Bären-Auslese:
Strache oder Hofer?

Nach der Wahlniederlage fordern immer mehr Unterstützer einen neuen blauen Chef

Nicht einmal John Otti war da. Bei der ersten Stichwahl am 22. Mai machte der FPÖ-Unterhalter mit seiner Band noch stundenlang Stimmung auf der Bühne. Damals hatte die Partei für ihre Fans noch einen ganzen Biergarten im Wiener Prater gemietet. Diesmal räumte sie nur die Sitzungsräume des freiheitlichen Parlamentsklubs. Statt Fans und Musik kamen Funktionäre und Journalisten. Und als Norbert Hofer um 20:45 Uhr endlich zu seinen Parteifreunden stieß, wurde John Ottis Wahlkampfhymne "Immer wieder Österreich" nur vom Band gespielt.

von Innenpolitik - Bären-Auslese:
Strache oder Hofer? © Bild: Ricardo Herrgott News

Norbert Hofer hat die Bundespräsidentenwahl verloren, und die zurückhaltenden Partyvorbereitungen legen eine blassblaue Ahnung nahe, dass es an diesem Sonntagabend möglicherweise nichts zu feiern geben würde. Dabei hat die Freiheitliche Partei auch Grund zur Zufriedenheit: Vor einem Jahr wusste die Partei noch nicht einmal, ob sie einen geeigneten Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl finden würde. Als Norbert Hofer im Jänner seine Kandidatur bekannt gab, kannten ihn nur politische Insider. Und elf Monate später gaben mehr als zwei Millionen Österreicher einem deklariert freiheitlichen Kandidaten ihre Stimme. So gut wie Hofer kam noch kein Freiheitlicher vor ihm an, nicht einmal Jörg Haider. Auch Heinz-Christian Strache, der Parteichef, ist längst nicht so populär. Zeit für einen Führungswechsel?

Blauer Partisanenkrieg

An der Parteispitze will davon niemand etwas wissen. Am allerwenigsten Norbert Hofer selbst. Am Wahlabend sagt er vor seinen versammelten Anhängern zwar, in ihm sei ein "schlafender Bär geweckt" worden, beeilt sich aber gleichzeitig, sich Strache unterzuordnen: "Ich bin ab jetzt dein prominenter Wahlhelfer." Am Dienstagvormittag legt er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz nach: "Ich bin einer, der kein guter Obmann der FPÖ sein kann." Beide Male ist es Strache, dem Chef, vorbehalten, zuerst zu sprechen.

Am Dienstagabend wird die Wahlniederlage dann hinter verschlossenen Türen beim Bundesparteivorstand analysiert. Die Obmannfrage wagt in dieser internen Sitzung niemand anzusprechen. Und auch nach außen geben sich die Blauen geschlossen: "Strache hat alles richtig gemacht", sagt Wiens nicht amtsführender Vizebürgermeister Johann Gudenus. "Es war seine Idee, Norbert Hofer ins Rennen zu schicken."

Der Welser Bürgermeister Andreas Rabl sagt: "Es gibt bei uns eine klare Nummer eins. Und jetzt auch eine klare Nummer zwei."

Und Ursula Stenzel, nicht amtsführende Stadträtin in Wien, drückt es so aus: "Köpferollen nach einer Wahlniederlage gibt es in der FPÖ nicht. Die Oppositionsrolle schweißt zusammen wie in einem Partisanenkrieg."

Die Rhetorik des amts- und nicht amtsführenden blauen Führungspersonals unterscheidet sich zwar, die Botschaft ist aber die gleiche: Strache soll Parteichef bleiben. Auf der nonverbalen Ebene jedoch werden andere Signale gesendet.

"Verrat lohnt sich nicht"

Vor zwei Wochen etwa, als die Freiheitlichen ihrem Chef zum zehnjährigen Obmannjubiläum ein Fest im Parlament ausrichteten. Auch dort spielte nicht John Otti, sondern ein Streichquartett. Strache wurde mit Lobreden überhäuft. "Du bist der Held des Jahres 2006", sagte Klubdirektor Norbert Nemeth. "Ohne dich würde die Partei nicht existieren", sagte Norbert Hofer. Dass Strache trotz der Komplimente nicht gerührt, sondern angespannt wirkte, als er selbst das Wort ergriff, dürfte an etwas anderem liegen: Als er eine Stunde zuvor den Raum betreten hatte, schüttelte er Hände und wurde freundlich begrüßt. Norbert Hofer hingegen wurde mit minutenlangem Spontanapplaus und Standing Ovations beehrt. In seiner Rede im Anschluss erinnerte Strache deshalb sicherheitshalber daran, wer hier die Hauptperson sein soll: "Verrat lohnt sich nicht", warnte er seine Parteifreunde.

Zwei Monate zuvor bekam Strache in einer ganz anderen Situation einen ähnlichen Dämpfer. Mitte September war er zum Welser Volksfest gekommen, um Wahlkampf für Norbert Hofer zu machen. Im Bierzelt sprach erst der oberösterreichische FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner zu seinen Landsmännern. Dann kam Norbert Hofer. Als Strache als dritter Redner an der Reihe war, wurde das Publikum unruhig. Seine Aufmerksamkeit lag längst woanders. Viele stellten sich lieber um ein Foto mit Hofer an, als Strache zuzuhören.

Auch die Meinungsforschung bestätigt diese Entwicklung. Das Institut OGM fragt für die Austria Presse Agentur regelmäßig ab, wie groß das Vertrauen der Bevölkerung in Politiker ist. Aus dem Saldo zwischen "Ich habe Vertrauen" und "Ich habe kein Vertrauen" wird ein Index errechnet. Hofers Kennzahl stieg vor dem ersten Wahlgang sprunghaft an und erreichte Ende November mit plus fünf den besten Wert aller FPÖ-Politiker. Der Index von Heinz-Christian Strache hingegen liegt konstant unter null. Seit Hofers Popularität steigt, sinkt sein Wert besonders stark und liegt momentan bei minus 13 Punkten.

Unerwünschte Kommentare

Unter freiheitlichen Unterstützern wird das, was in der Freiheitlichen Partei noch zu denken verpönt ist, längst ausgesprochen. Schon am Wahlabend häuften sich auf der Facebook-Seite von Heinz-Christian Strache Kommentare, die einen Obmannwechsel anregten. "Definitiv: Strache hat die Partei weit gebracht", stand da etwa, "aber an die Spitze bringt er es nicht, weil er schon mit so vielen Vorurteilen behaftet ist, dass er als Kanzler nie gewählt wird" (siehe links). Wenige Stunden später waren die Kommentare von der Seite gelöscht.

Dabei ist die Analyse nicht falsch: Tatsächlich würden sich SPÖ und ÖVP mit einer von Norbert Hofer geführten FPÖ leichter tun, als damit, Strache, der seit zehn Jahren angriffi ge Oppositionspolitik macht, zum Kanzler oder Vizekanzler zu machen. In der freiheitlichen Parteispitze reagiert man auf derartige Überlegungen verschnupft: "Wir werden uns nicht von anderen Parteien befehlen lassen, wer bei uns Spitzenkandidat wird", sagt Oberösterreichs Manfred Haimbuchner.

Wie groß Straches Rückhalt unter den Funktionären ist, wird sich spätestens beim Bundesparteitag nächstes Jahr zeigen. Der wird vermutlich im Frühling in Kärnten stattfinden. Dort muss sich Strache nach mehr als drei Jahren erstmals wieder der Wahl als Parteiobmann stellen.

Auf Facebook lassen sich bis dahin unerwünschte Kommentare leicht löschen. Aus den Köpfen der Wähler nicht.

Kommentare

Henry Knuddi

also ich werde jetzt eine partei gründen mit den parteinamen *partei-los* zwecks förderung

chchch

Henry Knuddi

der FPÖ-obmann heisst eigentlich kickel und aller mist stammt von diesem .... strache ist eigentlich nur das plakatbild für die wähler, wie der hofer .....

Henry Knuddi

hofer wollte ja nicht präsident werden und somit wurde er es ja nicht, er wollte ja nicht mal antretten und wurde dann gebeten
hofer will nicht parteiobmann werden, er wird dann gebeten ....
(witz)
macht den parteilauser zum FPÖ-obmann, dann wird er FPÖ-lauser
(witz-ende)

Elcordes melden

An den Verfasser dieses Artikel. So einen Schwachsinn und Müll habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Geht es jetzt News nur mehr darum blöd, blöder am blödesten. Dann haben Sie gewonnen.

Testor melden

Warum soll der Artikel blöd sein? Es ist nicht verboten, sich Gedanken darüber zu machen, was die Theaterspieler hinter den Kulissen treiben.

higgs70
higgs70 melden

"Ich bin einer, der kein guter Obmann der FPÖ sein kann." Und dann hat er bei dieser Pressekonferenz noch vom Präsidentenamt abwärts hohe Ämter aufgezählt, die er locker bewältigen würde.
Lustig irgendwie. Ist schon jemand dahintergekommen, warum einer,der einerseits glaubt neun Millionen Österreichern vorstehen zu können, andererseits an der Obmannschaft für 40.000 Hansln scheitern sollte?
Kann er Kickls Handschrift schlechter lesen als Strache, oder was? ;-)))

parteilos melden

Sie sagen es, Amt und Obmann sind wohl nicht vergleichen...ist schon allein in der Tätigkeiten ganz was anders

Ivoir
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Ein Amt zu bekleiden, dass den Wünschen und Forderungen der gesamten Nation gerecht wird, wäre ihrer Meinung nach also ein krasser Unterschied zu einem Parteiobmann? So gesehen, hätt's der Lugner auch getan?

Izmir-Ibel
Izmir-Ibel melden

@Ivoir: Du können lesen Deutsch?

parteilos melden

Als Österreicher sollte man schon wissen, dass ein Amt hoheitliche Aufgaben beinhaltet,im Grunde eine juristische Person deren Ausführung auf Gesetzen und Erlässen begründet ist.
Ein Parteiobmann hat allein schon aus seinen Grundaufgaben keine Gemeinsamkeiten mit einem Amt.
Ich finde es lustig, dass es Menschen gibt die Äpfel und Birnen miteinander vergleichen und dann noch darüber Lachen können

Ivoir
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Warum wählten dann 47% einen Ingenieur ?

Ivoir
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@Izmir-Ibel Besser vielleicht als Sie, wenn andere User anständig diskutieren, sollten Sie nicht dazwischenurinieren dawirmir-Ibel.

higgs70
higgs70 melden

@parteilos
Das klingt jetzt fast so als ob ein Parteiobmann nach dem Motto fuhrwerkt "Tamma wie ma wolln und das freihändig", oder wie soll man das verstehen?

Meine Frage war ja mehr, warum sich jemand nicht dazu in der Lage sieht einem Verein vorzustehen, wohl aber dazu, einem ganzen Staat? A bissi unlogisch, meinens nicht?

parteilos melden

Ma bitte, einen Obmann mit einem Amt zu vergleichen ist absoluter Quatsch. Ein Obmann ist eine Leitfigur, polarisierend und führt den Verein. Eine schwacher Obmann wäre kontraproduktiv und würde aufgefressen.
Ein Amt, Minister, Bürgermeister usw. ist immer öffentlich dem Staat verpflichtend. Was ist daran so schwer zu verstehen? Und ja, ein Amt ist leichter zu führen, da er seine Befugnisse hat.

Testor melden

@ivoir: Zu "Warum wählten dann 47% einen Ingenieur?"
Wegen dieser Frage schweife ich jetzt etwas ab: Es müsste eigentlich heißen "einen Österreich-Ingenieur", denn auf der Ganzen Welt gibt es keinen Ingenieur ohne Hochschulabschluss, nur in Österreich! Ein solcher ist der gescheiterte BP-Kandidat.

parteilos melden

Und wie viele UNI Absolventen gibt's, die einen Staatsbetrieb nach dem anderen in den Ausgleich geschickt haben? Oder glauben sie wirklich, nur weil man "nur Ingenieur" ist, dass man nichts auf die Reihe bekommt?
Was machen sie den beruflich?

Ivoir
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@parteilos Interessant wie schnell man den Faden verliert. Mein Post war eine Antwort auf Ihren. Zitat:....", dass ein Amt hoheitliche Ausgaben beinhaltet, im Grunde eine juristische Person deren Ausführung auf Gesetzen u. Erlässen begründet ist." Von mir aus kann auch der Fensterputzer vom Donauturm BP werden.

Nudlsupp melden

@parteilos: Ich bitte Sie, mir die Frage nach den Staatsbetrieben im Ausgleich zu beantworten. Das würde mich wirklich interessieren. Ihrer Aussage nach, müssten das ja einige sein. Ich kann das aber nicht so ganz nachvollziehen. Vielleicht wären Sie so freundlich meiner Bitte nachzukommen. Vielen Dank

parteilos melden

Länder, Gemeinden, Asfinag, ÖBB, Öebs, ORF, GB-Tochter, Voest alpine, Austria Tabak oder Austrian Airlines, Voest-Tochter Intertrading um einige zu nennen. Wenn ich die Zahlen von 2013 noch richtig im Kopf hab, sprechen wir damals von ca 40% des BIP. Banken sind da natürlich an erster Stelle. Nachdem jetzt keine Ausfallbürgschaften mehr erteilt werden dürfen wird die Summe schon kleiner geworden..

giuseppeverdi melden

Ja Ivoir, der behaarte Bruder auf der Palme mit der Banane im Maul hätte das auch so gesagt!

Ivoir
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Wie bist Du denn ins Internet gekommen, haben Deine Wärter wieder geschlafen? Und? den VdB-Sieg schon verarbeitet?

Ivoir
Ivoir melden

Wußte auch nicht, dass Du einen behaarten Bruder auf einer Palme hast, vielleicht lädst Du ihn einmal zum Schnitzel ein?

Henry Knuddi
Henry Knuddi melden

lieber parteilauser, ein verein, bzw. partei ist staatsverpflichtet, hält sich der verein(partei) nicht korrekt zum staat wird er verboten (wie seinerzeit NDP)

somit ist es kein unterschied zwischen amtl. personen und parteivorstand.
hc ist ja auch ein beamter in weitesten sinne (abgeordneter) und parteiobmann.

parteilos melden

Wir sprachen auch von einem Parteiobmann und nicht von einem Vereinsobmann, dazu kommt, dass ein Verein absolut nichts mit einer Partei zu tun hat.

Und HC ist ein Beamter????????? Welcher den? Und im weitesten Sinn ein Abgeordneter?lach Stellen sie sich vor, er ist sogar ein Abgeordneter, so weit ist es nicht.
Im Blödsinn und Unsinn schreiben sind sie einsame SPITZE!
Morgenwitzler Danke!

Testor melden

@parteilos: Die Kärntner Freiheitlichen z. B sind nach dem Vereinsgesetz als Verein konstituiert sowie als politische Partei nach dem Parteiengesetz. Bitte nachschauen , wie es bei der Bundespartei der FPÖ geregelt ist. In Kärnten ist der Vereinsobmann der Freiheitlichen in Personalunion auch Parteiobmann.

parteilos melden

Die Rechtspersönlichkeit erreicht eine Partei erst dann, wenn sie ihre Tätigkeiten, Regeln usw. öffentlich kundmacht. Diese innerliche Strukturierung hat aber keinen Einfluss auf deren Grundstruktur, die einzig allein auf dem Grunde des Parteiengesetzes basiert. Diese konstituierte Partei kann zwar ohne Vereinsgesetze auskommen, braucht das Parteiengesetz um als Rechtsträger anerkannt zu werden.

parteilos melden

Ich denke, dass war auch der Ausgangspunkt. Wie jeder seine innerliche Organisation umsetzt ist einzig eine private Entscheidung.
Ich lasse mich natürlich belehren, lieber Herr Testor.....

Henry Knuddi
Henry Knuddi melden

vereine sind parteien im weitesten sinne - sind am gleichen ort zu erstellen - eine partei bekommt eine förderung, ein verein nicht.
registriert werden beide bei bundespolizei im gleichem zimmer in wien und beide haben den selbigen vordruck, der dann eigereicht wird ....
übrigens es gibt über 100 parteien in AT

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