Falsch verstandene Hits

Was "I Don't Like Mondays" oder "Born in the U.S.A." wirklich bedeuten

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Aufgeklärt - Falsch verstandene Hits

Wer mag sie schon? Die gemeinen, hinterlistigen und fiesen Montage, die das wunderbare Wochenende beenden und zu neuem Tatzwang auffordern. Musikalisch unterlegt man diese Abneigung stets mit dem passenden Song „I Don’t Like Mondays“ und einem Augenzwinkern. Klar, alle verstehen. Oder?

Nein, eigentlich nicht, denn so unbeschwert dieser Titel gehäuft zu Wochenbeginn gespielt, gepostet und gehört wird, ist er bei weitem nicht. Er thematisiert einen Amoklauf aus dem Jahr 1979 in San Diego. Damals, an einem Montag, erschoss die 16-jährige Brenda Ann Spencer einen Schuldirektor und einen Hausmeister und verletzte einen Polizisten und acht Schüler. Ihre kalte Antwort auf die „Warum“-Frage beantwortete das Mädchen im Blumenkleid mit „I Don’t Like Mondays. Das belebt den Tag.“ Bob Geldof, tief betroffen über das Ereignis und die Aussage schreib daraufhin den Song für seine damalige Truppe, die Boomtown Rats.

Keine heimliche US-Hymne

Auch zu 99,9 Prozent falsch interpretiert wird der wohl größte Hit des „Bosses“. Nein, Bruce Springsteens „Born in the U.S.A.“ ist NICHT die heimliche Hymne der Vereinigten Staaten und hat auch nichts mit US-Patriotismus zu tun. Springsteen besingt darin nicht den tollen Staat, sondern das Leben eines Soldaten in Vietnam, der nach seiner Rückkehr aus dem Krieg in den USA keinerlei Chancen mehr hat. Doch in diese Falle tappen nicht nur sämtliche 08/15-Songhöhrer, sondern selbst Ex-US-Präsident Ronald Reagan, der den Song für seinen Wahlkampf im Jahr 1984 einsetzen wollte. Springsteen hat selbstredend abgelehnt.

Auch die aufgelegte Mitsing-Hymne „Beds are burning“ wurde zum Welthit. Wie können wir schlafen, wenn unsere Betten brennen? Das fragten Midnight Oil 1987. Und schufen einen politischen Protestsong, der auf die Vertreibung der letzten Ureinwohner Australiens aufmerksam machen sollte. Sollte. Denn die Message ging im Laufe der Jahre leider klar verloren.

Auch zielt der legendäre Rolling-Stones-Hit „Satisfaction“ nicht, wie oftmals angenommen, auf sexuelle Befriedigung ab. Nein, Keith Richards, der den Hit übrigens abgrundtief hassen soll, wollte damit eigentlich etwas Gesellschafts- und Konsumkritisches schaffen.

Auch deutschsprachige Songs betroffen

Doch diese Missverständnisse passieren nicht nur beim Hören englisch-/fremdsprachiger Titel. Dieses Nicht-Wissen betrifft auch durchaus Hits aus dem deutschsprachigen Bereich. So wurde Geier Sturzflugs „Bruttosozialprodukt“ als „Ballade vom deutschen Arbeitsethos“ oder CDU-Ode abgestempelt. Doch dabei ging es der Band um Bochum um ganz etwas anderes: Angespielt wird auf Arbeiter in einem Großhandel, die bereits vom Bergbau geschädigt waren, das Arbeiten aber trotz körperlichem Ende immer noch nicht lassen konnten. Doch diese Ironie ging ebenfalls verloren.

Gesammelt gibt es noch viel mehr Beispiele zu diesem Thema in dem Buch „Nur noch kurz die Welt retten“ von Günther Fischer und Manfred Prescher, erschienen im Konrad-Theiss-Verlag.

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