Ingrid van Bergen
feiert 85. Geburtstag

Die Schauspielerin hat nicht nur den Knast, sondern auch das Dschungelcamp überlebt

Rosen für den Staatsanwalt und viel später dann die Dschungelkrone - Schauspielerin Ingrid van Bergen kann auf ein wechselvolles Leben zurückblicken. In den 50er und 60er Jahren gehörte die Blondine mit dem herben Charme zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen, drehte mit Robert Mitchum, Kirk Douglas und William Holden. Am 15. Juni wird sie 85 Jahre alt.

von Dschungelkönigin Bergen © Bild: RTL

Ingrid van Bergen machte Kabarett auch bei den Berliner "Stachelschweinen", drehte für Kino und Fernsehen. Als Pensionsbesitzerin Lissy Flemming in der Nachkriegssatire "Rosen für den Staatsanwalt" gelang van Bergen 1959 ihr wohl größter Erfolg. Sie stand auch für Edgar-Wallace-Verfilmungen vor der Kamera und war 1960 in "Wir Kellerkinder" von Wolfgang Neuss zu sehen.

Heute lebt van Bergen zurückgezogen in der kleinen niedersächsischen Gemeinde Eyendorf südlich von Hamburg. Sie hat Höhen erlebt und erschreckende Tiefen. Der Vater fiel im Zweiten Weltkrieg, auf der Flucht wurde sie als 13-Jährige vergewaltigt. Nachdem van Bergen 1977 ihren Geliebten erschossen hatte, saß sie mehrere Jahre im Gefängnis wegen Totschlags im Affekt, 1990 starb eine ihrer beiden Töchter mit 26 Jahren an Krebs.

»Durch alle diese Dinge wird man immer stärker, aber im Wesentlichen habe ich mir meine Charakterstärke aus der Kindheit bewahrt.«

"Durch alle diese Dinge wird man immer stärker, aber im Wesentlichen habe ich mir meine Charakterstärke aus der Kindheit bewahrt", sagt die Frau mit der rauchigen Stimme und dem klaren Blick. Ihre Kindheit in Ostpreußen hat die 1931 in Danzig geborene van Bergen geprägt. "Mein Herzenswunsch war immer ein Bauer, der mir neun Kinder und das Theater ermöglichen würde", sagt sie. "Das hat der Krieg kaputt gemacht, alles kam anders."

Früh fand sie zur Schauspielerei: "Ich war in der Hitlerjugend in einer Spielschar. Wir haben auch für Landser auf Heimaturlaub gespielt." Damals sei ihr bewusst geworden, dass sie Talent habe. "Da habe ich gedacht: Da mache ich doch das, was ich kann." Der Beruf sei sehr vielfältig, betont sie: Hörspiel, Theater, Film, Fernsehen, Synchronisierungen und Kabarett - und Ingrid van Bergen hat alles gemacht, am liebsten Kabarett.

»Ich habe seit 1977 nie wieder engeren Kontakt mit einem Mann gehabt als einen Handschlag - ich habe gesehen, wo das hinführen kann.«

Sie hat sechs Ehen hinter sich - "drei mit Trauschein und drei ohne", sagt sie - doch heute lebt sie allein mit drei Hunden, drei Katzen und einem andalusischen Hengst. "Ich bin seit 1977 Single", erzählt Ingrid van Bergen. "Ich habe seither nie wieder engeren Kontakt mit einem Mann gehabt als einen Handschlag - ich habe gesehen, wo das hinführen kann." Damals hat sie aus Eifersucht ihren Geliebten erschossen. "Damals war ich völlig außer Kontrolle", sagt sie heute.

Der Prozess fand in München statt, das Interesse der Öffentlichkeit war gewaltig. Die Zeit im Gefängnis habe auch ihre guten Seiten gehabt, meint van Bergen. "Da konnte keiner rein und mir blöde Fragen stellen", sagt sie. "Eine Zeit lang habe ich mich wirklich nach dem Knast zurückgesehnt." Sie habe damals ein Buch geschrieben und unglaublich viel Post bekommen. "Ich hatte viel zu tun."

"Ich war im Film oft der Vamp", sagt van Bergen. Aber das Bild, das viele von ihr hatten, sei falsch, betont sie, während sie fast ungeschminkt den Fotografen völlig uneitel durch den Garten hinter der umgebauten Scheune führt, in der sie mit ihren Tieren lebt. "Ich bin eine gute Hausfrau, koche gern und mache gern Gartenarbeit." Der Zufall habe sie nach Eyendorf geführt. "In Bayern habe ich nichts gefunden - und die Lüneburger Heide ist doch ein sehr schöner Ort."

Nach ihrer Entlassung aus der Haft 1982 bekommt sie zunächst nur wenige Engagements, spielt vorwiegend in Fernsehserien einzelne Episodenrollen, immer wieder ist sie in Talkshows zu sehen. Klar und gerade gibt sie Antwort, auch kurz vor ihrem 85. Geburtstag. Mancher Satz könnte einen hartgesottenen Seemann erröten lassen, sie ist von respekteinflößender Geradlinigkeit. Toleranz und Aufrichtigkeit seien ihre wichtigsten Eigenschaften, sagt sie.

»Das Dschungelcamp war toll, das würde ich sofort nochmal machen.«

Am Kammertheater Karlsruhe ist sie noch 2011 oben ohne als lebenslustige Alte in "Harold und Maude" zu bewundern, zwei Jahre zuvor wurde sie "Dschungelkönigin". Als Siegerin der RTL-Show "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" wird sie auch jüngeren Zuschauern bekannt. "Das Dschungelcamp war toll, das würde ich sofort nochmal machen", schwärmt die Schauspielerin sieben Jahre später.

Dschungelkönigin Bergen
© RTL Dschungelkönigin Ingrid van Bergen

Im Dschungel hat sie Känguruhoden heruntergewürgt, obwohl sie schon Vegetarierin war. "Ich bin eine Vegetarierin auf dem Weg zur Veganerin. Mir schmeckt es einfach nicht", sagt sie, während ihr Mops Hoppediz neben dem Gartentisch auf Leckereien wartet. "Was mir gefällt: Tiere sind immer unschuldig. Sie töten aus Hunger und Instinkt, wir können von Tieren sehr viel lernen." Sie sei in der Tierschutzpartei und habe auch schon vor Schlachthöfen demonstriert.

»Ich bin am liebsten allein auf der Bühne.«

Über die Jahre habe sie zum Buddhismus gefunden, berichtet van Bergen. "Die Friedfertigkeit hat mich gelockt; das Christentum war mir zu gewalttätig." Und was wünscht sie sich noch beruflich? "Ich würde gern noch eine Theaterrolle spielen", sagt van Bergen. Am liebsten noch einmal die "Klatschmohnfrau", ein Einpersonenstück über die späte Liebe zwischen zwei alten Menschen. "Ich bin am liebsten allein auf der Bühne", sagt sie zum Schluss.

Kommentare