Imperium im Namen der Dose

Diese Vielfalt an Medien eint Mateschitz' Red Bull Media House unter seinem Dach

Am Dienstag gab Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz bekannt, dass ServusTV den Betrieb aufgibt. Der Sender sei "wirtschaftlich untragbar geworden", so die Begründung für den drastischen Schritt. Am Mittwoch gab der Konzern bekannt, dass der Sender doch weitergeführt wird, weil es keinen Betriebsrat gegen wird. ServusTV ist nur eine von vielen Marken von Mateschitz' Medien-Imperium. Wir zeigen auf, welche Vielfalt an Medien das Red Bull Media House unter seinem Dach eint.

von
Fakten - Imperium im Namen der Dose

Mit einem Umsatz von 51,45 Millionen Euro (2014) und rund 900 Mitarbeitern unter seinem Dach zählt die Red Bull Media House GmbH zwar nicht zu den größten Medienunternehmen im Land, allerdings zu den jüngsten und aufstrebendsten. Umso schmerzlicher wäre für das 2007 eingetragene Unternehmen mit Sitz im Salzburger Wals die Einstellung seines österreichischen Fernsehsenders Servus TV gewesen.

Vom Exoten zum Qualitätssender

Alleiniger Gesellschafter des Red Bull Media House ist der Energy Drink-Multi Red Bull, der seit Jahren immer stärker auch zur Medienmarke wurde. Unter seinem Dach hat Konzern-Chef Dietrich Mateschitz seine verschiedenen Medienbeteiligungen und -neugründungen gebündelt. Der Strauß ist bunt, exklusiv und unterscheidet sich vom Geschäftsmodell zumeist recht deutlich von herkömmlichen Medienunternehmen, in deren Revier Mateschitz wildert. Servus TV ist es seit seiner Inbetriebnahme am 1. Oktober 2009 gelungen, vom Exoten zum etablierten Qualitätssender aufzusteigen.

Neben ServusTV hält die Red Bull Media House GmbH laut Website noch zwei weitere Fernseh-Marken: Die digitale Plattform Red Bull TV und den Doku-Produzenten Terra Mater Factual Studios. Im Print-Bereich setzt man mit den Formaten "The Red Bulletin", "Servus in Stadt & Land", "Terra Mater", dem "Seitenblicke"-Magazin, "#ICH" und "Bergwelten" auf Hochglanz-Information. Die Frequenz des "Seitenblicke Magazins" wurde erst im März von 14-tägig auf monatlich heruntergestuft.

App- und Online-Angebot ausgebaut

Deutlich ausgebaut wurde in den vergangenen Jahren das App- und Online-Angebot. Zudem versucht Mateschitz mit "Red Bull Records", "Red Bull Music Publishing" und dem "Red Bull Music Academy Radio" im Musikmarkt Fuß zu fassen.

Selbst bezeichnet sich das Red Bull Media House auf seiner Website als "multi-platform media company" mit dem Schwerpunkt auf Sport, Kultur und Lifestyle. Dabei wird nicht nur auf gängige Medienproduktion gesetzt, auch Inhalte werden vertrieben. Der Zielmarkt ist - wie die berühmte Dose - die ganze Welt: So ist das Männer-Lifestyle-Magazin "The Red Bulletin" mit einer Auflage von zwei Millionen Stück im Monat Zeitungen in Österreich, Frankreich, Deutschland, Irland, Mexiko, Südafrika, der Schweiz, Großbritannien, den USA und Südkorea beigelegt.

Das Team des Red Bull Media House

Neben Mateschitz ist seit der Gründung am 8. August 2007 der frühere ORF-Technikdirektor Andreas Gall Geschäftsführer der Red Bull Media House GmbH. Im Dezember 2011 stieß Christopher Reindl zum Team. Einen Kurzauftritt gab es 2011 von Horst Pirker. Der ehemalige Styria-Vorstand und nunmehrige Vorstandschef der Verlagsgruppe News (VGN) schied allerdings aus familiären Gründen nach neun Monaten wieder aus.

Im Firmenbuch wird der Umsatz für das Jahr 2014 mit 51,45 Mio. Euro beziffert, im Jahr davor waren es 37,57 Mio. Euro. Beschäftigte im Konzern allein: 272 Mitarbeiter. Im österreichischen Medienhäuser-Ranking, das jährlich von "Standard"-Redakteur Harald Fidler erstellt wird, scheint das Unternehmen auf Platz 16 auf.


+++ EIN BLICK ZURÜCK +++


So positionierte sich ServusTV

Der Regionalsender Salzburg TV, einst gegründet vom Fernsehpionier Ferdinand Wegscheider, gehörte am 1. Jänner 2007 offiziell der Mediengruppe von Mateschitz. Und da der Red-Bull-Boss im allgemeinen nicht zu kleckern beliebt, rechneten Branchenkenner mit Großem.

Im Herbst 2009 schließlich startete der Sender mit dem Namen Servus TV in ein neues Leben. "Niveauvolle Unterhaltung" mit starker regionaler Schlagseite war die Devise. Nicht auf Film- und Serienware setzte man, sondern auf einen öffentlich-rechtlichen Anstrich mit Wohlfühl-Faktor unter dem "Heimat"-Motto. Man ging mit einer Mischung aus Dokumentationen, Information und Kultur on air, mit Gesprächsrunden und Naturfilmen. Für Letztere angelte sich das Red Bull Media House zwei Jahre später auch die "Universum"-Macher, die fortan unter der Marke "Terra Mater" Flora und Fauna filmten.

Wechsel in der Führungsriege

2010 wechselte Martin Blank, davor Puls 4, nach Wals und führte den Sender bis diesen Frühling als Geschäftsführer. Im April gab es eine größere Rochade. Blank ging, auch der frühere Burgtheater-Direktor und interimistische Servus-Programmdirektor Matthias Hartmann gab die Programmagenden ab. Harald Maier übernahm die Kaufmännische Leitung. Als Intendant kehrte Wegscheider an die Senderspitze zurück. Schon 2014 hatte er wieder angeheuert, als Ressortleiter Information und Aktuelles.

Immer wieder holte sich der Sender renommierte Namen vor und hinter die Kamera, die personelle Fluktuation blieb aber hoch. Gute Noten erhielt Servus TV von den Kritikern für seine Formate wie "Talk im Hangar 7", Dokus und die TV-Information. Für eine Kooperation mit der Journalistengruppe "Dossier" gab es 2014 den Robert-Hochner-Preis.

Kooperation mit der "Kronen Zeitung

Auch, dass der Red-Bull-Sender Sport ins rechte Licht zu rücken wusste, überraschte wenig. Mit gemischten Gefühlen nahm die Medienbranche die Kooperation mit der "Kronen Zeitung" auf, mit der man beim Bundesländer-Magazin "Servus Krone" kooperierte und dafür eine Programmseite täglich im Kleinformat erhielt.

Kein durchschlagender Erfolg war das Morgenmagazin - "Servus am Morgen" brachte es 2015 auf 3,5 Prozent Marktanteil, weit hinter dem "Cafe Puls" von Blanks früherem Arbeitgeber. 2015 wurde die Frühschiene auf zwei Stunden verkürzt.

Gute Kritik, schlechte Quoten

Überhaupt, die Quoten - da kam ServusTV nie so richtig vom Fleck. 2012 übersprang man erstmals die Ein-Prozent-Marke beim Marktanteil (Zielgruppe ab zwölf) auf 1,2 Prozent. 2013 und 2014 waren es 1,5 Prozent und 2015 1,7 Prozent. Über 2 Prozent im Monatsschnitt gab's nicht allzu oft - etwa, wenn Felix Baumgarter für Red Bull aus dem Weltall auf die Erde sprang.

Ob das reichte, um Red-Bull-Chef Mateschitz zufriedenzustellen, bezweifelte so mancher, öffentliche Äußerungen dazu gab es nicht. Den Redseligkeit ist seine Sache bekanntlich nicht, er lässt sich nie in die Karten schauen, was die Strategien für sein mittlerweile weitverzweigtes Imperium angeht. Dass er auch schon mal spontan agiert, ist allerdings auch bekannt und wurde mit dem Hin und Her bezüglich der Einstellung von Servus TV einmal mehr unter Beweis gestellt.

Kommentare

Oliver-Berg

Servus TV hat Qualität, was man bei ATV und Puls 4 nur eingeschränkt behaupten kann. In einer Welt die in Trivialität und von medialen Entgleisungen geprägt ist, ist es schwer einen Qualitätssender zu positionieren.

Seite 1 von 1