Kapseln als Umweltgefahr

Verbot für Hamburger Beamte: Warum Kaffeekapseln so schädlich sind

Seit Jahren erfreuen sich Kaffee-Kapselsysteme immer größerer Beliebtheit, die Zuwachsraten vor allem von Marktführer Nespresso sind enorm. Doch bei Umweltschützern wächst die Kritik an den Kapseln: Sie brauchen in der Herstellung viel Energie und schaffen zu viel schwer recyclebaren Müll. Ein neuer Leitfaden der Stadt Hamburg verbietet ihren Bediensteten nun den Kapselkaffee.

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Fakten - Kapseln als Umweltgefahr

1986 verkaufte Nestlé-Tochter Nespresso die ersten Kaffeekapseln. Vor allem den letzten zehn Jahren legte diese Zubereitungsart einen bemerkenswerten Aufstieg hin und macht heute rund ein Drittel des Umsatzes am westeuropäischen Kaffeemarkt aus. Und dieser Anteil wächst weiter: Während der Gesamtmarkt um 1,6 Prozent im Jahr wächst, steigern sich die Kapseln seit 2011 um neun Prozent jedes Jahr. 254 Patente beziehen sich bereits auf die Nespresso-Idee.

Drei Gramm Verpackung für sechs Gramm Kaffee

Doch nicht alle freuen sich über die kleinen bunten Kapseln so sehr wie Werbestar George Clooney: Umweltschützer sehen sie zunehmend als Bedrohung. Die Komplexität der Verpackung – meist ein Mix verschiedener Materialien, etwa Plastik und Aluminium – und Kaffeereste machen das Recycling schwierig. Auch dass überhaupt Aluminium verwendet wird, ist umstritten. Vor allem aber führt die Kapselidee an sich zu deutlich mehr Müll: Auf sechs Gramm Kaffee kommen drei Gramm Verpackung.

Der Erfinder der "K-cup" etwa, dem erfolgreichsten Kapselprodukt Amerikas, bereut seine Idee heute: "Ich fühle mich manchmal schlecht, dass ich das je getan habe", erzählte John Sylvan letztes Jahr. In den USA und Kanada macht sich die "Kill the K-cup"-Kampagne gegen die Kapseln stark. Sie produzierten zum Beispiel einen Monsterfilm mit einem Riesen aus Plastik-Kapseln, der eine Stadt zerstört.

Keine Kapseln mehr mit Steuergeld

Und auch die Stadt Hamburg will nun den Kapselboom zurückdrängen – zumindest bei ihren eigenen Bediensteten. In einem neuen "Leitfaden zur umweltverträglichen Beschaffung" wird den Beamten der Kauf von Kaffeekapseln für das Büro auf Staatskosten verboten. Die Stadt will damit eine "Vorreiterrolle in Deutschland" einnehmen. "Mit unserer Einkaufsmacht von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr können wir einen Einfluss haben", so Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan.

Neben den Nespresso-Kapseln verbietet der Leitfaden auch Mineralwasser aus Einwegflaschen und chlorhaltige Putzmittel. Bei Nespresso versteht man das Verbot nicht: "Die Nachhaltigkeit hängt nicht von der Verpackung ab. Vollautomaten mahlen jedes Mal eine Portion Bohnen. Das ist viel weniger effizient, als wenn Sie alles direkt in der Rösterei mahlen", erklärte Deutschland-cehf Niels Kujier dem "Handesblatt".

Gebrauchte Kapseln in der Autoindustrie?

Kaffeeproduzenten behaupten, das Recycling ihrer Kapseln verbessern zu wollen. Wohl auch, weil Nachhaltigkeitssorgen der Konsumenten sich laut den amerikanischen Anti-Kapsel-Aktivisten bereits auf die Umsätze auswirken. Nespresso hat sein eigenes Recyclingprogramm. Einem Sprecher zufolge könnten so über 80 Prozent der Kapseln recyclet werden, bis 2020 sollen es 100 Prozent sein. In Deutschland würden viele Kapseln in der Automobilindustrie wiederverwertet werden, nennt Nespresso ein Beispiel.

Kommentare

Elisabeth Eder

Ich finde es lächerlich Kapseln zu verbieten anstatt mit guten Beispiel vorzugehen und zum Beispiel Recyclingtonnen für die Anrainer zur Verfügung zu stellen.

Langfristig werden uns die Ressourcen ausgehen und dann werden wir froh sein, dass wir bereits erfahrene Firmen haben wie die Höpperger in Österreich, die Aluminium fast völlig verlustfrei recyclen können.

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