Island-Coach Lagerbäck mit drittem Team bei Großereignis

Islands Fußball-Nationalteam spielt erstmals auf der ganz großen Bühne, der Teamchef hat dagegen viel Erfahrung bei Großturnieren. Island ist bereits das dritte Nationalteam, mit dem der Schwede Lars Lagerbäck bei eine WM- oder EM-Endrunde dabei ist. Mit dem nach Einwohnern kleinsten Land, das sich je für eine EM qualifiziert hat, peilt er am Mittwoch gegen Österreich das Achtelfinale an.

von
EM 2016 - Island-Coach Lagerbäck mit drittem Team bei Großereignis

Der 67-jährige Schwede und sein seit Ende 2013 als Teamchef gleichgestellter isländischer Kollege Heimir Hallgrimsson haben aus 23 Legionären eine Mannschaft geformt, die schwer zu schlagen ist. In der Qualifikation wurden die Niederlande zweimal besiegt, bei der EURO in Frankreich halten die Isländer nach Unentschieden gegen Portugal und Ungarn (je 1:1) bei zwei Zählern.

"Die Defensivarbeit war beinahe Weltklasse, das war absolut top", hob Lagerbäck im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur im Trainingszentrum in Annecy die Stärke des Teams hervor. "Was nicht gut war, war der offensive Teil", gestand er und stellte vor dem entscheidenden Spiel um den Einzug ins Achtelfinale nüchtern fest: "Das muss sich ändern, wenn wir gewinnen wollen."

Gegen Portugal hielten seine Spieler einem Sturmlauf stand, gegen Ungarn kassierten sie in der Schlussphase den Ausgleichstreffer. Mit den zwei Punkten kann Lagerbäck daher gut leben. "Es ist enttäuschend, wenn man durch ein Tor in der Schlussphase Punkte verliert. Aber ich glaube, wir haben in den zwei Spielen nicht mehr verdient als diese zwei Punkte. Ich kann nicht sagen, dass wir zufrieden sind, weil man immer gewinnen will, aber wenn man sich die Fakten anschaut, glaube ich, dass es faire Ergebnisse waren", sagte der Schwede.

So eng wie diese Partien verliefen auch die anderen in der Gruppe F. Ein bisschen überraschend für Islands Teamchef. "Ich wusste, dass es eine enge Gruppe werden könnte, dachte aber, dass Portugal mehr Punkte haben würde", sagte Lagerbäck und lieferte auch gleich eine Begründung für die generell knappen Ergebnisse bei dieser EURO. "Die kleineren Länder werden immer besser, sie haben viele Spieler im Ausland, in starken Ligen, bei guten Clubs. Von daher wird es immer enger. Nicht viele Spiele werden mit mehr als einem Tor Unterschied entschieden", so Lagerbäck, der auch eine zweite Besonderheit dieses Turniers ortete: "Es fallen nicht viele Tore."

Wie von Portugal hatte er auch vom ÖFB-Team, dessen Auftaktpartie er schon analysiert hat, mehr erwartet. "Im ersten Spiel habe ich gedacht, dass sie besser sein würden als sie es waren. Aber es war auch ein enges Spiel, sie hatten einige gute Chancen. Sie hätten leicht in Führung gehen können, das wäre dann wahrscheinlich ein anderes Spiel geworden", erklärte Lagerbäck, der 2011 auch ein Kandidat als österreichischer Teamchef war, ehe sich der ÖFB für Marcel Koller entschied. "Es hat keine Vertragsverhandlungen gegeben. Ich wurde zu einem Gespräch eingeladen, das war alles", offenbarte er nun.

Also wurde er isländischer Teamchef, nachdem er davor schon die Nationalteams von Schweden und Nigeria betreut hatte. Lagerbäck, der selbst nur unterklassig gespielt hatte, war zunächst U21-Teamchef seines Heimatlandes, danach Assistent im A-Team, das er ab 2000 im Duett mit Tommy Söderberg und von 2004 bis 2009 solo coachte. 2002 und 2006 gelang bei der WM der Aufstieg ins Achtelfinale und 2004 in Portugal ins EM-Viertelfinale. Nachdem er mit Schweden die Qualifikation für die WM 2010 verpasst hatte, trat er zurück, heuerte er bei Nigeria an und war so doch noch in Südafrika dabei.

Mit dem Außenseiter Island sei es nun "kein großer Unterschied", sagt Lagerbäck. "Nur im Vorfeld war es mit Planung und Logistik ein bisschen schwieriger, weil das Büro des isländischen Verbandes sehr klein ist. Deshalb habe auch ich ein bisschen anders gearbeitet, aber das war nett, auch davon Teil zu sein", erzählte der Schwede, der nach der EM in Island aufhört. Doch davor will er noch einmal mit dem Aufstieg ins Achtelfinale Geschichte schreiben.