Das war die Nacht, in der Karl Moik zum allerletzten Mal durch die Spannholzkulisse mit den getrockneten Kukuruzkolben und den Pflugrädern schunkelte. Die Regie hatte wohlweislich Konfetti bereitgestellt und die sonst üblichen Bierhumpen durch Sektflöten ersetzt. Denn es war Silvester, Silvesterstadl. Die Nacht verlief feuchtfröhlich – doch Karl Moik hatte Tränen in den Augen. Denn am nächsten Tag war Neujahr – und Karl Moik arbeitslos.
Stadl-Abgang
Keiner aus den TV-Chefetagen, so erzählte der Urvater des Rustikal-Entertainment in unzähligen Interviews immer und immer wieder, habe es der Mühe wert gefunden, ihn im Vorfeld seiner Ablöse persönlich zu informieren. Keiner habe ihn zum 30jährigen Jubiläum des Stadls, seines Stadls, noch einmal zurück auf die große Bühne gebeten, um ihn mit Abgangsapplaus zu verabschieden.
Moik links liegengelassen
Für uns Journalisten war Karl Moik, der Stadl-Zwangspensionist, ein gefundenes Fressen. Verlustschmerz, Wut, Trauer, der Salzburger Alpen-Gottschalk hielt mit seinen Gefühlen nie hinterm Mönchsberg. Wie ein Aussetziger habe er sich nach dem Rausschmiss gefühlt, erzählte er freimütig. Links liegengelassen habe man ihn wie ein dreckiges Tuch.
Und auch wenn die Welt der volkstümlichen Musik bis an die schmerzgrenze verkitscht und geschönt sein mag – Moiks Gefühle waren meist echt. Auch wenn sein Furor auf fast alles, was nach ihm kam, auf Außenstehende hoffnungslos ungerecht und monströs wirkte – es war eine zutiefst gekränkte Seele, die sich da Gehör verschaffte. Und so immer wieder in die Fallen schlagzeilengeiler Journalisten tappte.
Glücklicher Ehemann und Opa
Zuletzt hatte Moik aus der inneren Not eine verbale Tugend gemacht und ostentativ darauf hingewiesen, welch glücklicher Ehemann, welch seliger Opa er sei und wie wurscht ihm das Vergangene angesichts des trauten Gegenwartsglücks wäre. Und stimmt, er hatte vom letzten Stadl bis zum letzten Herzschlag noch neun fast durchwegs gute Jahre.
Museum der Vergangenheit
Doch sein Haus vor den Toren Salzburgs, es ist voll von Stadl-Devotionalien und Erinnerungsfotos. Der Moderator hoch zu Kamel beim Dubai-Stadl. Der Moderator mit Nelson Mandela beim Südafrika-Stadl – das Eigenheim als Museum der eigenen Vergangenheit, nicht als Refugium eines Mannes, der seinen inneren Frieden gefunden hat.
Sein schwaches Herz
Das Herz, es ließ ihm keine Ruhe. Bypässe wurden gelegt, mehrere Infarkte behandelt, immer öfter und immer länger hing der Wegbereiter des inszenierten Frohsinns an Schläuchen und Kanülen, zuletzt versagten auch die Nieren immer wieder ihren Dienst.
Am 26. März 2015 in den frühen Morgenstunden hörte sein Herz zu schlagen auf. Doch dass es längst schon gebrochen war, wird nicht im Totenschein stehen.
Kommentare
Wer ihn im ORF-Zentrum erlebt hat wie er mit den Menschen umgegangen ist darf sich nicht wundern wenn ihn keiner dort wollte.Wenn nicht alles nach seinem Kopf ging beschimpfte er alle und jeden.Und die Sache mit dem Hias?Naja über Tote (Moik) soll man nicht schlecht sprechen.
nun einem zwilling die show stehen, des geht jo gor net. im grunde braucht jedes luftzeichen menschen, die ihn anhimmeln, seine schwächen nicht erkennen und des burli als mann wirken lassen. armer tropf, du hast es überstanden.......................R.I.P.
Danke für diesen Artikel! Ich bin kein Volksmusikfan, habe aber eine Stadl-Generalprobe auf einer Reise besuchen "müssen" und dabei erlebt, wie tüchtig dieser Mann war - mir wird schlecht, wenn ich diese scheinheiligen ORF-Macher heute dazu anhören muss! Die gerade dabei sind, das gleiche "Spiel" mit dem Nachfolger zu treiben. Widerlich.
Er war halt Medien und Kamerageil. Musste immer im Mittelpunkt sein .Mit Hias hat er sich ja auch zerstritten(weil de ihm die Show gestohlen hat) und was ist dabei herausgekommen.