"Tatsächlich handelt es sich bei der Hyperemesis Gravidarum um die ganze normale Schwangerschaftsübelkeit", so Dr. Nather, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe. "Bis zu 70 Prozent der Schwangeren leiden unter Hyperemesis Gravidarum. Sie tritt vor allem in der Frühschwangerschaft auf und ebbt meist nach der zwölften Schwangerschaftswoche wieder ab." Meist - denn bei rund einem Fünftel der Betroffenen halten die Symptome auch länger an.
Symptome
Die Symptome reichen dabei von einem flauen Gefühl im Magen bis hin zu massivem Erbrechen. "Oft übergibt sich die Frau bis zu 30 Mal am Tag, was wiederum mit einem extremen Flüssigkeitsverlust einhergeht", erläutert Dr. Nather. Dabei kann es zu einem massiven Mangel an Spurenelementen, allen voran an Kalium kommen. Dass diese Ausprägung der Schwangerschaftsübelkeit stationär behandelt werden muss, versteht sich dabei wohl von selbst.
70 Prozent der Schwangeren betroffen
Studien zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zur Schwangerschaftsübelkeit kommt, bei Mehrlingsschwangerschaften höher. Das liegt schlicht und einfach daran, dass hier eine größere Menge an Schwangerschaftshormonen produziert wird. Mit anderen Worten: Verantwortlich für die Hyperemesis Gravidarum ist das Schwangerschaftshormon HCG. Dieses beeinflusst die Schilddrüse: Es kommt zu einer sogenannten Kreuzreaktivität zwischen dem HCG-Hormon und dem Schilddrüsen stimulierenden Hormon TSH, was wiederum zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen kann. "Insofern ist auch eine Abklärung der Schilddrüse wichtig, wenn eine massive Hyperemesis Gravidarum auftritt", wirft Dr. Nather ein. Neben den physischen Faktoren der Schwangerschaftsübelkeit können aber auch psychische eine Rolle spielen. So begünstigt etwa Stress das Auftreten der Hyperemesis Gravidarum.
Das hilft
Die Behandlung der Schwangerschaftsübelkeit richtet sich danach, wie stark sie ausgeprägt ist. "Möglich sind diätische Maßnahmen, das heißt viele kleine Mahlzeiten, möglichst geschmacksneutral, weder sehr sauer, noch sehr süß, salzig oder scharf." Unterstützend können Ingwer- oder Vitamin-B6-Präparate, Antihistaminika oder Metoclopramid wie etwa Paspertin eingenommen werden. In schweren Fällen sind Infusionen, unter Umständen sogar künstliche Ernährung nötig. "Das kommt aber wirklich nur sehr selten vor", entwarnt Dr. Nather.
Gefährlich fürs Kind?
Und wie gefährlich ist die extreme Form der Schwangerschaftsübelkeit für das Kind? Darauf gibt Dr. Nather eine klare Antwort: "Eine Gefahr für das Ungeborene besteht nur bei einer sehr stark ausgeprägten Form der Hyperemesis Gravidarum. Und zwar dann, wenn die Mutter abzubauen beginnt." In diesem Stadium sollte sich die Betroffene aber ohnehin schon längst in ärztlicher Behandlung befinden, bei der auch entsprechend entgegengewirkt und dafür gesorgt werden kann, dass das Kind keinen Schaden nimmt.
Dr. Andreas Nather, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, praktiziert an der Privatklinik und Ordinationszentrum für frauenspezifische Medizin "Woman & Health".