Erfolg neu definiert:
Ohne Krampf geht’s auch

Warum Siegertypen wenig grübeln und sich für Fehler nicht genieren

"Gewinner grübeln nicht. Richtiges Denken als Schlüssel zum Erfolg" heißt das neue Buch der österreichischen Bestsellerautorin Pamela Obermaier (Bild oben), die es mit ihrem Erstling "Seitensprung" sogar in Stefan Raabs Show "TV Total" geschafft hat. Das aktuelle Werk, das sie gemeinsam mit dem Neurobiologen Marcus Täuber geschrieben hat, versteht sich als eines, das "kein Buch über positives Denken ist", aber mit diversen Mythen und Falschmeldungen auf dem Selbsthilfemarkt aufräumt.

von Pamela Obermaier © Bild: Beigestellt

News: Meistens sprechen und schreiben Männer über Erfolg, in diversen Ratgebern geht es außerdem vordergründig darum, wie man möglichst schnell die Karriereleiter hochklettert. Was ist an Ihrem Buch anders und wie gehen Sie als Frau dieses Thema an?
Pamela Obermaier: In unserem Buch geht es nicht nur um Erfolg im Business, den man dann anhand eines guten Gehalts, des teuren Autos, das man sich leisten kann, oder an einem Posten im Management ablesen kann. Ich denke, als Frau habe ich keinen grundsätzlich anderen Zugang zum Thema, wenn ich es auch etwas "sanfter" und allumfassender angehen möchte: Für mich ist erfolgreich, wer es schafft, ein glückliches Leben zu führen. Und das kann dann eine Hausfrau und Mutter, deren sehnlichster Wunsch es war, eine Familie zu haben, genauso sein wie jemand, der bewusst einen Teilzeitjob macht und es schafft, mit weniger Geld auszukommen, um dafür genügend Freizeit zu haben oder jemand, der seinen Traum zum Beruf gemacht hat und dafür viel Einsatz zeigen muss, aber dabei zufrieden ist und ein gutes Leben führt. Aber auch mein Co-Autor Marcus Täuber, der als Mentaltrainer nicht auf altbekannte, aber oftmals überholte Erfolgsstrategien setzt, sondern einen unverkrampften Weg für seine Klienten gefunden hat, um mehr im Leben zu erreichen, fällt mit seiner Perspektive aus dem vor wenigen Jahren noch klassischen Rahmen, was Methoden für mehr Erfolg betrifft. Und bei seinem Drei-Schritte-Programm, das wir am Ende unseres Buches vorstellen, geht es auch nicht nur um Karriere, sondern ebenso um andere Lebensbereiche: Wie werde ich erfolgreich zum Nichtraucher, wie ziehe ich erfolgreich eine Ernährungsumstellung durch oder werde eine andere schädliche Angewohnheit los? Dass wir in den ersten Kapiteln mit Falschannahmen aufräumen und dann auf wissenschaftlicher Basis erklären, wie das Gehirn funktioniert und wie wir uns das zunutze machen können, ist ein neuer Ansatz, um sich an das Thema praxisorientiert anzunähern.

Pamela Obermaier
© Goldegg

Was sind das für Mythen, die Sie da angesprochen haben?
Etwa, dass wir nur zehn Prozent unseres Gehirnpotentials nutzen würden, dass Männergehirne anders funktionieren als Frauengehirne oder dass es verschiedene Lerntypen gäbe. Aber auch, dass wir multitaskingfähig wären oder es teils mit durchaus gutem Stress zu tun hätten. Warum was davon nicht stimmt oder überholt ist, was die Wissenschaft dazu herausgefunden hat und wie es demnach wirklich ist, erklären wir zu Beginn. Und gerade dem Stress, der ja Erfolgs- wie Gesundheitskiller ist und uns deshalb unterm Strich ganz bestimmt nicht glücklich macht, widmen wir uns dann in einem der Hauptkapitel nochmal ausführlich, denn diesbezüglich läuft unserer Meinung nach einiges schief: Inzwischen wirkt es ja schon beinahe so, als müsse man sich schämen, wenn man noch kein Burnout gehabt hat, weil das den Rückschluss zulassen könnte, man habe nicht genug gearbeitet. Burnout-Patienten haben oftmals einen harten Weg vor sich, um wieder ganzheitlich zu gesunden und dabei hätten viele Fälle verhindert werden können. Wenn wir da als Leistungsgesellschaft schon so falsch abgebogen sind, müssen wir zumindest als Einzelpersonen lernen, wie wir dem entgegensteuern können. Und dazu gibt es Perspektivenveränderungen, Übungen und mehr, die jeder in seinen Alltag einbauen kann – aber zunächst muss man wissen, was in Körper und Psyche passiert, wenn wir Stress ausgesetzt sind. Und das erklären wir von Grund auf.

»Ich kann nicht alles werden, was ich möchte, nur weil ich fest daran glaube oder mich besonders darum bemühe. «

Und was kursiert am Selbsthilfemarkt, das den Menschen wenig hilft?
Wir alle sind mit verschiedenen (Glaubens-)Sätzen aufgewachsen: "Du kannst alles werden, was Du willst, wenn Du nur fest dran glaubst" oder "Wenn es noch nicht geklappt hat, musst Du Dich eben mehr anstrengen!" oder "Ohne Fleiß kein Preis" sind nur einige davon. Das meist davon ist einfach Blödsinn. Ich kann nicht alles werden, was ich möchte, nur weil ich fest daran glaube oder mich besonders darum bemühe. Mit meinen bescheidenen Fähigkeiten in Mathematik wäre ich beispielsweise ziemlich sicher keine erfolgreiche Naturwissenschaftlerin geworden, wie sehr ich mich auch angestrengt hätte. Und mit meiner Größe von 1,62 Metern wäre auch weder eine Basketballspielerin noch ein Topmodel aus mir geworden. Hätte ich mich aber auf eines dieser Berufsziele eingeschossen und verkrampft daran festgehalten, wäre gar nichts mehr gegangen und ich wäre vermutlich ziemlich unglücklich geworden. Erst wenn wir sehen, wer wir sind, akzeptieren, wo unsere Stärken und Schwächen liegen und etwas für uns finden, worin wir wirklich gut sein können, wird es realistisch, ohne Krampf erfolgreich und glücklich zu werden. Ich denke, dass das ein nicht zu unterschätzender erster Schritt auf dem Weg zum ganzheitlichen Erfolg ist und sein muss. Denken wir nur an die Tierwelt: Hätte der Pinguin sich vorgenommen, ein grandioser Flieger zu werden, wäre er dauerhaft gescheitert und sein Leben wäre von Frustration und Misserfolg gekrönt. An Land ist er hingegen schon ganz passabel unterwegs, aber zum Star wird er, wenn er ins Wasser springt und zeigen kann, was für ein hervorragender Schwimmer er ist, was man ihm vielleicht aufgrund seiner Körperfülle gar nicht zugetraut hätte.

Aber sagen Sie nicht, dass Misserfolge wichtig sind?
Ja, zu scheitern ist nicht nur wichtig, sondern sozusagen unser bester Freund. Viele von uns haben das bloß noch nicht verinnerlicht, weil wir in unseren Breitengraden nicht gerade eine positive Kultur des Scheiterns leben oder vorgelebt bekommen. Fehler sind schon in der Schule eher etwas, wofür man sich geniert, etwas, womit man von anderen aufgezogen wird oder was einem wenig Beliebtheit vor Lehrern verschafft. Also ist es uns peinlich, wenn wir etwas falsch gemacht oder gar versemmelt haben und wir versuchen, das möglichst zu verbergen. Darum haben wir diesem Thema im Buch auch ein komplettes Kapitel gewidmet. Nur wer scheitert, wird auch gescheiter, kann dazulernen und es beim nächsten Mal um ein Vielfaches besser machen. Um von Fehlern profitieren zu können, müssen wir allerdings lernen, nicht in die altbekannte Grübel-Falle zu tappen oder uns selbst niederzumachen, sondern kurz analysieren, was passiert ist, worin das Problem lag, um dann weiterzugehen und die nächsten Herausforderung in Angriff zu nehmen. Damit ist aber eben nicht gemeint, dass wir uns ein Gebiet suchen, in dem von vornherein klar ist, dass wir dauerhaft scheitern werden, weil wir einfach nicht die dafür notwendigen Voraussetzungen mitbringen – eben wie der Pinguin, der sich vornimmt, fliegen zu lernen. Das wäre nicht klug, sondern destruktiv.

Wenn wir jetzt, wie zu Jahresbeginn üblich, den einen oder anderen Vorsatz umsetzen wollen, was hilft uns da kurz gesagt?
Uns nicht zu verkrampfen vor lauter Wollen, und uns nicht selbst zu verurteilen, wenn wir einen Rückfall haben, ist auf jeden Fall ein heißer Tipp, wenn es um die Klassiker "Abnehmen" bzw. "Ab jetzt endlich wieder regelmäßig Sport machen" und "Mit dem Rauchen aufhören" geht. Wir haben im Buch ausführlich beschrieben, warum und inwiefern Menschen eine schlechte Gewohnheit erfolgreicher ablegen können, die sich gestatten, dass sie auf dem Weg dorthin zeitweise "versagen", als jene, die von sich erwarten, dass sie sich ab sofort vorbildlich und für immer diszipliniert verhalten.

Pamela Obermaier
© Jürgen Hammerschmid

Zur Person:
Pamela Obermaier ist Bestsellerautorin, Kommunikationsprofi und Unternehmerin (www.textsicher.at). Bisher von ihr erschienen: "Seitensprung. Treuetester decken auf", "Gummibärchen für die Seele" (beide mit Co-Autorin Gabriele Hasmann) und "Gewinner grübeln nicht. Richtiges Denken als Schlüssel zum Erfolg" (mit Co-Autor Marcus Täuber, alle im Goldegg Verlag). Im Juni 2017 erscheint ihr viertes Buch.

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