ÖVP-Politiker im "Nazi-Keller"

Gemeinderäte in Ulrich Seidls neuem Film "Im Keller" zu sehen - Sofortiger Rücktritt

von Trailer zu Ulrich Seidls Film "Im Keller" © Bild: YouTube/Screenshot Filmtrailer/Stadtkino Filmverleih

"Beide haben sich ausdrücklich und aus tiefster Überzeugung vom NS-Gedankengut distanziert. Mit ihrem freiwilligen Austritt möchten sie verhindern, dass die Gemeinde oder die Partei Schaden nimmt", teilte Bezirksparteiobmann Christian Sagartz in einer Aussendung mit. Für Landesparteiobmann Franz Steindl haben die beiden damit "ausdrücklich Konsequenzen gezogen. Damit ist für die ÖVP Burgenland die Angelegenheit beendet", so Steindl.

Blümel fordert Rücktritt

Aufgedeckt wurde die Affäre am Donnerstagabend in einer Sendung von Puls 4. Anschließend forderte u.a. ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel in einer Aussendung die Rücktritte der beiden. Auch Landesparteiobmann Franz Steindl verlangte Konsequenzen, zeigte sich laut der Grünen Landessprecherin Regina Petrik in einem ORF-Interview mit der Aussage "Wenn es sich um nationalsozialistische Wiederbetätigung handelt, dann müssen Konsequenzen gezogen werden" ihrer Ansicht nach "zu wenig" aufgeregt. "Das finde ich als Abgrenzung erschreckend bedürftig und es überrascht mich sehr unangenehm", meinte Petrik.

Auch von der Sozialistischen Jugend kam heftige Kritik: "Es ist wirklich bedenklich, wenn PolitikerInnen Männerrunden in Kellern voll mit Devotionalien aus der Zeit des Nationalismus als 'feucht fröhliche Musikerprobe' abtun", so der Bezirksvorsitzende Martin Giefing Donnerstagabend in einer Pressemitteilung.

Politiker legen Mandat zurück

Der ÖVP-Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Marz (Bezirk Mattersburg), Gerald Hüller, teilte Freitagfrüh schließlich mit, dass die beiden ihr Gemeinderatsmandat zurückgelegt haben: "Aus tiefster Überzeugung distanzieren wir uns hiermit inhaltlich von jeglichem NS-Gedankengut und Gräueltaten. Um weiteren Schaden für die Gemeinde und die Partei zu verhindern, haben wir uns aus freien Stücken entschlossen mit sofortiger Wirkung von unserem Gemeinderatsmandat zurückzutreten. Es war ein Fehler an so einem Dreh teilzunehmen", so die beiden betroffenen Gemeinderäte unisono. "Zum Zeitpunkt der Filmaufnahmen im Jahr 2009 waren wir nicht Mitglieder des Gemeinderates", erklärten die beiden schriftlich.

"Wir brauchen keine Zurufer von außen. Wir haben selbst erkannt, dass die Darstellung im Dreh verheerende Schlüsse zulässt und dass die Verantwortung für dieses Fehlverhalten übernommen werden muss. Wer die beiden Gemeinderäte und auch die übrigen Beteiligten kennt, weiß um die verzerrte Darstellung in diesem Dreh. Die Musiker haben sich bedauerlicherweise für eine Filmszene, die vor dem Hintergrund von NS-Devotionalien spielt zur Verfügung gestellt", so der Ortschef in der Pressemitteilung.

Affäre für Steindl vom Tisch

Nachdem auch Steindl Freitagvormittag "weitere Schritte" überlegte, wurde schließlich kurz darauf der freiwillige Austritt aus der Partei und somit auch aus sämtlichen Teilorganisationen bekannt gegeben. Die Affäre ist somit zwar innerhalb der Partei - laut Steindl - vom Tisch, allerdings läuft bereits ein "umfassendes Ermittlungsverfahren" - und zwar gegen alle fünf im Ulrich-Seidl-Film "Im Keller" agierenden Personen bei der Staatsanwaltschaft Eisenstadt. Ermittelt werde wegen des Verdachts nach Paragraf 3g Verbotsgesetz, der landläufig als Wiederbetätigung bezeichnet wird, teilte Sprecherin Magdalena Wehofer mit.

Bereits vor etwa eineinhalb Wochen wurde Anzeige erstattet. Nach Prüfung dieser Anzeige sei nun das Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Nähere Details könne man nicht nennen, so Wehofer. ÖVP-Bundesparteichef Reinhold Mitterlehner wollte die Causa nicht weiter kommentieren: "Das ist eine Angelegenheit der ÖVP Burgenland."

Die Grüne Landessprecherin Regina Petrik kritisierte in einer Aussendung u.a. auch Steindl, weil dieser im Interview erklärte "Wenn es sich um nationalsozialistische Wiederbetätigung handelt, dann müssen Konsequenzen gezogen werden". Für Petrik sei das "zu wenig". "Das finde ich als Abgrenzung erschreckend bedürftig und es überrascht mich sehr unangenehm."

Für Mitterlehner "sehr problematisch"

ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner hat sich am Freitag klar von den beiden bereits zurückgetretenen burgenländischen Gemeinderäten, die in Ulrich Seidls Film "Im Keller" umgeben von Nazi-Devotionalien zu sehen sind, distanziert. "Die Angelegenheit ist eine sehr, sehr problematische", sagte er nach dem Parteivorstand am Freitag.

"Wir haben mit derartigem Gedankengut nichts, aber auch gar nichts am Hut", sprach Mitterlehner für seine Partei. Er betonte auch, dass die beiden Männer sofort die Konsequenzen gezogen hätten und Parteimitgliedschaft sowie ihre Funktionen zurückgelegt hätten.

Kommentare

hier bekommt der Begriff 'Kellernazi' eine neue Bedeutung.

Wenn der Burgenländische ÖVP Vorstand allen Ernstes mein, " man muss prüfen ob wegen Wiederbetätigung gegen die ÖVP Gemeinderäte ermittelt werden sollte", nennt man das Ablenkung. Nein Herr Steindl! Das ist kein Strafbestand! Das ist ganz einfach nur grenzenlose Dummheit...........Eigentlich unfassbar, wie man ohne politische Bildung zum ÖVP Gemeinderat wird.........Darüber sollte Herr Steindl nachdenken als den Staatsanwalt auf seine Gesinnungsgemeinschaftskollegen zu schicken!

Hubert Kobylinski

Auch von der Sozialistischen Jugend kam heftige Kritik: "Es ist wirklich bedenklich, wenn PolitikerInnen Männerrunden in Kellern voll mit Devotionalien aus der Zeit des Nationalismus als 'feucht fröhliche Musikerprobe' abtun" - Das war die Zeit des NationalSOZIALISMUS..

wintersun melden

Verstehe ich nicht.

Möglichkeit 1:
Waren das jetzt einfach ein paar Personen welche sich als Schauspieler in der Rolle von Nazis zur Verfügung gestellt haben - und damit ganz einfach öffentlich falsche Schlüsse gezogen werden weil 2 von Ihnen im echten Leben Politiker sind?

Warum sollte dann ein Verfahren wegen Wiederbetätigung eingeleitet werden? Ist doch nur gestellt.

Möglichkeit 2:
Oder sind das echte Nazis welche sich bei einem ihrer privaten Treffen filmen haben lassen und die 2 Politiker sehen nun ein dass das ein Fehler war?

Wer wäre so dumm sich bei so einem Treffen filmen zu lassen?

Vielleicht kann mich jemand aufklären.

naklaro melden

Das ist sehr wohl ein Problem das man versucht Menschen für solche dinge zu werben!

wintersun melden

Wie meinen's? Also dass man Schauspieler für solche Szenen anwirbt?

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