Hunde können mehr als nur bei Fuß: Projekt
Canis über so genannte "Servicehunde"

Ausbildung und Einsatzgebiete für tierische Helfer Welche Hunde sind als Servicehund denn geeignet?

Hunde können mehr als nur bei Fuß: Projekt
Canis über so genannte "Servicehunde"

Therapie- und Besuchshunde unterstützen in erster Linie durch ihre Anwesenheit. Das Feld der Therapiehunde ist unglaublich groß, sie werden in Kindergärten, Heimen, physiotherapeutischen Praxen und Suchtkliniken eingesetzt, um nur einen kleinen Bereich der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zu nennen.

Ausbildung und Einsatzgebiete
Die ersten Blindenführhunde wurden bereits nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland ausgebildet, viele von ihnen waren ehemalige Sanitätshunde. Der Blindenführhund ist ein sogenannter "Verkehrsmanager", er sucht auf Zeichen Ampeln und Zebrastreifen, zeigt Geschäfte an, findet Briefkästen oder Telefonzellen und führt seinen Besitzer auf "Wunsch" direkt nach Hause.

Der Blindenführhund muss auf Gefahren (zum Beispiel Baustellen, Treppen) aufmerksam machen und diese auf Kommando eigenständig umgehen. Ist die Durchgangshöhe zu niedrig (zum Beispiel Bäume) oder zu schmal, muss er seinen Besitzer darauf aufmerksam machen. Heruntergefallene Gegenstände hebt er wieder auf.

Hauptaufgabe von Behindertenbegleithunden ist das Aufheben und Bringen von Gegenständen. Weiters befördern diese Hunde in Packtaschen Einkäufe, bedienen Schalter, öffnen und schließen Türen oder ziehen Rollstühle. Wichtig ist die individuelle Ausbildung für die speziellen Bedürfnisse des späteren Besitzers.

LPF-Hunde erlernen lebenspraktische Fertigkeiten, um ihren Bezugspersonen den Alltag zu erleichtern beziehungsweise überhaupt ein eigenständiges Lebens zu ermöglichen.

Zu ihren Aufgaben gehört das Bringen und Aufheben von Gegenständen (Zeitung, Brille, Telefon etc.), das Öffnen und Schließen von Türen und Schubladen, das Bedienen von Lichtschaltern, Aufzugsknöpfen, das Bezahlen beim Einkaufen. Im Notfall muss der LPF-Hund Hilfe holen bzw. einen Alarmknopf betätigen können. Auslöser für die Ausbildung von LPF-Hunden war die immense Anzahl an körperlich versehrten Vietnamveteranen.

Dual-Purpose-Hunde werden für mehrfach-behinderte Menschen ausgebildet, die sowohl im körperlichen als auch visuellen beziehungsweise auditiven Bereich beeinträchtigt sind. Hierzu muss der Hund die Fertigkeiten eines LPF-Hundes und eines Blindenführ- oder Signalhundes erlernen. Diese Ausbildung muss besonders auf den späteren Halter zugeschnitten sein.

Signalhunde informieren ihre Besitzer über wichtige Geräusche, dabei kann es sich um Türglocken, Wecker, Telefon und vieles mehr handeln. Wird der Gehörlose gerufen, meldet das der Signalhund sofort. Im Straßenverkehr muss er auf wichtige Gefahrenquellen hinweisen, zum Beispiel Martinshorn oder Autohupen. Außerdem bringt er heruntergefallene Gegenstände zurück. Signalhunde müssen logischerweise auf Sichtzeichen und Gebärdensprache ausgebildet werden.

Epilepsie- oder Anfallhunde bilden eine große Ausnahme unter den Servicehunden, denn sie müssen von Welpenbeinen an bei ihren späteren Besitzern leben, um die Krampfanfälle ihrer Bezugsperson genau kennen zu lernen. Zum Schutz seines Besitzers lernt der Epilepsie-Hund diesen vor auftretenden Anfällen zu warnen und einen Alarmknopf zu betätigen.

Stützhunde ziehen nicht nur Rollstühle oder apportieren Gegenstände sondern helfen ihren Besitzern, die in der Regel unter Gleichgewichts- oder Bewegungsstörungen leiden, auch durch Stützen, Schieben und Ziehen, damit sich diese zum Beispiel Aufrichten oder Hinsetzen können.

Welche Hunde sind für Ausbildung zum Servicehund geeignet?
Man kann die Eignung sicher nicht an bestimmten Rassen festmachen, vielmehr werden, abhängig vom späteren Einsatzgebiet, verschiedene Voraussetzungen verlangt, wobei klar ist, dass gewisse Hundegruppen einfach bessere Vorraussetzungen mitbringen als andere.

Potentielle Kandidaten für die Servicehundausbildung sollten mittelgroß bis groß sein, da sie auch höherliegende Punkte erreichen und ihren Besitzer ziehen oder führen müssen. Für Signal- und Epilepsiehunde ist die Größe des Hundes von sekundärer Bedeutung, Stützhunde dagegen sollten aus naheliegenden Gründen recht groß und kräftig gebaut sein. Sozialverträglichkeit gegenüber Menschen, Artgenossen und anderen Tieren muss sein, damit die Bezugsperson nicht in Gefahr gerät.
Servicehunde werden immer kastriert. Die Hunde dürfen weder aggressiv noch ängstlich oder nervös sein, da sie in allen möglichen Alltagssituationen Ruhe bewahren müssen.

Ein stark ausgeprägter Jagdtrieb ist ungünstig, jedoch muss der Hund für die Ausbildung ein hohes Maß an Spielfreude mitbringen. Das Alter des Hundes spielt eine wichtige Rolle, so werden die meisten Hunde von Welpenalter an auf ihre Aufgabe vorbereitet, jedoch ist auch die, vielleicht etwas längere Ausbildung eines älteren Tieres möglich.
Außer Frage steht, dass angehende Servicehunde über einen einwandfreien Gesundheitszustand verfügen müssen.

Neben den bekannten Retriever Rassen sind übrigens sowohl im Service- als auch Therapiehundbereich auch Bullterrier, American Staffordshire Terrier, Bordeaux Doggen und Kangals sehr erfolgreich im Einsatz.
Die Ausbildungsdauer ist recht unterschiedlich, denn sie hängt vom einzelnen Hund und den zu erlernenden Aufgaben ab. In der Regel leben die Hunde bis kurz vor Ende ihrer Ausbildung beim Ausbilder oder in einer Patenfamilie (mit Ausnahme der Epilepsiehunde, da diese von klein an die Anfälle miterleben müssen). Immer häufiger werden jedoch auch, besonders bei den Behindertenbegleithunden, Selbstausbildungsprogramme angeboten.

Kosten
Die Kosten für einen Servicehund werden von der Krankenkasse nicht übernommen. Da die Ausbildung von Servicehunden sehr intensiv ist, müssen dafür auch Summen im fünfstelligen Bereich bezahlt werden.
Um Menschen mit körperlichen Handicaps trotzdem in ihrer Selbstständigkeit durch einen Servicehund zu bereichern, werden die Ausbildungskosten meistens über Spenden, Aktionen und Sponsoren aufgetrieben.

Mag. Michaela Marschall
Project canis. Lebensfreunde Hundetraining