Japans Stylewelten

Die Welt liebt Japans puristischen Stil. Japaner schwören aber auf Austro-Design.

von Japan im Trend © Bild: Getty Images/Ken Ishii

Wer im Westen an japanische Kunst und Kultur denkt, dem schwebt oft die schlichte, aber elegante Ästhetik des "alten Japan" vor Augen, die einen vermeintlichen Gegensatz zu den neongrellen Bildern des heutigen Hightech-Japan bilden. Es gibt jedoch erstaunliche Parallelen. Auch im modernen Alltag junger Japaner kommen Schlichtheit und Funktionalität in den verschiedensten Bereichen, von moderner Architektur bis hin zum Design von Möbeln oder Mode auf vielfältige Weise zum Ausdruck - und finden auch im Westen zunehmend Anhänger.

"Was schlicht ist, ist schön"

Ein prominentes Beispiel ist die japanische Modekette Uniqlo, eine Abkürzung für "Unique Clothing", und seit Jahren erfolgreich dabei, sich in immer mehr Ländern der Welt als eine der führenden Modemarken im Niedrigpreissegment zu positionieren. Mit ihrem minimalistischen und funktionalen Design wollen sich die Japaner gegen Konkurrenten wie H&M, Mango oder Zara behaupten. "Da unsere Kleidung schlicht ist, kann sich jeder Käufer selber überlegen, wie er sie tragen will", erläutert Uniqlos Design-Chef Naoki Takizawa, der früher für den berühmten Modedesigner Issey Miyake arbeitete in einem Interview mit der Finanzzeitung "Nikkei". Unnötige Details würden wegfallen. Am Ende bleibe ein ganz simples Stück Kleidung. "Was schlicht ist, ist schön", sagt Takizawa - und zieht damit unbewusst oder bewusst eine Parallele zur traditionellen Ästhetik seiner japanischen Heimat.

Japanische Ästhetik

Diesem Ästhetikideal folgt auch die japanische Lifestyle-Marke Muji, eine Kurzform von Mujirushi Ryohin, was etwa "keine Marke, gute Produkte" bedeutet. Die Angebotspalette reicht von Haushaltsgeräten über Möbel und Kleidung bis zu Bürobedarf, Kosmetika und Lebensmitteln. Auch bei Muji sind die Produkte von minimalistischem Design und Funktionalität geprägt - und sollen darüber hinaus auch umweltfreundlich hergestellt werden.

"Durch und durch simpel"

"Das Design von Muji setzt die Tradition der japanischen Kultur fort", erläutert Konzernchef Tadamitsu Matsui in einem Interview mit der Onlineausgabe der japanischen Wirtschaftszeitschrift "Toyo Keizai". So modern die Produkte auch sind, ihr Design sei "durch und durch simpel" und funktional, sagt der Japaner und bezieht sich auf die jahrhundertealte Geschichte und Kultur seiner Heimat: "Das hat etwas Gemeinsames mit Zen-Buddhismus und Sado (Teezeremonie)."

Boulesse
© Boulesse.com In Japan superhipp: Austro-Design, wie man es auf der virtuellen Kärntner Straße "Boulesse.com" kaufen kann.

Austro-Design ist in Japan en vogue

Der japanische, reduzierte Look und die dazu passenden Marken liegen weltweit im Trend. Umso interessanter ist es, dass das Herz vieler Japaner für eine ganz andere Stilrichtung schlägt. Traditionelles, österreichisches Design ist im Land der aufgehenden Sonne unheimlich begehrt. Boulesse-Geschäftsführerin Beatrice Tourou kann sich über eine große Fangemeinde in Japan freuen. Dekoration, Geschirr und Stoffe (etwa von Albin Denk, Augarten Wien oder der Schwäbischen Jungfrau), die auf der herrlich chicen, "virtuellen Kärntner Straße" Boulesse.com geshoppt werden können, finden in Japan reissenden Absatz.

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