Kritik an Geheimdienst

Insider: Wegen Österreich keine Hilfe bei Geiselbefreiung im Jemen

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Wer genau hinter der Entführung steckt, ist in der Öffentlichkeit nicht bekannt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass seit Monaten Bemühungen um eine Freilassung laufen. Bisher ist das allerdings erfolglos geblieben. Entscheidend in derartigen Verhandlungen ist es, die richtigen Personen an den maßgeblichen Stellen im Land dazu zu bringen, als Mittelsmänner zu fungieren. Im Gespräch mit News wirft ein ehemaliger Nachrichtendienstmitarbeiter aus Deutschland, der die Situation im Jemen genau kennt, den österreichischen Geheimdiensten vor, Hilfe im konkreten Fall deutlich schwieriger gemacht zu haben.

Vereinbarung nicht eingehalten?

Der Vorwurf geht zurück auf die Befreiung der österreichischen Jemen-Geisel Dominik N. vor drei Jahren. Der damals 26-jährige Sprachstudent kam nach 139 Tagen Geiselhaft frei. Dem Insider zufolge, mit dem News gesprochen hat, hätte dies jedoch deutlich früher erfolgen können. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) unter Führung des zuständigen Vize-Direktors und das Heeresnachrichtenamt hätten jedoch eine Vereinbarung mit einem hochrangigen jemenitischen Regierungszugang nicht eingehalten. Stattdessen regelte man die Modalitäten der Freilassung dann über den Oman, was deutlich langwieriger gewesen sei. Dem Ex-Geheimdienstler zufolge, der Erfahrung mit Geiselnahmen im arabischen Raum hat, soll dann auch Lösegeld geflossen sein.

Durch das Verhalten der Österreicher fühle sich der Regierungskontakt im Jemen an Leib und Leben gefährdet, sagt der Insider. Nun sei die Kontaktperson nicht bereit, im aktuellen Fall zu helfen, obwohl sie das könnte.

»Vorwurf entbehrt jeder Grundlage.«

News hat im Innenministerium nachgefragt, zu dem das BVT gehört: „Aus Sicht des Innenministeriums entbehrt dieser Vorwurf jeder Grundlage“, erklärt Sprecher Karl-Heinz Grundböck. „Im Übrigen darf ich darauf hinweisen, dass alle mit diesem Fall befassten Behörden im Krisenstab unter Leitung des Generalsekretärs des Außenministeriums vertreten waren.“

Seitens des Verteidigungsministeriums heißt es, man kommentiere grundsätzlich keine Angelegenheiten des Heeresnachrichtenamtes. Dieses unterliege einer umfassenden Kontrolle. Genannt wird unter anderem die Dienst- und Fachaufsicht sowie die parlamentarische Überprüfung durch einen ständigen Unterausschuss des Landesverteidigungsausschusses.

Allerdings sollen auch in einem anderen Geiselfall österreichische Geheimdienstler zuletzt nicht die beste Figur abgegeben haben. Im Jänner berichtete das deutsche Magazin „Focus“ über die Umstände der Freilassung einer österreichischen Geisel in Libyen. In diesem Fall soll das Heeresnachrichtenamt mit den Bemühungen um eine Kontaktaufnahme gescheitert sein. Die Freilassung kam dann durch einen externen Vermittler zustande.

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