Insektenmittel macht Kinder dumm: Bei Kontakt mit Pestiziden IQ deutlich geringer

Intelligenz der Betroffenen bis zu 7 Punkte niedriger Da hilft nur eines: Saisonale Früchte & Bio-Produkte

Gängige Insektenmittel können sich negativ auf die Intelligenz von Kindern auswirken, da sie in die Gehirnentwicklung eingreifen. US-Forscher konnten zeigen, dass bereits der Kontakt einer schwangeren Mutter mit der Chemikalie Chlorpyrifos dazu führen kann, dass das Kind bei Schuleintritt Rückstande in der kognitiven Entwicklung hat.

Insektenmittel macht Kinder dumm: Bei Kontakt mit Pestiziden IQ deutlich geringer © Bild: Corbis

Darauf lässt eine Reihe von unabhängigen Forschungen schließen, die in der Zeitschrift "Environmental Health Perspectives" veröffentlicht wurden. Das Organophosphat Chlorpyrifos ist ein Kontakt-, Fraß- und Atemgift, das Insekten über deren Nerven angreift und sie dadurch tötet. Es wird vor allem gegen Bodenschädlinge sowie gegen saugende oder beißende Insekten eingesetzt, genauso aber gegen Ameisen, Hausfliegen, Kleidermotten, Moskitos oder als Stallspritzmittel.

Obst und Gemüse belastet
"Im konventionellen Obst-, Wein- und Gemüsebau findet sich die Chemikalie überall dort, wo Insekten ein Problem sind", erklärt der Agrartechniker Kurt Stockinger vom Pestizidreduktions-Programm bei Global 2000. In den ländlichen Regionen ist der Kontakt mit Chlorpyrifos besonders hoch. Doch auch Stadtbewohner bleiben nicht verschont, was in den USA besonders bis 2001 zutraf, als der Haushalts-Einsatz von Chlorpyrifos gegen Ungeziefer schließlich verboten wurde.

IQ um 7 Punkte niedriger
Forscher der Columbia Universität untersuchten Kinder aus New Yorker Altbauten, die vor der Geburt mit Chlorpyrifos in Kontakt kamen. Bei Schuleintritt war ihr Intelligenzquotient um 5,3 Punkte niedriger, wobei besonders das Arbeitsgedächtnis beeinträchtigt war. Auf dasselbe Ergebnis kommen Forscher aus Berkeley. Sie beobachteten Kinder werdender Mütter, in deren Urin man Abbauprodukte von Organophosphaten entdeckt hatte. Im Alter von sieben Jahren verzeichneten die Kinder einen um sieben Punkte schlechteren IQ als Alterskollegen - auch nachdem man den Einfluss von Erziehung, Einkommen oder anderen Umweltgiften weggerechnet hatte.

Ob Organophosphate die Hirnentwicklung schädigen, entscheiden letztlich die Gene. Wissenschaftler der University of North Carolina fanden heraus, dass jeder dritte US-Amerikaner Organophosphate aufgrund eines fehlenden Enzyms nicht abbauen kann.

Langzeitfolgen von Pestiziden
Studien aus dem Vorjahr zeigten deutliche Zusammenhänge von Organophosphaten mit dem Auftreten des ADHS-Syndroms im Jugendalter. "Organophosphate greifen die Nerven-Reizleitung an, können jedoch auch hormonell wirken, das Erbgut schädigen oder Krebs auslösen. Viele der langfristigen Auswirkungen auf den Menschen wurden noch gar nicht untersucht", so Global 2000-Experte Stockinger.

Bio schützt
Das Waschen von Obst oder Gemüse vor dem Verzehr entfernt Pestizide nur bedingt, da man Schädlinge teils damit bekämpft, dass die Pflanzen das Gegenmittel im Saft aufnehmen. "Optimal ist der Kauf von biologischen Produkten. Heimisches Obst ist meist geringer belastet, kauft man jedoch Obst außerhalb der Saison, so sind die Belastungswerte ähnlich wie bei importiertem. Besonders problematisch ist dies bei empfindlichen, schwer lagerbaren Produkten wie etwa Glashaussalat im Winter. Da das Gemüse durch fehlende Wärme und Sonne schwächer ist, braucht es deutlich mehr Fungizide", warnt Stockinger.

(pte/red)