Mit Humor durchs
Leben - wie geht das?

Dr. Roman Szeliga bezeichnet sich selbst als "Humorbotschafter" - hier gibt er Tipps

Dr. Roman Szeliga arbeitete als Internist in einem Wiener Krankenhaus. Vor einigen Jahren krempelte er - enttäuscht vom österreichischen Gesundheitssystem - sein Leben um, gründete eine Künstleragentur und hält nun Vorträge als "Humorbotschafter". Leute zu unterhalten liegt dem Mediziner und Mitbegründer der Cliniclowns im Blut. Im Gespräch mit news.at hat er verraten, wie man dank Humor nicht nur besser, sondern auch länger lebt.

von Lachen muss sein - Mit Humor durchs
Leben - wie geht das? © Bild: Andreas Kolarik Fotografie

Dr. Roman Szeliga bezeichnet sich selbst als "Humorbotschafter", als "Testimonial für die schönste Sache der Welt". Man müsse dabei möglichst wertschätzend und diplomatisch agieren - eben wie ein Botschafter. Sein Ziel sei es, gute Laune weiterzugeben. Und zwar "gerade dort, wie sie scheinbar verloren gegangen ist, einerseits im Gesundheitsbereich, andererseits im Business". Gerade dort, wo man auf den ersten Blick nicht allzu viel zu lachen habe, sei es umso wichtiger, Humor wieder zu etablieren.

»Unser Gesundheitssystem ist sehr mühsam. Darunter leiden Patienten, Ärzte und Pflegepersonal.«

Wie kommt ein Arzt auf die Idee, seinen Kittel an den Nagel zu hängen und stattdessen die Menschen lieber mit Humor zu infizieren? Roman Szeliga bringt es auf den Punkt: "Unser Gesundheitssystem ist sehr anstrengend und mühsam. Ich bin ein Mensch, der gerne Dinge zum Positiven verändert, sehr menschlich kommuniziert. Dafür ist das System nicht geeignet. Ich sehe große Mängel im Bereich der Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten, zwischen den unterschiedlichen Hierarchien. Darunter leiden viele, nicht nur die Patienten, sondern auch die Ärzte, das Pflegepersonal und die Angehörigen. Es wird alles verbürokratisiert. Für mich war daher der Gedanke: 'Ich will in diesem System nicht alt werden.'"

Mitbegründer der Cliniclowns

Ein erster Schritt weg vom Arzt hin zum Entertainer war die Erfindung der Cliniclowns, deren Mitbegründer er ist. Die Grundidee stammt aus den Vereinigten Staaten, zusammen mit einigen Kollegen etablierte der "Humorbotschafter" die Idee auch in Österreich und Europa. Im September 1991, also vor inzwischen 25 Jahren, startete Roman Szeliga zusammen mit der Schauspielerin Kathy Tanner im Wiener AKH. Auf der Kinderdialyse, der Kardiologie und der Kinderkrebsstation brachten die Clowns ihre kleinen Patienten zum Lachen.

© Agentur Happy&Ness GmbH Roman Szeliga als Cliniclown mit seiner Partnerin Kathy Tanner

Als man sah, dass die Clowns nicht etwa den Betrieb stören, sondern unglaublich positive Energie nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Krankenschwestern, Ärzten und Angehörigen freisetzen, durften sie weitermachen. Und zwar nicht nur im Wiener AKH, sondern auch in zahlreichen anderen Krankenhäusern. Inzwischen sind an die 80 Cliniclowns in Österreich und 2.500 in Europa tätig. Darauf ist Roman Szeliga "total stolz". Es handelt sich um ein Projekt, an dem sein Herz hängt, für das er regelmäßig spendet. Er selbst ist allerdings nicht mehr als Cliniclown aktiv, ihm fehlt aufgrund von zahlreichen Vortragstagen - insgesamt rund 150 pro Jahr - schlicht die Zeit dafür.

»Man muss wissen, bei welchem Kind man etwas mehr Gas geben kann und welches lieber in Ruhe gelassen werden möchte.«

Doch Zeit ist etwas, dass Cliniclowns unbedingt mitbringen müssen. Zweimal die Woche verbringen sie etwa zwei bis drei Stunden mit ihren kleinen Patienten, je nachdem wie intensiv die Betreuung ist. "Das ist eine sehr feinfühlige Arbeit. Man muss wissen, bei welchem Kind man etwas mehr Gas geben kann und welches lieber in Ruhe gelassen werden möchte. Da braucht es gute Leute, gute Clowns, eine gewisse Routine, die sich da entwickelt", erklärt Roman Szeliga.

Als Cliniclown kann sich jeder bewerben, genommen werden aber nur die Besten der Besten, da es sich zwar um eine wunderschöne, aber psychisch anspruchsvolle und oftmals belastende Arbeit handelt. Es gibt eine Aufwandsentschädigung, die jedoch nicht so hoch ist, dass man davon leben könnte. "Es soll eine Wertschätzung sein, da es eine wirklich schwere Tätigkeit ist", sagt Szeliga.

Humor in der Arbeit

Zahlreiche Studien beweisen, dass gute Stimmung gute Leistung bedeutet. "Wenn die Leute gut drauf sind, wenn sie Spaß an der Arbeit haben und das auch zeigen, indem sie lachen oder etwas Verrücktes tun, ist das in keinster Weise ein Zeichen für mangelnde Arbeitsleistung oder Ernsthaftigkeit", stellt der "Humorbotschafter" klar. Für den Vortragenden ist es wichtig, die Chefs mit ins Boot zu holen. Humor müsse in die Firmenkultur implementiert werden. Jene Firmen, in denen dies der Fall ist, wären erfolgreicher, die Mitarbeiter glücklicher, zufriedener und begeisterungsfähiger.

»Ein ehrliches Kompliment kostet Chefs keinen Cent und ist ein tolles Motivationstool.«

Viele Firmenchefs, die zunächst skeptisch waren, würden ihn nach Vorträgen ansprechen und großes Interesse zeigen. "Ein ehrliches Kompliment kostet Chefs keinen Cent und ist ein tolles Motivationstool. Es sind kleine Dinge, die gute Stimmung ausmachen", meint Szeliga.

© Andreas Kolarik Fotografie Roman Szeliga bei einem seiner vielen Vorträge

Praktische Tipps für den Hausgebrauch

Abgesehen von "psychologischen Hypochondern", denen es nur gut geht, wenn es ihnen schlecht geht, streben wohl alle Menschen nach guter Laune und mehr Humor in ihrem Leben. Doch wie ist das möglich? "Humorbotschafter" Roman Szeliga hat einige gute Tipps parat.

Immer das Positive sehen

Szeliga bezeichnet sich selbst als positiv denkenden Menschen. "Wenn etwas Negatives passiert, versuchte ich, das Positive im Negativen zu sehen", erklärt er. Wenn er sich ärgert ("Allein den Satz muss man mal analysieren: Ich ärgere mich. Also ich tue mir etwas Schlechtes"), überlegt er zunächst, ob die Sache den Ärger überhaupt wert ist. Falls ja, lässt er es geschehen, um die Sache danach abschließen zu können. Das würde ihm natürlich besser gelingen als vielen anderen Menschen, aber zumindest sei es den Versuch wert, meint der "Humorbotschafter". Zudem solle man versuchen, positiv statt negativ zu formulieren. Statt "das Essen war gar nicht so schlecht", heißt es dann einfach: "Das Essen war gut."

Von Energieräubern fernhalten

Es gibt Menschen, die es schaffen, mit ihren Aussagen oder Handlungen den Menschen in ihrer Umgebung ein schlechtes Gewissen zu machen oder schlechte Stimmung zu verbreiten. Egal ob im Freundeskreis, im Berufsleben oder in der Familien- man sollte diesen Menschen besser aus dem Weg gehen. "Man muss sagen: 'Du tust mir nicht gut, ist distanziere mich davon.' Das hilft wirklich, denn es sind oft die kleinen Dinge, die es ausmachen", meint Szeliga. Sobald man identifiziert habe, wer einem weh tut, müsse man die Kraft haben, sich von ihm oder ihr zu lösen.

Richtig aufwachen

Viele unter uns sind Morgenmuffel. Ein erster Schritt, um angenehmer in den Tag zu starten, wäre, statt des lästigen Wecker-Summens mit Musik geweckt zu werden. "Das ist ein ganz anderes Aufwachen, ein positives Aufwachen, ein langsameres Aufwachen", meint Szeliga.

An angenehme Ereignisse denken

Noch während er nach dem Aufwachen im Bett liege, würde er sich Gedanken über den kommenden Tag machen, meint Roman Szeliga. Dabei suche er sich die positiven Dinge heraus, auf die er sich freuen könne. Wenn mehrere anstrengende Meetings anstehen, wäre dies etwa ein angenehmer Termin am Abend.

Morgens in den Spiegel lächeln

"Wenn ich in der Früh in den Spiegel hineinlächle, dann lächelt jemand zurück", bringt es der "Humorbotschafter" auf den Punkt. Anstatt - wie es viele Morgenmuffel tun - griesgrämig zu schauen, sollte man täglich versuchen, zu lächeln. "Allein schon das Denken an positive Ereignisse, an lustige Dinge, löst Glückshormone aus. Da muss man gar nichts mehr weiter tun", sagt Szeliga. Der Lachyoga-Experte aus Indien habe einmal gesagt: "Fake it, till you make it", also soll man die Munkelwinkel nach oben ziehen und so lange so tun, als würde man lachen, bis daraus schließlich ein echtes Lachen entstehe. Es sei nachgewiesen, dass es funktioniert, erklärt der ehemalige Internist.

Kein Montag-Morgen-Blues

Viele Menschen graut bereits am Sonntagabend vor dem kommenden Montag. Laut Szeliga müsste das nicht so sein. Sein Tipp: "Montag ist ein Siebentel unserer Lebens. Warum soll der Tag schlecht sein?" Am Freitag würden wir uns auf das Wochenende freuen, warum also nicht am Sonntag auf die Arbeit am Montag?

Anderen etwas Gutes tun

Roman Szeliga überlegt sich jeden Tag, wem er etwas Gutes tun könnte, wen er mit einer guten Idee überraschen oder einfach nur zum Lächeln bringen könnte. Egal ob die Ehefrau, den Kollegen oder die Verkäuferin im Supermarkt. "Es macht mir Spaß, andere Menschen mit guter Laune anzustecken", sagt der "Humorbotschafter". Im Auto habe er eine Clownsnase, die er bei stockendem Verkehr gerne aufsetzte, um den anderen Autofahrern, die meist genervt sind, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Auch in der U-Bahn lächle er gerne seine Mitfahrer an, um zu sehen, wer darauf reagiert.

»20 Minuten Lachen verlängert unser Leben um eine Stunde.«

Abschließend erklärt Roman Szeliga: "Lachen ist super gesund. Lachen ist die beste Medizin. Außerdem ist es auch kommunikativ extrem förderlich, denn gemeinsam zu lachen ist das Schönste, das man tun kann. Es beschleunigt die Atmung, senkt den Blutdruck und die Stresshormone wie Adrenalin im Blut. Es verbessert die Verdauung und erzielt Glückshormone. Man sagt: 20 Minuten Lachen verlängert unser Leben um eine Stunde." Wenn wir unseren Lachkonsum verdoppeln, würden wir um einiges gesünder leben. Humorvolle Menschen leben laut Studien durchschnittlich sieben Jahre gesünder und länger. Also, worauf warten Sie noch: Lachen Sie kräftig und herzhaft los!

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