"Geisterschiffe" voller Leichen
- Was dahinter steckt

An Japans Küsten sind seit Oktober Boote mit Leichen an Bord gestrandet

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Fakten - "Geisterschiffe" voller Leichen
- Was dahinter steckt

Seit Anfang Oktober sollen mindestens acht dieser baufälligen Schiffe mit Toten an Bord an den Küsten angeschwemmt worden sein, wie der US-Sender CNN berichtet. Die wichtigsten Fragen sind: Wer sind die Toten, woher kommen sie und warum sind sie gestorben?

Erste Beweise, die auf den Geisterschiffen gefunden worden sind, deuten darauf hin, dass sie aus Nordkorea gekommen sind. Aber handelt es sich um politische Flüchtlinge oder Fischer, die vom Kurs abgekommen sind? Folgende Fakten sind bis jetzt bekannt:

Was weiß man über die Boote?

Laut japanischen Behörden sind nicht zum ersten Mal "Geisterschiffe" an Japans Küsten gestrandet, aber zum ersten Mal haben die Schiffe so viel Aufmerksamkeit erregt. In den letzten fünf Jahren seien insgesamt 283 Schiffe mit Toten an Bord angespült worden. Ungewöhnlich ist dieses Jahr nach Angaben der Behörden, dass so viele Boote in so kurzer Zeit gefunden worden sind - nämlich 12 binnen fünf Wochen. "Wir glauben, dass sie wahrscheinlich aufgrund des Wetters ein Unglück ereilt hat, aber wir können es wegen des Zustandes der Leichen nicht mit Sicherheit sagen", sagt ein Sprecher der Küstenwache gegenüber CNN.

Die gestrandeten "Geisterschiffe" von Oktober bis November 2015:

Wie lange waren die "Geisterschiffe" unterwegs?

Das ist derzeit noch nicht geklärt. Die Verstorbenen auf einem der zuletzt gefundenen Schiffe sollen bereits ein bis zwei Wochen tot gewesen sein, bevor sie an der Küste entdeckt worden sind. Jene zehn Leichen, die am 20. November gefunden wurden, könnten laut Küstenwache schon vor bis zu drei Monaten gestorben sein.

Woher kommen die Boote?

Die von den Ermittlern auf den "Geisterschiffen" gefundenen Hinweise lassen vermuten, dass die Boote aus Nordkorea kommen. Auf einem der Boote soll der Schriftzug "Korean People's Army", der Name der nordkoreanischen Streitkräfte, zu lesen sein. Überreste eines Kleidungsstückes sollen von einer Nordkoreanische Flagge stammen, wie der japanische Nachrichtensender NHK berichtet.

Asien-Experte John Nilsson-Wright vom Thinktank (Denkfabrik) "Chatham House Policy Institute" ist sich sicher, dass die Boote aus Nordkorea kommen. Er glaubt, dass es sich um Flüchtlinge handelt, die dem beschwerlichen Leben in Nordkorea entfliehen wollten. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht. Die japanischen Behörden sind sich lediglich sicher, dass die Boote von der Koreanischen Halbinsel gekommen sind.

Wer sind die Toten?

Die Küstenwache konnte bis jetzt noch nicht eindeutig feststellen, ob es sich bei den Verstorbenen nur um Männer handelt. Autopsien sollen das Geschlecht und das Alter der Toten klären. Einige Analysten gehen aber davon aus, dass es sich bei den Verstorbenen um nordkoreanische Fischer handelt. In den Booten sollen auch Fischernetze gefunden worden sein.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un soll seine Untertanen in den letzten Monaten verstärkt dazu angehalten haben, die Fischfangrate zu erhöhen.

Wie geht es weiter?

Bisher gibt es von Nordkorea noch kein Statement zu den Booten. Die Ermittlungen der japanischen Polizei dauern noch an. Es wird außerdem angenommen, dass noch weitere "Geisterschiffe" an Japans Küsten stranden werden. Denn die Hauptsaison für den Fang von Tintenfischen und Königskrabben läuft noch bis Februar. Dass Kim Jong-un den Fischfang gerade bewirbt, könnte ein Grund dafür sein, warum mehr Fischerboote als üblich unterwegs sind, wie ein südkoreanischer Fischerei-Experte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mitteilt.

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