In Neapel verdient jeder Zehnte durch Camorra: Jugendliche als Drogendealer

Filmreife Zustände in Italien: Blutige Bandenkriege Penisonisten verstecken Kriminelle & verdienen 150 €

Zehn Prozent der Bevölkerung in Neapel verdient direkt oder indirekt an der Camorra. Dies erklärte der neapolitanische Steuerberater Umberto De Gregorio nach Angaben der Zeitung "La Repubblica". Am Wochenende hatte Innenminister Giuseppe Pisanu vor der zunehmenden Macht der Camorra gewarnt, die in Neapel Brotgeberin hunderter Personen sei.

"Zwischen 25 und 33 Prozent des Umsatzes wird in Neapel schwarz generiert. Es ist logisch, dass ein Teil dieses Schwarzgelds dank der Camorra erwirtschaftet wird", meinte Ugo Marani, Leiter des Instituts für wissenschaftliche und soziale Studien in Neapel. Jugendliche würden als Drogenhändler eingesetzt. Frauen und Pensionisten versteckten Kriminelle vor der Polizei in ihren Wohnungen und würden auf diese Weise bis zu 150 Euro pro Tag verdienen.

"Dies ist eine schwierige Phase, in der die ehrlichen Bürger von Neapel erschrocken schweigen. In mehreren Stadtvierteln gibt es Jugendliche, die von einem Tag zum anderen mit teuren Sportautos auftauchen, kostspielige Kleider tragen und viel Geld in der Tasche haben. Wenn man das sieht, begreift man sofort, in welchen Kreisen sie verkehren", meinte der neapolitanische Schriftsteller Peppe Lanzetta.

Seit Anfang des Jahres wurden zehn Personen im Mafia-Milieu ermordet. Im vergangenen Jahr waren es 136. Seit Monaten tobt ein blutiger Bandenkrieg der Camorra. Die so genannten Abtrünnigen versuchen, sich vom mächtigen Di Lauro-Clan abzuspalten.

Die Bürgermeisterin von Neapel, Rosa Russo Jervolino, reagierte auf die Worte des Ministers über die Camorra als Brotgeber in der Vesuvstadt empört. "Rom hat aus Spargründen die finanziellen Mitteln zur Bekämpfung der Mafia gekürzt. Statt uns das notwendig Geld zur Verfügung zu stellen, um einen gravierende Notstand zu bewältigen, werden uns die Finanzierungen gekürzt", so Jervolino.
(apa/red)