Mauthausen: Kanzler gedenkt
der Opfern des NS-Regimes

70 Jahre Befreiung des Konzentrationslagers und seiner Außenlager

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Geschichte - Mauthausen: Kanzler gedenkt
der Opfern des NS-Regimes

Man dürfe den Jahrestag nicht einfach vorbeigehen lassen, sondern müsse eine grundsätzliche Diskussion in Europa und Österreich führen - und aus der Geschichte die richtigen Schlüsse ziehen. Die Europäische Union habe das seit ihrer Gründung auch getan, meinte Faymann.

Lebende Zeitzeugen gewürdigt

Der Bundeskanzler dankte all jenen, die bei den Gedenkfeiern mitarbeiten. Ausdrücklich würdigte er die noch lebenden Zeitzeugen; diese würden eine ganz wichtige Arbeit für die Aufarbeitung der Geschichte leisten. Die Widerstandskämpfer bezeichnete der Bundeskanzler als "Helden der Zweiten Republik". Denn die Widerstand- und Freiheitskämpfer hätten den Grundstein für den Staatsvertrag gelegt, ohne diese "wäre möglicherweise die Entwicklung anders verlaufen, daher haben wir diesen Menschen besonders zu danken".

Anlässlich des Jahrestages haben Politiker von SPÖ, ÖVP, Grünen, Team Stronach und KPÖ zu kritischer Auseinandersetzung mit der Geschichte und zu Zivilcourage im Zusammenhang mit Rassismus, Extremismus oder Antisemitismus aufgerufen.

Mitterlehner: "Wiederkehr der Menschlichkeit"

Die Befreiung stehe für die "Wiederkehr der Menschlichkeit", aber auch für die "erschütternde Erkenntnis, was Menschen einander antun können", so ÖVP-Chef Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Es sei eine traurige Tatsache, dass antisemitische Strömungen keineswegs verschwunden seien, mahnte er. "Jeder von uns ist gefordert, antisemitischen Entwicklungen mit aller Kraft entgegenzuwirken und gemeinsam für ein friedliches Europa zu kämpfen." Mitterlehner betonte die Notwendigkeit, "unbeirrbar an einem gemeinsamen Europa zu arbeiten, das von einem friedlichen Zusammenleben aller Kulturen und Konfessionen getragen wird".

Grüne: Politik muss gegen Hass und Hetz vorgehen

"Gräueltaten wie jene der NS-Zeit dürfen sich in der Geschichte nicht mehr wiederholen", warnte die Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig. Die Erinnerung an die schrecklichen Verbrechen des NS-Regimes sei ein Auftrag an die Politik, vehement und konsequent gegen Hass und Hetze vorzugehen. "Die Tatsache, dass rassistische, rechtsextreme und antisemitische Übergriffe in Österreich stetig steigen, ist eine Schande für dieses Land." Sie rief dazu auf, undemokratischen Tendenzen entschieden entgegenzuwirken, damit die kommenden Generationen "in einem Europa des Friedens und des Miteinanders leben und aufwachsen können".

"Es ist Aufgabe der Politik, aber auch die Aufgabe aller Bürger unseres Landes, dafür zu sorgen, dass Hass und Hetze keinen Nährboden haben", so Team-Stronach-Klubobfrau Waltraud Dietrich. "Für uns sind Sicherheit und Friede heute zum Glück selbstverständlich. Denken wir aber an die Hunderttausenden Menschen, die von einem grausamen Regime gequält und ermordet wurden. Das darf sich nicht wiederholen." Deshalb sei es unerlässlich, "dass die Menschen in unserem Land Arbeit haben und sich Zuwanderer nicht von unserem Kulturkreis abkapseln", sagte Dietrich.

SPÖ: Zeichen gegen Fremdenhass setzen

Der 5. Mai sei ein Freudentag, mahne aber auch, "täglich gegen Intoleranz und Fremdenhass aufzutreten", so der oö. SPÖ-Vorsitzende LH-Stv. Reinhold Entholzer. "Unsere Kinder und Enkelkinder müssen sich kritisch mit unserer Geschichte auseinandersetzen, um künftig in einer offenen und toleranten Gesellschaft leben zu können, in der das Miteinander im Vordergrund steht." Daher sei es besonders wichtig, dass Schulen die Gedenkstätte besuchen. Entholzer erinnerte daran, dass auch viele Sozialdemokraten wegen ihrer politischen Überzeugung im KZ waren. So sei der ehemalige Schutzbundführer Richard Bernaschek kurz vor Kriegsende in Mauthausen hingerichtet worden.

KPÖ-Landessprecher Leo Furtlehner betonte, die jährliche Befreiungsfeier müsse mehr sein als ein rituelles Gedenken an die Opfer des Faschismus und die Widerstandskämpfer gegen das Hitlerregime. "Sie muss eine Mahnung sein, den antifaschistischen Verfassungsauftrag der Zweiten Republik ernst zu nehmen und konsequent gegen alle faschistischen, antisemitischen, rassistischen und rechtsextremen Tendenzen vorzugehen." Angesichts der auch heute vorhandenen neonazistischen, rechtsextremen und fremdenfeindlichen Aktivitäten sei immer noch Grund zur Besorgnis gegeben.

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