Die ganze Wahrheit über die Hypo

Wer hat versagt, wer profitiert und wer am Ende noch kassiert. NEWS hat die Fakten.

von firmenzentrale de rHypo Alpe adria in Klagenfurt © Bild: Trend /Prohaska Rene

Ganz Österreich stellt sich nun die entscheidenden Fragen: Wie hat es so weit kommen können? Wieso gab es keine Kontrolle, die das Desaster verhindert hat? Wer hat das Milliardengrab verursacht? Und wer hat jetzt das Geld der österreichischen Steuerzahler? NEWS hat aus hunderten Aktenseiten und dutzenden Aussagen die teilweise überraschenden Antworten auf die drängendsten Fragen recherchiert.

Rasantes Wachstum.

Ganz oben auf der Liste der Hypo-Schuldigen steht bekanntermaßen der frühere Parteifreund des jetzigen FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache, Kärntens verstorbener Landeshauptmann Jörg Haider. Der fand es nicht nur praktisch, wenn seine Hausbank Kredite für Projekte zur Verfügung stellte, sondern kassierte auch noch Provisionen für jene Haftungen, für die das Land Kärnten ohnehin niemals gerade stehen konnte.

Die Bank hat unter Vorstandsdirektor Wolfgang Kulterer den Weg von einer wackeligen Regionalbank zur sechstgrößten Bank des Landes gemacht. Die Bilanzsumme war Ende 2005 auf 24,2 Milliarden Euro angewachsen. Haider war es recht, bekam er doch über die Hypo Bank seine Polit-Show finanziert.

Nur die halbe Wahrheit.

Die Schuld für das aktuelle Debakel Kulterers Expansion und Haiders Begehrlichkeiten anzulasten, ist weniger als die halbe Wahrheit. Betrachtet man die nackten Bilanzzahlen, so wurde die Hypo-Orgie erst richtig gefeiert, als die Bayerische Landesbank das Ruder 2007 übernommen hat. Es waren die Boom-Jahre der Finanzwirtschaft, in der mit den höchsten Boni für Investmentbanker herumgeworfen und Finanzpapiere erfunden wurden, die zur bislang größten globalen Finanzkrise geführt haben. Und die Manager der Landesbank von Bayern, so schien es, wollten sich zu den Königen dieser von Gier gezeichneten Ära krönen.

Die Hauptrolle haben die Bayern dabei ihrer neuen Tochter, der Hypo Alpe Adria, zugedacht. Die Kärntner Bank sollte am Balken um jeden Preis die Führungsrolle übernehmen und ausbauen. Dieses Kunststück ist unter dem Vorstandsvorsitz von Tilo Berlin auch gelungen. Die Bilanzsumme stieg Ende 2008 auf unglaubliche 43,3 Milliarden Euro. Erkauft wurde dieses Wachstum durch Kredite und Leasing-Geschäft, bei dem das Risikomanagement aus heutiger Sicht nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben dürfte.

Wer die Milliarden hat.

An den Krediten, die damals so locker vergeben wurden, würgt die Bank noch heute und wäre ohne Hilfe des Steuerzahlers längst daran erstickt. NEWS liegt eine bankinterne Aufstellung der größten Problemkredite vor. Es handelt sich um über zwei Dutzend Projekte und Firmen, die im Jahr 2007 bereits eine Kreditsumme von insgesamt 1,6 Milliarden Euro verschlungen haben. In den beiden Folgejahren wurden eben diese Kreditnehmer nochmals kräftig mit frischem Geld zugeschüttet. Ende 2009 belief sich das gesamte Kreditvolumen dieser Projekte auf knapp 2,5 Milliarden Euro.

Die Freude über diese Geschäfte währte jedoch nicht lange. Schon 2011 zeigte sich die ernüchternde Bilanz: Die Hypo musste alleine aus dieses Fällen rund 830 Millionen Euro wertberichtigen. Das war schmerzlich und bilanzwirksam. Die österreichischen Steuerzahler mussten als Retter einspringen.

Das Geld haben all jene, die mit diesen Projekten gute Geschäfte gemacht haben oder die ihre Kredite um wesentlich weniger Geld zurückgekauft haben. In letzterem Fall ist das Geld ganz sicher futsch.

Unter den Problemfällen der Bank finden sich so prominente Tourismusprojekte wie das kroatische Villenressort "Skiper“, das vom Geschäftsmann Miro Oblak maßgeblich vorangetrieben wurde. Die Hypo fühlt sich heute bei diesem Projekt übervorteilt und hat Anzeige erstattet. Auch gegen Oblak wird ermittelt, wobei sein Anwalt Wolfgang Moringer die Anschuldigungen als "falsch“ bezeichnet. Diese würden "erkennbar dazu dienen“, das Versagen der Bank zu kaschieren. Wie viel Oblak an dem Projekt verdient hat und ob er sich selbst als Hypo-Profiteur sieht, wollte der Geschäftsmann nicht beantworten.

Prominente Tourismus-Gruppe.

Schweigsam gab sich auf NEWS-Anfrage auch die Falkensteiner Michaeler Tourismus Gruppe, die mit Projekten der Hypo am Balkan kräftig gewachsen ist. Warum sich gemeinsame Projekte der Gruppe mit der Hypo und die Tourismus Gruppe selbst unter den Problemfällen der Hypo befindet, wollte man nicht beantworten. Fakt ist, dass ein Kredit über rund 160 Millionen Euro bankintern um knapp 60 Millionen Euro wertberichtigt wurde. Kurios ist in diesem Zusammenhang der Umstand, dass eben jene Falkensteiner Michaeler Tourismus Gruppe heute das Schlosshotel Velden betreibt, das einst das Vorzeigeprojekt der Hypo Alpe Adria war. Die Hypo hatte insgesamt rund 160 Millionen Euro in den aufwendigen Um- und Zubau gesteckt. Schlussendlich musste sie es um 46,5 Millionen Euro an Investor Karl Wlaschek verkaufen. Unterm Strich bleibt ein bereits realisierter Verlust von gut 110 Millionen Euro. Auch das hat der Steuerzahler zu tragen. Freuen kann sich Wlaschek über das Schnäppchen.

Millionen für Berlin & Co.

Die Liste der faul gewordenen Kredite ist lang und spiegelt die Gier der Eigentümer nach Wachstum wider. Genau das war in den meisten Finanzinstituten auch die Messgröße zur Berechnung der "variablen Gehaltsbestandteile“, wie die unverschämt hohen Bonuszahlungen in den Bilanzen gerne verschämt genannt werden.

Tilo Berlin war als Hypo-Boss nicht nur mit dem Vertrauen der Bayern, sondern auch einem üppigen Salär ausgestattet. Als Fixum bezog der Banker 650.000 Euro Jahresgage, wobei Bonuszahlungen noch nicht eingerechnet sind.

Die ganze Story finden Sie im aktuellen NEWS in Ihrem Zeitschriftenhandel oder als E-Paper Version.

Kommentare

Lückenlose Aufklärung - bitte diese Petition unterschreiben:

http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/PET/PET_00010/index.shtml#tab-Zustimmungserklaerung

Seite 1 von 1