Horst Pöchhacker ist tot

Langjähriger ÖBB-Aufsichtsratschef nach kurzer schwerer Krankheit gestorben

Der fest in der SPÖ verankerte Horst Pöchhacker, seit 2007 Präsident der ÖBB und in selbiger Funktion Stellvertreter bei der Asfinag, ist heute, Mittwoch, nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren gestorben. Seit dem selben Jahr Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, war er zuvor ab 1982 Vorstandschef und Generaldirektor der Porr AG gewesen.

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Todesfall - Horst Pöchhacker ist tot

Vorstandsmitglied beim Baukonzern Porr war Pöchhacker schon ab 1976. Bis zu seinem Tod war der studierte Bauingenieur seit 2006 auch Aufsichtsratsmitglied der Wiener Städtischen Wechselseitigen Versicherungsanstalt, eine weniger bekannte Funktion Pöchhackers - wie auch seine Vorstandsfunktion bei der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Wohlfahrts-Privatstiftung.

Pöchhacker wollte bis zuletzt "Wissen weitergeben"

Sein Aufsichtsratsvorsitz bei den ÖBB hätte laut Bestellung bis zur Hauptversammlung 2015 laufen sollen. "Ich bin ein Beispiel dafür, dass man auch in einem gewissen Alter, ohne operative Verantwortung und ohne täglich stundenlang eingespannt zu sein, sein Wissen weitergeben kann", sagte Pöchhacker dem Magazin "Format" vor mehr als zwei Jahren.

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) bedauerte heute, dass Österreich mit Pöchhacker "einen wichtigen Manager" verloren hat, "der über Jahre in der Privatwirtschaft gezeigt hat, dass er erfolgreich tätig ist und nach seiner Zeit als Porr-Chef bereit war, an der Weiterentwicklung von ÖBB und Asfinag in entscheidender Funktion mitzuwirken". Der Kanzler schätze an Pöchhacker, "dass er neben seinen hohen wirtschaftlichen Kenntnissen und Meriten immer auch die Folgen des wirtschaftlichen Handelns für die Gesellschaft berücksichtigt hat". Pöchhacker seien "der gesamtgesellschaftliche Zusammenhalt und die Fragen von gesellschaftlichen Entwicklungen gleichermaßen wichtig" gewesen.

Auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zeigte sich betroffen und meinte in einer Aussendung, Pöchhacker habe einen Manager verloren, der "unsere Wirtschaft und insbesondere die Entwicklung der Infrastruktur über Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt hat".

Die Gewerkschaft vida und der ÖBB-Betriebsrat betrauerten in Person des Vorsitzenden Gottfried Winkler bzw. des Betriebsratschefs Roman Hebenstreit mit Pöchhacker "einen Menschen, der stets einen fairen Umgang mit Mitarbeitern gezeigt und für Interessensausgleich gesorgt hat".

Pöchhacker begann als Bauleiter bei der Porr

Geboren wurde der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder und einfache Großvater am 16. November 1938 in Wien. 1956 machte er die Matura, 1962 graduierte er zum Diplomingenieur an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur an der Technischen Universität Wien und trat noch im selben Jahr als Bauleiter in den Porr-Konzern ein.

Dort ab Mitte 1982 Vorstandsvorsitzender, bekleidete Pöchhacker bis zu seinem Ausscheiden im Mai 2007 zahlreiche Aufsichtsratsfunktionen bei Konzerntöchtern. Von 1993 weg war er AR-Chef bei der Porr Technobau und Umwelt AG, ab 1994 selbiges bei der Porr Projekt und Hochbau AG. Ab 1997 kam noch der AR-Vorsitz bei der Porr AG München dazu, ab 2005 die selbe Funktion bei der Wibeba Holding GmbH. Stellvertretender AR-Chef war Pöchhacker zudem bei der UBM Realitätenentwicklung AG (ab 1994) und bei der Teerag-Asdag AG (ab 2000).

Dazu kamen noch Vorstandstätigkeiten in Verbänden - wie seit 1990 beim Fachverband der Bauindustrie und ab 1991 bei der Vereinigung der Österreichischen Industrie in der Landesgruppe Wien sowie ab 1996 bei der Vereinigung der Österreichischen Industrie; jeweils als Mitglied des Vorstandes. Seit 1992 war Pöchhacker auch Präsident der Vereinigung Industrieller Bauunternehmungen Österreichs (VIBÖ).

Stets "kompetent und sachgerecht" agiert

Stellvertretender Chef des Aufsichtsrates war Pöchhacker bis zuletzt auch bei der ÖBB Personenverkehr AG und bei der Rail Cargo Austria AG. Selbige Funktion übte er auch bei der Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. aus, wie auch bei der ARE Austrian Real Estate Developmnet GmbH, der früheren BIG Entwicklungs- und Verwertungs GmbH - auch hier hat Pöchhacker laut Wirtschaftsminister Mitterlehner "kompetent und sachgerecht" agiert.

Pöchhacker geriet aber auch ins Visier der Justiz: Der Kauf der ungarischen MavCargo durch die ÖBB bescherte ihm, neben anderen früheren leitenden ÖBB-Leuten, erst im Juli eine Anklage wegen Untreue, die Vorwürfe hat Pöchhacker stets bestritten. "Die Vorwürfe sind unrichtig", betonten seine Anwälte Martin Nemec und Norbert Wess. Auch rund um die Causa der Buwog-Privatisierung und den Einzug der Finanzverwaltung in den Linzer Terminal Tower fiel Pöchhackers Name erst im Juli in den Medien - er soll als einer von insgesamt 18 Namen im Vorhabenbericht der Korruptionsstaatsanwaltschaft genannt sein. Der Vorhabenbericht liegt bei der Oberstaatsanwaltschaft Wien - für Pöchhacker spielt das nun keine Rolle mehr.

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