Österreich-Hilfe
für Yeziden im Nordirak?

Glaubensvertreter bitten österreichische Regierung in Petition um Unterstützung

von
Irak-Kämpfe - Österreich-Hilfe
für Yeziden im Nordirak?

Bevor die Veranstaltung begann, wurden im Gedenken an die Toten im Nordirak einige Schweigesekunden abgehalten. Danach stellte die Obfrau des Vereins der Yeziden in Österreich, Sandos Solamen, einen Blumenstrauß zu einer Pinnwand mit Abbildungen von yezidischen Kindern.

"Nicht alle Muslime sind in einen Topf zu werfen. Ich denke, dass der Islam eine friedliche Religion ist. Aber seit 2. August 2014 begann die (sunnitische Extremistenorganisation, Anm.) IS, die Kontrolle über die Yezidengebiete zu übernehmen. Sie stellten unseren Glaubensbrüdern ein Ultimatum. Entweder sie mussten Moslems werden oder sie wurden brutal ermordet", berichtete Solamen.

Frauen als Sexsklavinnen, Männer lebendig begraben

Das schreckliche Trauma wurde dadurch verschlimmert, dass yezidische Frauen als Sexsklavinnen gehalten und Männer lebendig begraben wurden. "Die Frauen wurden vor ihren eigenen Familien vergewaltigt und dann geköpft", so Solamen weiter. Sie gab auch zu bedenken, dass 200.000 Yeziden geflüchtet seien und viele von ihnen Selbstmord begangen hätten. Einige seien auch verhungert, weil sie sich ohne Brot und Wasser auf den Weg in die Berge gemacht hätten.

Petition mit vier Hauptforderungen

Die Petition, die die Vertreter vorbereitet hatten, war von mehreren hochrangigen Yeziden-Vertretern unterzeichnet worden. "Wir haben vier Hauptforderungen. Erstens brauchen wir dringend humanitäre Hilfe. Dann bitten wir um die Aufnahme von Flüchtlingen in Europa und in Österreich. Zudem soll eine humanitäre Schutzzone errichtet werden in der Region. Letztlich ist es wichtig, dass eine Untersuchungskommission die Ereignisse der letzten Wochen im Nordirak und insbesondere die Massaker an den Yeziden überprüft", meinte Alo Schwan, der Vertreter der Shingal Gemeinde, der aus Deutschland angereist war.

Direkt von den Massakern betroffen zeigte sich der seit Ende 2010 in Deutschland lebende Studentenvertreter Rashid Masoud. "Ich habe mehrere Mitglieder meiner Familie verloren. Seit zwei Wochen essen wir kaum. Meine Mutter liegt seit vier Tagen im Krankenhaus. Nach Telefonaten mit dem Irak habe ich erfahren, dass die beiden Töchter meiner Onkels entführt wurden. Mein Appell ist daher, den Völkermord sofort zu stoppen", forderte er.

Erste Hilfslieferungen aus Österreich

Österreich hat unterdessen am Donnerstag begonnen, Hilfsgüterlieferungen in den Irak zu schicken. Aufgrund der großen Not im Irak sei es Österreichs Regierung "wichtig" gewesen, "schnell und unbürokratisch zu helfen", erklärte Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) in einer Militärkommando-Aussendung vom Mittwoch. "Ich bin stolz darauf, dass das Österreichische Bundesheer hier einen Beitrag leisten kann."

Die C-310 Transportmaschine "Hercules" startet in der Früh vom Flughafen Hörsching aus in Richtung Leipzig oder in die Türkei. Von dort aus sollen die Hilfspakete mit einer medizinischen Erstversorgung für bis zu 100.000 Menschen von einer deutschen Transportmaschine gemeinsam mit anderen Hilfsgütern in den Irak geflogen werden, hieß es in der Aussendung. Die medizinischen Hilfsgüter würden etwa für die Dauer von drei Monaten ausreichen.

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