Karrieresprung für Ex-Bundeskanzler:
Klima wird VW-Chef für ganz Südamerika

59-Jährige leitete bisher nur Argentinien-Geschäft Autokonzern will in Brasilien 6.000 Stellen streichen

Der frühere österreichische Bundeskanzler Viktor Klima leitet künftig das Südamerika-Geschäft von Volkswagen. Der 59-Jährige, derzeit Argentinien-Chef von VW, übernehme ab 2007 die Gesamtverantwortung für den ganzen Kontinent, teilte der Wolfsburger Konzern mit.

Der Präsident von VW do Brasil, Hans-Christian Maergner (61), gehe zum Jahresende in den Ruhestand. Neuer Brasilien-Chef von VW wird der 42-jährige Thomas Schmall, der bisher die slowakische VW-Tochter leitet. Klima werde sein Vorgesetzter sein.

VW will in seinen brasilianischen Werken in den kommenden beiden Jahren 6.000 von 21.000 Arbeitsplätzen streichen. VW do Brasil leidet unter dem hohen Wechselkurs des brasilianischen Real zum Dollar, was Exporte aus dem südamerikanischen Land verteuert. Volkswagen prüft derzeit, den Kleinwagen Fox aus Kostengründen nicht mehr aus Brasilien auszuführen, sondern für den europäischen Markt in Europa zu fertigen.

Klima seit Oktober 2000 in Argentinien
Der ehemalige Politiker Klima lebt seit Oktober 2000 als hochrangiger Manager in Argentinien. Er trat den Job als VW-Argentinien-Chef nach den gescheiterten Regierungsverhandlungen in demselben Jahr an. Der Ex-Kanzler hatte sich mit einem fünfjährigen Vorstandsvertrag an den Wolfsburger Autokonzern gebunden. Zuvor hatte er sich rasant aus der Bundespolitik verabschiedet, in die er sich 1992 voller Dynamik gestürzt hatte.

Klima führte ab Ende Jänner 1997 die rot-schwarze Koalition mit Vizekanzler Wolfgang Schüssel. Nach der Wahl im Jahr 1999, in der die SPÖ am 3. Oktober mit 33,15 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei Nationalratswahlen nach 1945 einstecken musste, währte auch seine politische Laufbahn nicht mehr lange. Im Februar 2000 gab Klima seinen Rücktritt als Parteichef bekannt.

Als die Parteienverhandlungen mit der ÖVP scheiterten, die ihre große Chance - erstmals nach drei Jahrzehnten wieder den Kanzler zu stellen - sah und nutzte, peilte Klima mit dem Mut der Verzweiflung eine Minderheitsregierung an. Erst als offensichtlich war, dass eine solche im Parlament keine Unterstützung bekommen würde, gab Klima auf - äußerlich und wohl auch innerlich. Ob der Manager, Macher und Quereinsteiger Klima für die Oppositionsrolle der geeignete Mann wäre, ist auch parteiintern und öffentlich immer stärker in Zweifel gezogen worden. Dass er bei den ersten Auftritten der neuen schwarz-blauen Regierung im Nationalrat fehlte, war für seine innere Verabschiedung von der Politik als wichtiges Zeichen gewertet worden.

Pensionsreform, Steuerreform und der Nationale Aktionsplan für Beschäftigung sind die wesentlichsten Punkte auf der Haben-Seite Klimas als Kanzler. In den vergangenen drei Jahren sind auch hinsichtlich der Aufarbeitung der Vergangenheit Österreichs - wie mit der Einsetzung einer Historikerkommission - wesentliche Weichenstellungen gelungen. Als Finanzminister zeichnete er für zwei Sparpakete verantwortlich, mit denen Österreich Euro-fit gemacht wurde.

In der SPÖ sorgte der in einem sozialdemokratischen Elternhaus aufgewachsene Klima für eine Erneuerung - im Programm und im Auftreten nach außen. Im 1998 beschlossenen Parteiprogramm gelten Öffnung, Gestaltungswille, Akzeptanz des Marktes und Beschäftigung als Grundsätze. Ein neues Statut hat die Partei für Nicht-Mitglieder geöffnet. Im Auftreten nach außen ist mit Klima untrennbar der Begriff "spin doctor" verbunden, das Bestrebendes damaligen Bundesgeschäftsführers Andreas Rudas, neue Methoden des politischen Marketing aus den USA nach Österreich zu bringen. Die Parteibasis allerdings konnte mit diesem neuen Politstil nichts anfangen. Das Murren in den roten Bastionen wurde lauter, je öfter Klima und sein Umfeld in der Boulevard-Presse reüssierten.

Viktor Klima wurde am 4. Juni 1947 in Wien geboren. Nach der Matura kam Klima, der neben seinem Beruf ein Studium der Betriebs- und Wirtschaftsinformatik in Wien absolvierte, 1969 zur OMV, wo er sich von der Pike auf bis in die Geschäftsführung hochgearbeitet hatte. In der obersten Etage der OMV zeichnete er für die Bereiche Finanzen, Controlling, Rechnungswesen und Einkauf verantwortlich.

Im April 1992 war er von Franz Vranitzky ins Verkehrsministerium geholt worden. Vor allem sein Fernseh-Auftritt gegen den damaligen FPÖ-Chef Jörg Haider im Wahlkampf 1995 hatte den früheren OMV-Manager inner- und außerhalb der SPÖ populär gemacht. 1996 wurde Klima zunächst Finanzminister, 1997 dann Regierungschef und SPÖ-Vorsitzender. 2000 stieg zog er sich aus der Politik zurück.

Seine damalige Frau Sonja Klima begleitete ihn nach Argentinien, kehrte jedoch im März 2002 wieder nach Österreich zurück. Der kolportierte Grund war eine jüngere Geliebte des Altbundeskanzlers. Mittlerweile hat Viktor Klima mit der Frau ein gemeinsames Kind und ist zum dritten Mal verheiratet. Die Volksschullehrerin Sonja Holzinger, von der er nun getrennt ist, hatte Klima 1995 geheiratet, während seiner Amtszeit als Minister. Die beiden ersten Kinder Klimas stammen aus seiner ersten Ehe mit der Lehrerin Hannelore, mit der er 25 Jahre verheiratet war. (apa/red)