Kindergartenpflicht für Vierjährige

Gleichzeitig soll Kindergarten gratis werden - Karmasin legt Entwurf vor

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Familie - Kindergartenpflicht für Vierjährige

Denn obwohl Kinderbetreuung eigentlich Ländersache ist, schießt der Bund seit Jahren Geld zu, so zum Beispiel auch für die Kindergartenpflicht für Fünfjährige. Die Vereinbarung über dieses kostenlose Pflicht-Kindergartenjahr läuft aber aus und muss deshalb neu verhandelt werden. Bei dieser Gelegenheit will die Bundesregierung die in ihrem Arbeitsprogramm vorgesehene Ausweitung vornehmen.

Kindergartenpflicht für Fünfjährige

Schon bisher müssen alle fünfjährigen Kinder an mindestens vier Tagen in der Woche im Ausmaß von insgesamt 16 bis 20 Stunden in den Kindergarten gehen - in Karmasins Entwurf ist so eine Pflicht nun auch für Vierjährige vorgesehen, und zwar ab Herbst 2016. Erkenntnisse aus aktuellen Studien zeigten, dass der Besuch von frühkindlichen Bildungseinrichtungen die Startchancen in der Schule verbessere, betonte die Ministerin. Im Fokus steht dabei, mangelnde Deutschkenntnisse auszugleichen.

Man wolle jene erreichen, "die Sprachentwicklungsbedarf haben". Dabei gehe es "nicht um die Frage: Ausländer ja oder nein", betonte die Ministerin auf Nachfrage. Etwa die Hälfte jener Kinder, die Förderbedarf haben, hätten einen österreichischen sprachlichen und kulturellen Hintergrund.

Verstöße werden sanktioniert

Bei Verstößen drohen verwaltungsstrafrechtliche Sanktionen. Der Entwurf sieht allerdings einige Schlupflöcher für Eltern vor: Wie schon bei den Fünfjährigen gelten medizinische Gründe und weite Wege als Ausnahme. Neu dazu kommt für die Vierjährigen, dass sie auch bei Tageseltern betreut werden können oder auch zuhause, sofern gewisse Bildungsaufgaben erfüllt werden und die Sprachstandsfeststellung keinen Förderbedarf ergeben hat. "Wir wollen die Eltern nicht komplett bevormunden", erklärte Karmasin. Sie rechnet aber nicht damit, dass viele von den Ausnahmen Gebrauch machen.

Ohnehin werden derzeit schon 94 Prozent der Vierjährigen in Österreich betreut. Ein zusätzlicher Anreiz soll auch sein, dass für den halbtägigen Kindergartenbesuch der Vierjährigen (ab Herbst) nichts bezahlt werden muss - in der Steiermark, in Kärnten, Salzburg und Vorarlberg ist das nämlich noch nicht grundsätzlich gratis. Eltern würden sich im Schnitt 1.500 Euro im Jahr sparen, warb Karmasin.

70 Mio. Euro Bundesgeld pro Kindergartenjahr

Wie bisher geht es um 70 Mio. Euro Bundesgeld pro (Kindergarten-)Jahr, die Vereinbarung soll für 2015/2016 und 2016/2017 gelten. Aus dem einen oder anderen Bundesland war im Vorfeld allerdings schon der Ruf nach zumindest einer Valorisierung der Mittel gekommen. Man müsse das Budget "eng im Auge behalten und effizient haushalten", erteilte Karmasin diesen Forderungen eine Absage. Mit den Millionen für den Ausbau der Kinderbetreuung und für die Sprachförderung investiere der Bund ohnehin sehr viel Geld in eine Sache, für die eigentlich die Länder verantwortlich seien, argumentierte sie.

Die Länder müssen die Verwendung des Geldes nachweisen. Der Bund will dazu laut Entwurf vorgeben, dass sie sich an den bundesländerübergreifenden Bildungsrahmenplan zu halten haben. Außerdem dürfen sie nicht einfach größere Gruppen machen. Auf die immer wieder aufflammenden Diskussionen in Wien über islamische Kindergärten bezieht sich offensichtlich ein Passus, wonach die Länder von den Betreuungseinrichtungen ein Bekenntnis "zur demokratischen Republik Österreich" und ihren Grundwerten verlangen müssen.

Kommentare

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Meine Meinung schließt sich denen von andy1911 und higgs70 an. Ich bin der Meinung, dass Kleinkinder am ehesten von den Eltern gefördert werden können. Zumal Erzieher*innen immer weniger Rechte haben, was z. B. Konsequenzen anbelangt. Wenn ein Kind etwas nicht tun will, dann will es nicht und man kann nichts dagegen machen. Bei den Eltern gibt es aber doch Konsequenzen.

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Eine Wanderung, wie andy sie angeführt hat, kann durchaus lehrreicher sein als ein Tag im Kindergarten. Die Kinder sehen dabei sehr viel mehr und bekommen einen Bezug zur Natur.
In einem anderen Artikel erwähnte ich bereits, dass Kosten für den Kindergarten aus dem Sozialbudget kommen. Man muss abwägen, ob Gratiskindergarten oder Pension wichtiger ist. Beides wird nicht drin sein.

Eine gute Idee. Je früher sich Kinder in die Gesellschaft integrieren umso besser, besonders jene die im familiären Umfeld nicht Deutsch als Muttersprache haben.

Oliver M. melden

Verpflichtend geht mal gar nicht! Wir reden von 4jährigen menschen. Und als 3facher familienvater sehe ich hier weniger vorteile als nachteile. Nehmt uns doch nicht unsere kinder weg ... Wenn es den eltern möglich ist, soll man so lange als möglich bei seinen kids sein.

strizzi1949
strizzi1949 melden

Der Kindergarten hat noch niemandem geschadet! Ich erinnere mich sehr gerne an meine Kindergartenzeit! Außerdem schadet es sehr vielen Einzelkindern nicht, wenn sie einmal lernen wie es ist, nicht im Mittelpunkt zustehen! Die Mütter werden sich auch freuen, wenn sie ein bissl mehr Freizeit haben! Es geht hier NICHT um Sie, es geht um die Kinder und für die ist es sehr gut!

higgs70
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Naja, ein wenig komplizierter scheint es mir dann schon zu sein, denn über die jeweilige Reife und den Zeitpunkt, ab dems sinnvoll ist das Kind in fremde Umgebung zu geben, wissen nunmal Eltern logischerweise besser Bescheid als irgendwelche Gendertanten und Paragraphenhengste.
Und das Ziel der Gesetzgebung waren Migrantenkinder, weil man verständlicherweise nicht am Anfang der Volksschule mit Zwergen konfrontiert sein wollte, deren Deutsch nicht hinreicht um dem Unterricht zu folgen. Und um nicht mit dem Gleichheitsgrundsatz in Konflikt kommen und weil es Österreich ist und man es sich einfach macht, hat man es für alle verpflichtend gestellt. Ein Aufstand ist deshalb ausgeblieben, weil die meisten Eltern ohnehin ihre Kinder früher in den Kindergarten geben, welcher ja in Bezug auf soziales Lernen durchaus seine Meriten hat.
Und Sie treffen den Punkt, es geht um das Wohl von Kindern, aber gerade deshalb ist endlich eine Grundsatzdiskussion von dieser Fragestellung aus zu führen, nicht von dort her wo Politiker, Eltern, Emanzipierte oder Wirtschaftskasperln was wollen. Was ist jeweils altersadequat ist dabei eine der Kernfragen und Kinder unter drei haben für mich in einer Massenbetreuung sowieso nichts verloren und selbst bei älteren kommts aufs jeweilige Kind an, obs eine gute Idee ist. In eine Gesellschaft die ans Funktionieren glaubt bis das Auge bricht kommen die früh genug.

higgs70

Nun,wiederum, nichts gegen den Kindergarten, aber man wollte das Problem einer Gruppe lösen und hat es für alle verpflichtend gemacht, jetzt will mans noch früher. Mit derselben Logik könnte man bei jedem Politiker monatlich eine Hausdurchungung machen weil einige korrupt sind. Aber vom Niveau der Lösung her entsprichts natürlich den anderen Vorstellungen, die täglich aus Politikerkopferln auf uns einströmen.

Und Kinder sind nunmal unterschiedlich und manche gehen mit drei schon freudig in den Kindergarten, anderen ist das das fleischgewordene Grauen. Und wenn ich einen extremen Rockzipfler hätte der halt auch mit fünf noch nicht so weit ist, würd ich denen juristisch vors Schienbein treten, dass es nur so rauscht. Und wenn ich bis zum EuGH gehen müsste.

christian95 melden

Schon wieder: "Neue Zwänge" braucht das Land! - Und das gleich in 10 verschiedenen Vorschriften. (Jedes Bundesland hat seine eigene und dann auch noch der Bund).
Weil wir ja sonst keine anderen Probleme haben (Arbeitslosigkeit, Staatsschulden, die Wirtschaft liegt danieder)...

strizzi1949
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Wir haben auch andere Probleme, sehr richtig! Aber wir haben sehr viele alleinerziehende Mütter und die wissen oft nicht wohin mit ihren Kindern, wenn sie wieder arbeiten gehen wollen (müssen)! Sie sollten dieses Problem einmal von der femininen Seite aus betrachten und nicht von der Machoseite!

andy1911
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Gratis finde ich super, verpflichtend nein danke. Die zwänge beginnen noch früh genug. Ein Kind soll noch ein Kind sein dürfen. Ich habe das so geregelt, wenn ich zum bsp. erst am Nachmittag arbeiten musste und es schön Wetter war, hab ich unseren Nachwuchs gefragt ob sie Kindergarten gehen will oder mit mir zb. Schwimmen,auf die Alm rauf usw. Das würde mit dem Plicht KG nicht mehr gehen. Schade

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