Islamistenführer kehrt nach Tunis zurück: Rückkehr nach 22 Jahren aus britischem Exil

Lage in Tunesien hat sich mittlerweile beruhigt Schwager Ben Alis beantragte Asyl in Kanada

Islamistenführer kehrt nach Tunis zurück: Rückkehr nach 22 Jahren aus britischem Exil

Die tunesische Verfassung verbietet religiöse Parteien. Die Islamisten gelten in Tunesien als relativ schwache Strömung. Ghannouchi, der mit dem gleichnamigen Ministerpräsidenten nicht verwandt ist, hatte gleich nach dem Sturz von Diktator Ben Ali angekündigt, dass er nach Tunesien zurückkommen wolle. Inwiefern er politisch aktiv werden will, ist unbekannt.

Sollte es in Tunesien freie und faire Parlamentswahlen geben, werde er daran teilnehmen, sagte Ghannouchi am Flughafen. Das jetzige Parlament sei immer noch das "Ein-Parteien-Parlament", und die derzeitige Übergangsregierung sei nicht stabil. Der Chef der Übergangsregierung, Mohammed Ghannouchi, der das Amt des Ministerpräsidenten seit 1999 innehat, hatte das nach der Flucht von Ben Ali eingerichtete Kabinett am Donnerstag umgebildet und fünf Minister ausgewechselt.

Rached Ghannouchi war in Tunesien zu lebenslanger Haft verurteilt worden, doch in den vergangenen Tagen konnten auch andere unter der früheren Regierung verurteilte Oppositionelle unbehelligt aus dem Exil zurückkehren. Ghannoucchi hatte die Ennahda-Partei 1981 nach dem Vorbild der ägyptischen Muslimbruderschaft gegründet. Heute stehe seine Partei der türkischen Regierungspartei AKP nahe, sagte er vor seinem Abflug nach Tunis.

Ghannoucchi floh 1989, als zwei Jahre nach der Machtübernahme Ben Alis die Verfolgung von Islamisten begann. Die Ennahda-Partei war unter Ben Ali verboten. Obwohl Ghannoucchi einen gemäßigten Islamismus vertritt, fürchten Frauenrechtlerinnen in Tunesien, seine Rückkehr könne einen Rückschritt bei den hart erkämpften Freiheiten der Frauen in dem Land bedeuten.

(apa/red)

Kommentare

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Das fühlt sich an wie.... ...im Iran mitte der achtziger Jahre. Dort kehrte nach dem Sturz des Schah auch Kohmeni aus seinem Exil in Frankreich zurück. Was er dann aus dem Iran, der vorher westlich orientiert war, gemacht hat, weiß man heute. Ist nur zu wünschen, dass es in Tunesien nicht gleich kommt.

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Re: Das fühlt sich an wie.... Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass erst der Schah, den die Amerikaner liebevoll ihren "Freddy" nannten, Ayatollah Khomeini zu dem gemacht hat, was er wurde, nämlich ein Held. Denn wäre das Volk nicht durch den Schah und seine westlichen Gesinnungsbrüder unterdrückt worden und wäre es den Menschen gut gegangen, hätte man einen Khomeini als Revolutionsführer niemals gebraucht, weil kein Grund vorhanden gewesen wäre. Revolutionen entstehen nun mal aus Unzufriedenheit, siehe Tunesien. Lg.

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Re: Das fühlt sich an wie.... Bei dieser Revolution in Tunesien geht es um eine Perspektive für das Leben, es geht um die Zukunft, es geht um Brot, es geht um Arbeit.....und nicht um islamistische Ideen bzw. um die Scharia.

Und wenn man diese Dinge erreichen könnte, wozu dann ein Islamistenführer, den ohnhin niemand will. Vielleicht könnten die EU und die USA nur einmal, ein einzigesmal ihre Unterstützung dem Volk zukommen lassen und nicht den Despoten, um sich ihre Pfründe zu sichern, als eine Art Entschuldigung für die letzten Jahrzehnte. Wäre wirklich lobenswert.

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