Jagd auf sein Grab

NEWS: Umstrittener Fund - Forscher will Ruhestätte von Jesus identifiziert haben

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Als Richter Aharon Farkash an diesem Dienstagmorgen, dem 13. März 2012, den bis auf den letzten Platz gefüllten Saal des Jerusalemer Bezirksgerichts betritt, herrscht gespannte Stille. Die Augen der zahllosen Zuschauer und Journalisten sind aber nicht auf den Mann im Talar gerichtet, sondern auf einen kleinen Steinsarkophag, den Farkash sanft auf ein Pult stellt. Auf den ersten Blick ist das Ossuarium, so nennt man die Miniatursärge, in denen die Juden des 1. Jahrhunderts die Knochen ihrer Verstorbenen aufbewahrten, nur eines unter Tausenden, die in Museen in aller Welt erhalten blieben.

Doch dieses ist anders. Auf diesem Ossuarium steht zu lesen: „Jakobus, Sohn von Joseph, Bruder von Jesus“. Seit der bisher einzigen Präsentation im Royal Ontario Museum vor zehn Jahren ranken sich Mythen und Legenden um den Minisarg. Manche Historiker behaupten, er enthalte die Gebeine eines Bruders von Jesus Christus. Andere taten ihn als Fälschung ab. 2003 wurde das Jakobus-Ossuarium von der israelischen Altertumsbehörde beschlagnahmt und ihr Besitzer, der Sammler Oled Golan, als Fälscher angeklagt. Neun Jahre dauerte der Prozess, und an diesem Dienstagmorgen wird ein überraschendes Urteil gefällt: Aharon Farkash spricht Oled Golan frei.

Das letzte Puzzlestück.
„Das heißt nicht, dass das Ossuarium echt ist, es gibt uns aber die Möglichkeit, es endlich genauer zu untersuchen“, sagt ein Mann, der der Legende des historischen Jesus seit Jahrzehnten auf der Spur ist. Sein Name: James D. Tabor. Sein Beruf: Professor für Bibelwissenschaft an der Universität von North Carolina. „Nach der Beschlagnahmung war uns der Zugriff auf das Ossuarium verwehrt. Durch den Freispruch und die Rückgabe an Golan können wir eine chemische Untersuchung des Steins machen und herausfinden, aus welchem Grab es stammt.“ Für Tabor ist das Jakobus- Ossuarium nämlich das letzte fehlende Glied für eine historische Sensation. Er will damit das Familiengrab von Jesus Christus identifizieren.

Dieses „Jesus-Grab“ liegt in Ost-Talpiot, unmittelbar südlich der Jerusalemer Altstadt. Es war im Zuge von Wohnbauarbeiten schon in den 80er- Jahren durch eine Sprengung freigelegt und danach denkbar schnell geräumt worden. Die darin gefundenen Ossuarien verschwanden im Depot, bis zwei BBC-Reporter sie Ende der 90er-Jahre aufspürten und Talbot mit seinen Recherchen begann. Was er dabei entdeckte, ging durch die Weltpresse. Die „Sunday Times“ schrieb damals: „Das Grab, das seinen Namen nicht auszusprechen wagt.“ Christliche Fundamentalisten liefen Sturm gegen Talbots Theorien, die offizielle Kirche und auch zahlreiche honorige Historiker gingen klar auf Distanz. Doch was war in diesem Talpiot-Grab, das für so viel Aufregung sorgt und aus dem vielleicht auch das Jakobus- Ossuarium stammt?

Das Familiengrab Jesu.
„Aus Talpiot stammt ein Ossuarium mit der aramäischen Aufschrift ‚Jesus, Sohn von Joseph‘. Das allein war noch nicht sensationell, weil beide Namen damals weit verbreitet waren. Doch es gab auch zwei Ossuarien mit dem Namen Maria, wobei eine davon Mariamene genannt wird“, sagt Tabor. DNA-Tests von Knochenresten zeigten, dass eine Maria mit dem in derselben Gruft bestatteten Jesus mütterlicherseits oder als Schwester verwandt war. „Darüber hinaus fanden wir ein Ossuarium eines Bruders von Jesus“, erzählt Tabor. „Und das trägt die Aufschrift ‚Jose‘ – ein extrem seltener Kosenamen, mit dem im frühen Markus-Evangelium ein Bruder von Jesus bezeichnet wird“ (Anm.: Markus 6, 3) .

Nun lag im Talpiot-Grab also ein Jesus, Sohn von Joseph, seine Mutter Maria und ein möglicher Bruder mit dem seltenen Namen Jose. Doch wer war Mariamene? Sie stand laut DNA-Abgleich in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu Jesus oder Jose. Trotzdem hat Tabor eine Antwort: „Ich vermute, dass es sich um den Sarg von Maria Magdalena handelt, die, wie wir aus dem Markus-Evangelium wissen, gemeinsam mit der Mutter Maria und Jesu Schwester Salome bei der Beerdigung anwesend war. Sie war Gefährtin und wichtige Bezugsperson.“

Sohn und Ehefrau?
Ehefrau will sie Tabor nicht nennen, weil es dafür noch keinen Hinweis gibt. Doch warum steht am Ossuarium der Name in der griechischen Form Maria mene? „Dabei handelt es sich um eine verniedlichte Form von Mariamne, einem Namen, mit dem Maria Magdalena etwa auch im Philippus- Evangelium aus dem späten 3. Jahrhundert bezeichnet wird.“

Und es kommt noch dicker: Tabor weist dem Grab von Talpiot zwei weitere Ossuarien zu: Auf einem steht geschrieben: „Judas, Sohn von Jesus“. Und DNA-Tests ergaben, dass dieser Judas auch der Sohn von Mariamene war. Hatten Jesus und Maria Magdalena also doch Kinder? „Wenn es sich tatsächlich um das historische Familiengrab von Jesus Christus handelt, ist davon auszugehen“, betont Tabor. Der jetzt freigegebene Jakobus-Sarkophag könnte der Schlüssel zur Antwort auf diese Frage sein, „weil die Übereinstimmung der Namen mit den historischen Überlieferungen dann kein Zufall mehr ist“.

Ist Joseph nicht der Vater?
Das letzte erwähnte Ossuarium aus Talpiot bleibt aber ein Rätsel. Tabor: „Darauf steht der in der Jesus-Familie unbekannte Name Matthias. Dieser könnte ein Sohn von Alphäus (oder auch Klophas) sein, der als Bruder von Joseph gilt.“ In seinem 2006 erschienenen Buch „Die Jesus-Dynastie“ sorgte Tabor rund um diesen Alphäus für Aufsehen. Da Joseph kurz nach Jesu Geburt aus sämtlichen Quellen verschwindet, scheint er früh gestorben zu sein. Die jüdische Tradition wollte es damals, dass der Bruder dann die Ehefrau heiratet, wenn es keine Kinder gab. „Alphäus scheint also Maria geheiratet zu haben und dürfte der wahre Vater der Geschwister von Jesus sein“, meint Tabor.

Doch warum, wenn Joseph mit Jesus, dem Erstgeborenen, bereits einen Sohn hatte? Auch dafür hat der US-Forscher eine Antwort: „Maria könnte mit Jesus bereits schwanger gewesen sein, als sie Joseph heiratete – und zwar von einem gewissen Panthera.“ Tabor sieht in ihm einen jüdischen Soldaten im Dienst der Römer. „In einigen nicht kirchlichen Quellen wird Jesus als Sohn von Panthera bezeichnet. Trifft diese voreheliche Schwangerschaft zu, hat Joseph Jesus nur adoptiert, und der Junge wuchs unter schwierigen Bedingungen auf, die er nur durch sein Charisma überstehen konnte.“

Umstrittene Thesen.
Die Thesen von Tabor sind in der Fachwelt freilich umstritten. Markus Öhler vom Institut für Neutestamentliche Wissenschaft der Uni Wien kennt die Panthera-Version aus den Quellen, führt sie aber auf Gegner der damals immer bedeutender werdenden Christen zurück. „Man nannte Jesus den Sohn eines Soldaten, um ihn und seine Lehre zu diskreditieren.“ Und die Jungfräulichkeit Marias, die durch Jesu Geschwister widerlegt wäre? „Im 3. Jahrhundert wurden aus den Geschwistern Cousins gemacht, um die Reinheit Marias zu bezeugen. Das hat historisch keine Relevanz.“

Wenn Tabor nun aber das Grab von Jesus mit Knochenresten gefunden hat, führt das nicht den Glauben an die Auferstehung ad absurdum? „Nein“, sagt Öhler, „die Auferstehung ist als Verwandlung des Leibes zu verstehen. Jesus ist in einem geistigen Leib auferstanden. Ein Grab mit seinen Knochen würde daran nichts ändern.“

Kommentare

Ignaz-Kutschnberger

Na endlich habens ihn mal... Wird eh schon Zeit, dass man den nach 2.000 Jahren mal gefunden hat... dass der auch ein Weib und möglicherweise Kinder hatte, ist wohl anzunehmen...steht doch schon in der Bibel: Gehet hin und mehret euch...!!

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Merjem Maria - Merjem 16. Erzähle, was in diesem Buch über Maria steht. Da sie sich zurückzog von den Ihren nach einem gen Osten gewandten Ort,
17. Und sich vor ihnen barg im Schleier, da sandten Wir Unseren Geist zu ihr, und er erschien ihr in Gestalt eines vollkommenen Menschen.
18. Sie sprach: «Ich nehme meine Zuflucht vor dir bei dem Allerbarmer; (laß ab von mir) wenn du Gottesfurcht hast.»
19. Er antwortete: «Ich bin nur ein Gesandter deines Herrn, auf daß ich dir einen reinen Sohn beschere.»

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Re: Merjem 20. Sie sprach: «Wie soll mir ein Sohn werden, wo mich kein Mann berührt hat und ich auch nicht unkeusch gewesen bin?»
21. Er antwortete: «So ist\'s; dein Herr aber spricht: "Es ist Mir ein leichtes und (Wir tun dies) auf daß Wir ihn zu einem Zeichen machen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns, und es ist eine beschlossene Sache."»

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Re: Merjem Und was willst du uns damit sagen?

freud0815 melden

@alex wohl dass jesus nicht am kreuz starb und der prohet allahs war?

@war lord
in den qumran rollen steht, dass jesus wohl einige kinder hatte - mit maria magdalena

was da nun fakt und was fiktion ist, werden wir alle irgendwann mal sehen-der rest ist glaube und dieser sollte jedem menschen erlaubt sein, egal an was er glaubt.

Isa a.s 4-157. Und wegen ihrer Rede: «Wir haben den Messias, Jesus, den Sohn der Maria, den "Gesandten" Allahs, getötet»; während sie ihn doch weder erschlugen noch den Kreuzestod erleiden ließen, sondern er erschien ihnen nur gleich (einem Gekreuzigten); und jene, die in dieser Sache uneins sind, sind wahrlich im Zweifel darüber; sie haben keine (bestimmte) Kunde davon, sondern folgen bloß einer Vermutung; und sie haben darüber keine Gewißheit.

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