen Problemen führen kann, welche man oftmals durch Musik auszugleichen versucht...aber die einen ständig begleiten und mitunter auch zu unüberlegten Taten führen können, die oft für die Angehörigen einen schmerzlichen Abschied bedeuteten. Sich als Ex-Geliebte und letztendlich Fallengelassene Frau zu outen bedarf viel Mut, doch dieser wird im Leben leider selten belohnt, sondern zieht mitunter jene Sorte Männer an, die ihr Glück normalerweise gegen Bezahlung suchen ;-) Alles Gute für Ihre Zukunft

King_Salomon melden

Re: Priester brauchen Sex... Ihr Kommentar ist leider nur geschmacklos. Ihre Denke entspricht wohl Ihrem "Kriegs-Namen", denn sonst könnten Sie so einen Blödsinn nicht schreiben. Eine Frau, die ihre Identifikation, nämlich die Brüste durch diese schreckliche Krankheit verliert oder zu verlieren fürchtet, ist in einer äußerst schwierigen psychischen und emotionalen Situation. Dies ohne liebevollen Partner durchzustehen, ist sehr, sehr schwer. Ich urteile nicht, was da zwischen 2 Menschgen gelaufen ist, aber ich beurteile Ihren geschmack- und gefühllosen Unsinn. Shame on you. Die Dame hat meinen Respekt und Hochachtung. Ziehen SIE sich zurück in Ihre kleine War-Höhle und bleiben Sie dort. Die Zeiten der Inquisition sind Gott sei Dank schon lange vorüber.

stabilis melden

Re: Priester brauchen Sex... Zölibat gibt es garnicht, es ist eine Lüge der Kirche um ihre eigenen Priester damit seelisch unter Druck stellen zu können. Ist wie bei einem Arbeitgeber dem gegenüber ich ein permanentes schlechtes Gewissen haben muss - bei der Kirche noch viel schlimmer. D.h. diese Priester hören entweder auf (was dem wirtschaftlichen Ruin gleichkommt) oder beugen sich noch mehr, treiben es im Versteckten und schämen sich gegenüber Mutter Kirchen, ihrem Chef.

Der Wahnsinn hat dort Methode in dem Verein, aber es ist die älteste Firma der Welt mit nahe 2000 Jahren und - wie man sieht - lauft der LAden immer noch ganz gut, das Geld sprudelt immer noch.

Mit Religion, Glauben und menschlicher Ethik hat die röm. kath. Kirche noch nie was zu tun gehabt - und wer das glaubt ist naiv. Reines Geschäft u. Macht.

geri1960
geri1960 melden

Re: Priester brauchen Sex... Bitte last sie ferkeln, sonst nehmen sie sich wieder die Ministranten !!

Ignaz-Kutschnberger
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@King_Salomon vielleicht können Sie ja jetzt Trost spenden... ;-)

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Das Zölibat ist Wahnsinn Und eine Religion die sowas von Ihren Pristern erwartet ist Wahnsinnig.

geri1960
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Re: Das Zölibat ist Wahnsinn Der Mensch und sein Glauben !!
Arm ist er !!

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