Jugenbanden-Terror - "Gewalt ist geil": Österreichs Crime-Kids packen in NEWS aus

Wie Gangs in Österreich ihr Unwesen treiben Hintergrund-Report über die Gewalt der Kids

Jugenbanden-Terror - "Gewalt ist geil": Österreichs Crime-Kids packen in NEWS aus

Fast ein bisschen stolz zieht „Marco“ (Name von der Redaktion geändert) sein schwarzes T-Shirt in die Höhe und deutet mit dem Zeigefinger auf seine Hüfte. Hier bohrte sich vor drei Jahren die Klinge eines Messers in den Oberkörper des 17-Jährigen. „Wie das genau passiert ist, kann ich nicht mehr sagen, ich war total betrunken. Es war halt eine Fetzerei“, erklärt der gebürtige Tschetschene, der schon als Kleinkind nach Österreich kam, die Narbe. „Fetzerei“ – das steht für Marco und seine Freunde für die Ausein­andersetzungen mit anderen Jugendlichen und deren Gangs. Treffpunkt sind für sie meist die großen Einkaufszentren ­Wiens. Hier schwadronieren sie und besprechen, was am Abend noch geschehen soll. Ein Besuch in einem Park, ­einem Kino, einer Disco – oder per SMS Verabredungen für Schlägereien.

Wegen Körperverletzung und Raubüberfällen verbrachte Marco bereits acht Monate im Gefängnis. Schulausbildung hat er keine abgeschlossen, zurzeit ist er als Lagerarbeiter tätig – bei Bedarf wird er angerufen und verdient ein paar Euro. Legal. Wie er sonst sein Leben bestreitet, sagt Marco nicht – seine Antwort ist bloß ein Lächeln.

Schlagen als Hobby. „Eine Schlä­gerei muss sein – das ist Tra­dition“, erzählt „Gigolo“ über sein „Programm“, wenn er ausgeht. „Und es ist erst vorbei, wenn Blut fließt“, stimmt der 16-jährige Dragan ein. Beide ­berichten über Bandenkriege zwischen Gangs aus Wien-Hernals und Wien-Ottakring. Banden aus dem gleichen Bezirk ­lassen einander in der Regel in Ruhe. Klingende Namen wie „Cobra-Brüder“ geben sich die Gruppen. Die meisten der Jugendlichen hier haben ­gemeinsam, dass sie zwar alle ein bisschen Kickboxen gelernt, aber oft die Schule abgebrochen haben und am Arbeitsmarkt schwer integrierbar sind.

Bullying an Schulen enorm. Auch wenn es sich bei Fällen wie Marco um Extreme handelt, Fakt ist: Gewalt unter ­Ju­gendlichen hat in den vergan­genen Jahren massiv zugenommen. Von verbalen Attacken und dem Ausschluss von Randgruppen über Prügeleien bis hin zu Auseinandersetzungen mit Messern und Stöcken. Laut einer WHO-Vergleichsstudie liegt Österreich beim „Bullying“ – dem Aus­üben physischer und psychischer Gewalt – im europäischen Spitzenfeld. Nur noch in Litauen und Deutschland wird unter Teenagern mehr gespuckt, geschlagen und getreten. Dabei ist vor allem die Intensität der Gewaltausübung stärker geworden. „Vor einigen Jahrzehnten hat es genauso Schlägereien unter Jugendlichen gegeben. Der Unterschied zu heute: Die Bru­talität hat massiv zugenommen“, erläutert Richard Felsleitner, Bezirksschulinspektor in Wien und zuständig für sonderpädagogische Zentren mit integrativer Betreuung. Hin­zu kommt: Sowohl Täter als auch Opfer werden jünger. Demnach sind bereits 14 Prozent der elfjährigen Mädchen und 20 Prozent der gleichaltrigen Burschen dreimal im Monat Opfer von Attacken anderer Teenager.

78 Prozent haben Gewalterfahrung. Einen exakten Einblick in die Gewaltwelten von Teenagern liefert eine aktuelle Erhebung des Vereins „Neustart“, der Bewährungshilfe ebenso anbietet wie Opferbetreuung und Gewaltprävention. Ergebnis der Onlineumfrage unter 11.000 Lehrern, Schülern und Eltern: Über 78 Prozent der Minderjährigen geben an, dass sie immer wieder mit Gewalt innerhalb der Schule konfrontiert sind. Knapp jeder Dritte (27 Prozent) ist täglich oder zu­min­dest wöchentlich Gewalt­akten ausgeliefert. „Auch wir waren überrascht darüber, welche Dimensionen die Gewalt an den Schulen mittlerweile bereits erreicht hat“, so „Neustart“-Sprecher Andreas Zembaty.

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