Billa-Gründer im Exklusiv-Interview

NEWS: Milliardär über seinen neuen Coup, den Kauf des Schlosshotels in Velden

von
Karl Wlaschek - Billa-Gründer im Exklusiv-Interview

NEWS: Die Überraschung war perfekt - Sie haben das Schlosshotel in Velden gekauft …
Karl Wlaschek: Das ist ein bissl eine emotionale Sache, eine Spinnerei von mir. Mit dem Schlosshotel verdien ich ja fast nix, aber ich hab dort nach dem Krieg - zuletzt 1953 - mit meiner Fünf-Mann-Kapelle, der "Charlie Walker“-Band, gespielt. Ich war der Bandleader. Obwohl ich ganz gute Gagen bekommen habe, war ich ein armer Musiker. Und jetzt hab ich mir gedacht: Die Hüttn kauf ich! Leisten kann ich’s mir. Das zahl ich jetzt mit der Linken. Also mach ma’s. Ich bin ja ein Depp und hab immer sehr sparsam gelebt.

NEWS: Kolportiert wird ein Kaufpreis von 50 Mio. Euro.
Wlaschek: Dazu sag ich nix.

NEWS: Wie fühlen Sie sich jetzt, nachdem der Kaufvertrag unterschrieben ist?
Wlaschek: Es ist ein gutes Gefühl, wenn man das kaufen kann, wo man früher einmal gesessen ist und fast nichts gehabt hat. Es ist das Schlagobershauberl auf meiner Karriere.

NEWS: Der Schlosshotel-Komplex ist enorm groß. Neben dem Hotel gibt es auch Apartments.
Wlaschek: 22 Apartments sind verkauft, und 20 weitere gibt es noch, die werden an Dauermieter vergeben. Die kann jeder, der eines haben will, mieten. Die Anlage ist ja wunderschön.

NEWS: Es heißt, dass jene italienischen Investoren, die im Frühjahr eine Anzahlung auf das Schlosshotel geleistet haben, das Hotel noch immer wollen und klagen werden, weil die Hypo den Deal nun mit Ihnen gemacht hat.
Wlaschek: Das is mir wurscht. Wir haben einen Kaufvertrag mit der Hypo.

NEWS: Angeblich wollten Sie einmal im Restaurant des Schlosshotels essen, wurden aber abgewiesen, weil Sie nicht reserviert hatten.
Wlaschek: Die G’schicht stimmt. Alles war leer dort, und trotzdem haben s’ mich weggeschickt. Habts mich gern, hab ich mir gedacht und bin gegangen. Kaufmännisch begabt waren die nicht. Wahrscheinlich wollten s’ nix arbeiten.

NEWS: Sie sind also nicht nachtragend?
Wlaschek: Ich sag’s so: Ich vergesse nichts.

NEWS: Sie feiern am 4. August Ihren 94. Geburtstag. Haben Sie sich das Schlosshotel quasi zum Geburtstag geschenkt?
Wlaschek: Nein, weil die Verhandlungen sind ja schon ein Jahr lang gegangen.

NEWS: Sie sind in Wirtschaftskreisen bekannt dafür, dass Sie alle Deals äußerst rasch über die Bühne bringen. Haben Sie ein so langes Hin und Her schon einmal davor in Ihrer Karriere erlebt?
Wlaschek: Nein, an sich nicht. Ich hatte und habe Handschlagqualität. Was ich sage, gilt. Beim Schlosshotel bin ich halt drangeblieben. Aber zum Schluss hab ich Scharfe gemacht. Ich hab gesagt: entweder - oder.

NEWS: Hotelier wollten Sie aber nie werden?
Wlaschek: Nein, als Betreiberfirma des Schlosshotels haben wir uns die Falkensteiner Michaeler Gruppe (Hotels und Spas in mehreren Ländern, Anm.) ausgesucht. Die übernehmen am 1. September. Ich hab ihnen schon einen neuen dunkelroten Rolls-Royce bestellt. Den kriegen sie von mir fürs Hotel. Wahrscheinlich werden sie den gegen Bezahlung an die Gäste vermieten.

NEWS: Wird man Sie jetzt öfter im Schlosshotel sehen?
Wlaschek: Fallweise. Wir kriegen eine Juniorsuite bis ans Lebensende, das habe ich mit dem Dr. Michaeler von der Falkensteiner-Gruppe ausgehandelt.

NEWS: Sie haben im Selfmadeverfahren ein riesiges Vermögen erarbeitet. Doch Sie haben keinen Privatjet, keine Yacht. Sie gelten als bescheidener, bodenständiger Mensch …
Wlaschek: … jetzt kauf ich dafür anderen einen Rolls-Royce (lacht).

NEWS: Was bedeutet für Sie Luxus?
Wlaschek: Dass man nicht auf jeden Groschen schauen braucht. Ich hab das Geld noch nie rausgeschmissen. Und ich bin mit dem Standard, wie ich lebe, sehr zufrieden, mehr brauch ich nicht. - Aber ich hab natürlich schon auch Blödsinn gemacht. Ich hab Haas und Litega gekauft (in den 1970er-Jahren, Anm.), weil das so billig war, und das Haas-Haus am Stephansplatz war dabei. Das war damals keine g’scheite Idee. - Aber insgesamt waren sicher 90 Prozent meiner Entscheidungen gut.

NEWS: Sie wollten 1996 auch die CA kaufen.
Wlaschek: Da waren wir sogar beim damaligen Finanzminister Klima, und ich hab gesagt: "Verkaufen S’ mir die CA.“ Zum Schluss bin ich dann abgesprungen: Ich bin zwar ein Maturant und hab sechs Semester Chemie studiert. Und ich kann Geld zählen, aber ich hab von einer Bank null Ahnung.

NEWS: Aber die CA wäre durch Sie heute noch in österreichischer Hand.
Wlaschek: Ja. Das Geld für den Kauf hätten wir gehabt.

NEWS: Sie haben eine unglaubliche Karriere hingelegt. Woher kommt das kaufmännische Talent?
Wlaschek: Meine Mutter war ein uneheliches Kind, ihr Vater - also mein Großvater - ein Großbauer und Kalkbrenner aus Gaaden in Niederösterreich. Er wollte meine Großmutter nicht heiraten, weil sie ein armes Mädel war. Ich glaube, die kaufmännische Substanz hab ich von ihm. Meine Ahnen väterlicherseits waren alle Handwerker im Holzfach, aber alle Meister: Tischlermeister, ein Modelltischler, ein Wagnermeister und sogar eine Wagnermeisterin - das war schon was Besonderes damals.

NEWS: Denken Sie, dass eine Karriere wie Ihre auch heute möglich ist?
Wlaschek: Ohne hohes Eigenkapital nicht mehr. Ich habe damals mit 30.000 Schilling begonnen. Das habe ich mir als Musiker erspart.

NEWS: Wissen Sie heute exakt, wie viel Geld Sie haben?
Wlaschek: Ja. Das weiß ich ganz genau. Auf den Groschen genau.

NEWS: Sie sind bekannt für Ihr erstklassiges Händchen für Geld. Gibt’s goldene Regeln, die Sie einhalten?
Wlaschek: Sparsamkeit. Handschlagqualität. Und keine Partner. Die haben sich angestellt, als die Firma (Billa, Anm.) schon einigermaßen groß war. Keine Aktien. Und nur Immobilien in Österreich kaufen.

NEWS: Neben Ihrem kaufmännischen Talent sind Sie bekannt für Ihre Entertainerqualitäten. Sie unterhalten heute noch ganze Gesellschaften mit Klavierspiel, Gesang und Ihrem Schmäh.
Wlaschek: Ich hab schon damals, als ich mit meiner "Charlie Walker“-Band in der Goldenen Gams in Kitzbühel, im Mösslacher in Velden und im Schlosshotel in Velden aufgetreten bin, den Vorteil gehabt, dass ich auch ein Entertainer war. Ich kann Klavier spielen und ein bissl singen, falsch sing i, aber ich sing. Und das Talent zum Blödeln hab ich von meinem Vater und seinem Bruder geerbt. Ich könnt wahrscheinlich heut noch als Entertainer auftreten, wenn ich 20 Jahre jünger wär. Privat bin ich beim Blödeln heut oft noch gut. Nur ’s Hirn lasst schon a bissl nach.

NEWS: Sie sind fitter als mancher Endsechziger.
Wlaschek (lacht): Ich kann noch allein gehen. - Ich leb halt gesund. Mindestens drei Tage in der Woche ess ich Trennkost.

NEWS: Werden Sie sich auch weiter mit dem Immobilienbusiness beschäftigen?
Wlaschek: Eigentlich nicht mehr. Seit heuer im Jänner bin ich Pensionist - nachdem ich das Café Central verpachtet habe (an das Verkehrsbüro Anm.). - Aber wir richten ja gerade 19.000 Quadratmeter her, das Bawag-Gebäude am Fleischmarkt. (Wurde von Wlascheks Amisola Immobilien AG 2009 gekauft, Anm.)

NEWS: Sie gelten als Womanizer. Frauen spielten und spielen in Ihrem Leben eine große Rolle.
Wlaschek: Da hab ich viele gehabt. Und verheiratet war ich viermal. Mit meiner jetzigen Lebensgefährtin bin ich schon mehr als zwei Jahre zusammen (lacht). Ich bin zufrieden. Uns geht’s gut.

NEWS: Was wünschen Sie sich zum Geburtstag am 4. August?
Wlaschek: Im Moment bin ich wunschlos glücklich.

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