Hochzeitstourismus auf Zypern

"Insel der Aphrodite", ihres Zeichens Liebesgöttin, macht ihrem Beinamen alle Ehre.

von Urlaub mit Mehrzweck - Hochzeitstourismus auf Zypern © Bild: 2012 AFP

"Wir haben nicht den gleichen Glauben", sagt Johana schulterzuckend. In ihrem weißen Kleid aus dem Reisekoffer sieht die Braut bezaubernd aus. Die junge Libanesin gehört der Religionsgemeinschaft der Drusen an. Mit ihrem christlichen Verlobten ist sie aus Beirut nach Larnaka gekommen, Flugzeit 45 Minuten. "Beide Familien unterstützen diese nicht-kirchliche Heirat, weil das wichtigste ist, dass das Paar glücklich ist", sagt Lillija, eine mitreisende Freundin, nach der kurzen Zeremonie.

Obwohl es in beiden Ländern zaghafte politische Vorstöße gibt, auch standesamtliche Eheschließungen einzuführen, steigt die Zahl der Paare aus dem Libanon und Israel rapide an, die in Zypern den Bund fürs Leben schließen. Das kleine Inselland hat 1990 das zivile Traurecht eingeführt. Dass die Kommunalbehörden auch "zivile" Preise von unter 300 Euro für die Dienstleistung kassieren, hat nach außen abgestrahlt.

Im Jahr 2012 registrierte alleine das Rathaus der Küstenstadt Larnaka, nahe des internationalen Flughafens, 423 israelische Hochzeitspaare. Und die Zahl libanesischer Eheschließungen in Zypern verdoppelte sich zwischen 2007 und 2013. In beiden Herkunftsländern dieser Trau-Touristen werden ausländische Ehe-Urkunden umstandslos anerkannt.

Im Wartezimmer des Standesamts von Larnaka sitzt der Israeli Nathaniel, der sich als Atheist bezeichnet. Zehn Verwandte sind mit angereist. "Es ist ja keine große Hochzeit, wie die religiösen, und Zypern ist so nah, da konnten wir unsere engsten Familienmitglieder mitbringen", sagt strahlend die Braut Hili. Ihre Schwägerin Rotem, die in Israel religiös heiratete, sagt mit leichtem Bedauern: "In unserem Land gibt es einfach nicht genug Optionen."

Hochzeitszourismus kurbelt den Tourismus an

Managerin Antigoni Kapodistria, für die Förderung des zypriotischen Trau-Tourismus zuständig, sieht ihre Erfolgsaussichten rosig. "In den östlichen Nachbarländern werden standesamtliche Eheschließungen in naher Zukunft nicht eingeführt", schätzt sie. Nach ihrer amtlichen Statistik machten Paare auf dem Weg zum Standesamt 2012 8,5 Prozent aller eintreffenden Touristen aus. Und in den beiden vergangenen Jahren stieg ihre Zahl um 13,7 Prozent. Heiratsurkunden, die EU-weit anerkannt sind, kaum Papierkrieg und attraktive Hochzeit-inklusiv-Angebote der Reiseagenturen sind weitere Pluspunkte, die den Boom verstärken.

"Meine jüdische Großmutter kam 1903 in Russland zur Welt, also noch vor der Oktoberrevolution. Ihre Urkunden sind nicht auffindbar", sagt der junge, selbst noch in Russland geborene Israeli Pavel, der deshalb in seinem Heimatland keinen trauwilligen Rabbi fand. Mit seiner Verlobten Gilatr nahm er den Morgenflug nach Larnaka. Sein feines blaues Oberhemd beißt sich etwas mit dem Rucksack und der Straßenkarte, mit denen sie die kurze Strecke zum Rathaus unterwegs sind.

Ganz alleine sind sie gekommen, wollen sich schnell "Ja" sagen und dann ein langes Flitterwochenende am Strand verbringen. Auch wenn einige libanesische und israelische Paare nur einen Tagesausflug zur Hochzeit auf Zypern buchen, bleiben die meisten zur Freude der rezessionsgeschädigten Wirtschaft des Landes doch um einiges länger.

Um den Köder noch fetter zu machen, bietet die Hauptstadt Nikosia historische Gebäude für Hochzeitsfeiern an; in Larnaka werden die Brautpaare mit kleinen Schmucksachen beschenkt. Antri Tzioni, ein örtlicher Standesbeamter, sieht sich als nachhaltigen Förderer des Fremdenverkehrs: "Wenn sie gute Erinnerungen an ihre Trauung hier haben, kommen sie sicher wieder."

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