Jahrelang gejagt & dann doch verurteilt:
'Gentleman-Gauner' von Biggs is 'Dagobert'

Einige Kriminelle erlangten sogar Ruhm in Hollywood Krumme Touren enden doch meistens vor Gericht

Sie sind Verbrecher, die jahrelang von der Polizei gesucht und gejagt werden. Ihre krummen Touren enden schlussendlich meist doch hinter Gitter, aber nicht, ehe sie weltberühmt sind: Manchmal bringt einen kriminelle Energie nicht nur vor den Strafrichter, sondern bis nach Hollywood.

Als "Gentleman-Gauner" schlechthin gilt der Brite Ronald Biggs (76). Als der legendäre Posträuber am 7. Mai 2001 nach 13.086 Tagen auf der Flucht - in Jahren: 35 - wieder Fuß auf britischen Boden setzte, wurde er sofort verhaftet. 60 Polizisten begleiteten ihn ins Gefängnis. Der Zimmermann hatte 1963 mit 14 Komplizen den Postzug von Glasgow nach London überfallen, 2,6 Millionen Pfund (damals umgerechnet etwa 14,5 Mio. Euro) erbeutet, wurde erwischt, verurteilt, seilte sich mit einer Strickleiter aus der Haft ab, unterzog sich in Paris einer Gesichtsoperation und floh über Australien nach Rio de Janeiro.

Ein Großteil seiner Landsleute sieht Ronnie Biggs bis heute als liebenswerten Taugenichts, der seinen Häschern immer wieder ein Schnippchen schlug. Der hochbetagte Sträfling wünscht sich nach mehreren Schlaganfällen nichts sehnlicher als eine Freilassung aus humanitären Gründen. Das wird von den Justizbehörden seit Jahren abgelehnt. Die Geschichte vom großen Überfall auf die Royal Mail wurde mehrfach verfilmt, u.a. in "Buster - Ein Gauner mit Herz", worin Phil Collins Biggs' Komplizen Buster Edwards verkörpert.

Diebes-Story in Hollywood-Format
Die Lebensgeschichte von Frank W. Abagnale hat es erst vor drei Jahren zu Leinwand-Ehren gebracht: Superstar Leonardo DiCaprio verkörperte in "Catch Me If You Can" den Hochstapler, der es im Amerika der sechziger Jahre mit seinem Charme schon als Teenager zum falschen Co-Piloten einer großen Fluglinie, zum Universitätsprofessor, Arzt, Staatsanwalt und echten Scheckfälscher schaffte. Seine Tricksereien brachten ihn auf die FBI-Liste der zehn meistgesuchten Kriminellen in den USA - und dem jugendlichen Ausreißer Millionen ein. Im Kino heftete sich Tom Hanks als FBI-Agent auf seine Fersen.

Auch ein Österreicher spielt - fast - in dieser Riege mit: Der Wiener Millionendieb Viktor Runa machte in den achtziger Jahren negative Schlagzeilen und avancierte zu einer Art "heimischer Ronnie Biggs", nachdem er sich, damals 23-jährig, als Fahrer eines Geldtransporters mit elf Millionen Schilling aus dem Staub gemacht hatte. Drei Tage später stellte er sich - und behauptete, die Beute sei ihm bis auf 300.000 Schilling gestohlen worden. Bei dieser Version blieb er eisern, auch nach seiner Entlassung 1993. Vor rund fünf Jahren stöberte ihn das Nachrichtenmagazin "profil" in Brasilien auf. Dem Reporter gestand Runa damals, jetzt sei wirklich nichts mehr von den elf Millionen Schilling übrig.

"Dagoberts" Katz und Maus-Spiel
Der trickreiche Kaufhaus-Erpresser "Dagobert" spielte jahrelang mit der deutschen Polizei Katz' und Maus. Arno Funke hatte mit Tüfteleien versucht, an die erpressten Geldsummen zu kommen. So deponierte er eine Streusandkiste über einem offenen Kanalgitter und wartete im Schacht auf das Geld, baute eine ferngesteuerte Lore und konstruierte für eine Übergabe auf dem Wasser ein Mini-U-Boot. 1994 wurde er verhaftet, 1998 veröffentlichte er seine Memoiren "Mein Leben als Dagobert". 2000 wurde er nach sechs Jahren aus der Haft entlassen.

Hitler-Tagebücher und Meisterfälschungen
Vor rund 23 Jahren stürzten die gefälschten "Hitler-Tagebücher" das deutsche Magazin "Stern" in die Krise. Durch den Skandal wurde der Fälscher Konrad Kujau weltberühmt. Er büßte seinen Schwindel, für den er rund 4,8 Millionen Euro kassiert haben soll, mit drei Jahren Haft. Nach seiner Entlassung blieb er seinem Ruf treu und malte Kopien von Bildern namhafter Künstler wie Dali und Chagall, wofür er abermals verurteilt wurde. 2000 erlag er 62-jährig einem Krebsleiden. Die Tagebuch-Geschichte wurde von Helmut Dietl in der Erfolgskomödie "Schtonk" mit Götz George verfilmt. (apa)