Religionsführer und NGOs: "Millionen Kinder als Sklaven ausgebeutet"

Traurige Zahlen zum internationalen Tag für die Abschaffung der Sklaverei

von Sklaverei © Bild: Thinkstock

Die im "Globalen Netzwerk für die Freiheit" (GFN) zusammengeschlossenen Proponenten aus Weltreligionen und NGOs setzen sich für eine Abschaffung von moderner Sklaverei und Menschenhandel bis zum Jahr 2020 ein. Dabei engagieren sich die Spitzen der katholischen, anglikanischen und orthodoxen Kirche sowie Vertreter der buddhistischen, hinduistischen, jüdischen und muslimischen Glaubensgemeinschaften gemeinsam. Am Internationalen Tag zur Abschaffung der Sklaverei kommen sie in Rom zusammen, um eine Gemeinsame Erklärung zu unterzeichnen.

Die Gemeinsame Erklärung religiöser Führer gegen die moderne Sklaverei beinhaltet ein Nein zu Menschenhandel, Zwangsarbeit, Zwangsprostitution, Organhandel sowie gegen jede Form von Beziehung, die gegen die Grundüberzeugung verstößt, dass alle Menschen gleichwertig sind und die gleiche Freiheit und Würde haben. Moderne Sklaverei sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dies müsse von allen Nationen anerkannt werden. Zudem wird bekräftigt, dass Mitglieder aller Glaubensgemeinschaften und Menschen guten Willens in aller Welt zu spirituellen und praktischen Aktionen aufgerufen sind, die moderne Sklaverei abzuschaffen.

Zahlreiche Unterschriften

Für die katholische Kirche unterzeichnet Papst Franziskus, für die orthodoxe Kirche Metropolit Emmanuel von Frankreich als Vertreter von Patriarch Bartholomaios, für die anglikanische Kirche Primaserzbischof Justin Welby. Auch zahlreiche Leiter von internationalen Organisationen, u.a. Andrew Forrest von der "Walk Free Foundation", von zivilgesellschaftlichen Organisationen und von Unternehmen nehmen an dem Event in Rom teil und unterzeichnen die Erklärung.

Friedensnobelpreis als Zeichen

"Jugend Eine Welt"-Vorsitzender Reinhard Heiserer betont in einer Aussendung am Montag, dass die diesjährige Verleihung des Friedensnobelpreises an den indischen Kinderrechtsaktivisten Kailash Satyarthi, der selbst zahlreiche Kindersklaven befreit habe, als Auftrag verstanden werden, soll, Kinder aus missbräuchlichen Arbeitsverhältnissen herauszuholen. Es gehe aber auch darum, sie "mit allen Mitteln davor zu beschützen", so Heiserer.

Laut aktuellem Sklaverei-Index der Walk Free Foundation leben derzeit 35,8 Millionen Menschen in einer Form von moderner Sklaverei, darunter Millionen Minderjährige. Schon ganz kleine Kinder werden von ihren Eltern verkauft, müssen Hausarbeit für begüterte Familien leisten, Teppiche knüpfen oder in Steinbrüchen, Fabriken, Minen und Plantagen schuften.

Viele Mädchen betroffen

Viele Mädchen würden in jungem Alter zwangsverheiratet - eine Praxis, die in kriegerischen Konflikten noch zunimmt, wenn Mädchen entführt und als Kriegsbeute verschachert werden. "Zudem werden Kinder und Jugendliche immer häufiger Opfer von Menschenhandel und kommerzieller sexueller Ausbeutung."

"Das Problem der Kindersklaverei wird von der Gesellschaft häufig zu wenig wahrgenommen", erklärt Heiserer. Viele Eltern würden in gutem Glauben handeln, wenn sie ihre Kinder in die Obhut von Menschenhändlern geben, die ihnen das Blaue vom Himmel versprechen, zum Beispiel dass die Kinder bei ihnen eine gute Ausbildung erhalten.

Don-Bosco-Einrichtungen führten deshalb Aufklärungskampagnen durch, etwa im von "Jugend Eine Welt" unterstützten Projekt "Navajeevan" der Salesianer Don Boscos in der indischen Großstadt Vijayawada. Dort würden Haushalte, die Kinder als Arbeitssklaven halten, seit 2007 ausgeforscht. "Seither konnten mehr als 100 Kinder aus Haushalten befreit und zu ihren Familien zurückgeführt bzw. bei Don Bosco gut untergebracht werden", so Heiserer.

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